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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Rolle bis zu Delacroix’ Fuß und schaute eifrig zu ihm auf, doch der kleine Cajun schenkte seinem Freund keine Beachtung, jedenfalls im Augenblick nicht.
    »Was war los, Boss?«, fragte Delacroix. »Wer sich verletzen? Ich’abe nicht können sehen.«
    »Alles ist bestens«, erwiderte ich. »Unser neuer Junge kam herein wie ein Löwe, aber jetzt schläft er wie ein Lamm. Ende gut, alles gut.«
    »Ist noch nicht vorüber«, sagte Delacroix und schaute den Gang entlang in Richtung der Zelle, in der Wharton pennte. »L’homme mauvais, c’est vrai!«
    »Keine Sorge, Del«, antwortete ich beruhigend. »Niemand wird von dir verlangen, dass du auf dem Hof mit ihm seilspringst.«
    Hinter mir knarrte es, als Coffey von seiner Pritsche aufstand. »Boss Edgecombe«, sagte er. Diesmal klang es drängend. »Ich muss mit Ihnen reden!«
    Ich wandte mich ihm zu. Okay, kein Problem, dachte ich, Reden gehört zu meinem Job. Und die ganze Zeit bemühte ich mich, nicht zu zittern, denn ich fror trotz des Fiebers. Abgesehen von meinem Unterleib. Ich hatte immer noch das Gefühl, er sei aufgeschlitzt, mit glühenden Kohlen gefüllt und wieder zugenäht worden.
    »Also rede, John Coffey«, sagte ich und bemühte mich um einen unbeschwerten und ruhigen Tonfall. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Block E wirkte Coffey, als wäre er wirklich hier, tatsächlich unter uns. Der fast stetige Tränenfluss aus seinen Augenwinkeln war versiegt, wenigstens vorübergehend, und ich wusste, dass er sah, was er anschaute – Mr. Paul Edgecombe, Obermotz der Wärter von Block E -, und nicht irgendeinen Ort, an den er zurückzukehren wünschte, um das Schreckliche, was er getan hatte, ungeschehen zu machen.
    »Nein«, sagte er, »Sie müssen hier reinkommen.«
    »Du weißt, dass ich das nicht tun kann«, erwiderte ich, immer noch um einen lockeren Tonfall bemüht, »wenigstens nicht im Moment. Ich bin vorübergehend allein hier, und du bist mindestens anderthalb Tonnen schwerer als ich. Wir hatten heute Nachmittag schon Theater, und das reicht. Also werden wir einfach einen Plausch durch die Gitterstäbe halten, wenn es dir nichts ausmacht, und …«
    »Bitte!« Er umklammerte die Gitterstäbe so fest, dass seine Knöchel und die Fingernägel weiß wurden. Sein Gesicht war tief betrübt, und diese sonderbaren Augen spiegelten ein Verlangen wieder, das ich nicht verstehen konnte. Ich erinnere mich, dass ich dachte, ich hätte es vielleicht verstehen können, wenn ich nicht so krank gewesen wäre, und dass ich ihm dann hätte helfen können. Wenn man weiß, was ein Mensch braucht, dann kennt man den Menschen meistens. »Bitte, Boss Edgecombe! Sie müssen reinkommen!«
    Das ist das Verrückteste, was ich je gehört habe, dachte ich, und dann wurde mir etwas noch Verrückteres klar: Ich würde es tun. Ich nahm mein Schlüsselbund vom Gürtel und suchte nach dem Schlüssel für John Coffeys Zelle. Er hätte mich sogar schnappen und wie Brennholz über dem Knie zerbrechen können, wenn ich gut drauf gewesen wäre und mich prima gefühlt hätte, aber das war an diesem Tag nicht der Fall. Trotzdem würde ich es tun. Weniger als eine halbe Stunde nach der anschaulichen Demonstration, wohin Blödheit und Laxheit fuhren können, wenn man es mit zum Tode verurteilten Mördern zu tun hat, würde ich die Zelle dieses schwarzen Riesen allein öffnen, eintreten und mich zu ihm setzen. Wenn das jemand sah, konnte ich meinen Job verlieren, auch wenn er nichts Verrücktes anstellte, aber ich würde es trotzdem tun.
    Halt, sagte ich mir, sei vernünftig, Paul. Aber ich war es nicht. Ich benutzte einen Schlüssel für das obere Schloss, einen anderen für das untere, dann schob ich die Tür in ihrer Schiene zur Seite.
    »Wissen Sie, Boss, das vielleicht keine so gute Idee sein«, meinte Delacroix so nervös und besorgt, dass ich unter anderen Umständen vielleicht darüber gelacht hätte.
    »Kümmere dich um deine Angelegenheiten, und ich kümmere mich um meine«, sagte ich, ohne mich zu ihm umzuschauen. Mein Blick war starr auf John Coffeys Augen gerichtet, und ich hatte das Gefühl, dass meine Augen wie festgenagelt waren. Es war, als würde ich hypnotisiert. Meine Stimme klang in meinen Ohren wie ein Echo, das durch ein langes Tal hallt. Teufel, ich wurde vielleicht hypnotisiert. »Leg dich einfach hin und ruh dich aus.«
    »O’err im’immel, diese Knast ist verrückt«, sagte Delacroix mit bebender Stimme. »Mr. Jingles, ich fast wünsche, sie braten mich, und

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