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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Lächeln auf seinem Gesicht, als ob er mit seinem liebsten Wiegenlied eingeschlafen wäre. Ein Rinnsal Blut sickerte aus seinem Haar auf den Kragen des neuen Gefängnishemds. Das war alles.
    »Percy«, sagte ich, »hilf mir!«
    Percy regte sich nicht, stand nur an der Wand und starrte wie betäubt mit weit aufgerissenen Augen vor sich hin. Ich glaube nicht, dass er genau wusste, wo er war.
    »Percy, verdammt, schnapp ihn dir!«
    Dann bewegte er sich endlich, und Harry half ihm. Wir drei schleppten den bewusstlosen Mr. Wharton in seine Zelle, während Brutal half, Dean auf die Füße zu bringen. Er hielt ihn so liebevoll wie eine Mutter, während Dean sich krümmte und hustend um Atem rang.
    Unser neues Problemkind schlief fast drei Stunden lang, und als es aufwachte, zeigte es absolut keine Nachwirkungen von Brutals wildem Hieb. Er kam zu sich, wie er sich bewegte – schnell. Gerade hatte er noch wie tot auf der Pritsche gelegen, und im nächsten Augenblick stand er schon an den Gitterstäben – er war leise wie eine Katze – und starrte mich an, während ich am Wachpult saß und einen Bericht über den Zwischenfall schrieb. Als ich schließlich spürte, dass mich jemand anstarrte, blickte ich auf, und da war er. Sein Grinsen enthüllte ein paar faulige, schwarze Zähne, mit bereits einigen Lücken dazwischen. Ich erschrak zu Tode, als ich ihn da so grinsend stehen sah. Natürlich versuchte ich, es nicht zu zeigen, aber ich glaube, er wusste es. »He, Lakai«, sagte er. »Beim nächsten Mal bist du dran. Und dann klappt es.«
    »Hallo, Wharton«, erwiderte ich so lässig, wie ich konnte. »Unter diesen Umständen kann ich mir wohl die Ansprache und die Willkommensworte schenken, meinst du nicht?«
    Sein Grinsen kam etwas ins Wanken. Das war nicht die Sorte Antwort, die er erwartet hatte, und vermutlich auch keine, die ich ihm unter anderen Umständen gegeben hätte. Aber etwas war geschehen, während Wharton bewusstlos gewesen war. Das ist vermutlich einer der wichtigsten Punkte, die ich Ihnen auf diesen mühsamen Seiten mitteilen wollte. Nun sehen wir mal, ob Sie es glauben.

3
    Als die Aufregung vorüber war, brüllte Percy nur einmal Delacroix an und hielt dann den Mund. Das war vermutlich eher auf den Schock zurückzuführen als auf den Versuch, Taktgefühl zu zeigen – Percy Wetmore wusste meiner Meinung nach so viel über Takt wie ich über die Eingeborenenstämme des schwärzesten Afrikas -, aber es war trotzdem eine verdammt gute Sache, dass er die Klappe hielt. Wenn er gejammert hätte, weil Brutal ihn gegen die Wand gestoßen hatte, oder gefragt hätte, warum ihm niemand gesagt hatte, dass manchmal boshafte Männer wie Wild Billy Wharton in Block E kamen, dann hätten wir ihn vielleicht umgebracht, glaube ich. Dann hätten wir die Green Mile auf eine ganz neue Weise kennengelernt. Das ist eine lustige Idee, wenn man darüber nachdenkt. Ich verpasste meine Chance, es wie James Cagney in Sprung in den Tod zu machen.
    Wie dem auch sei, als wir unsicher waren, dass Dean wieder atmen und nicht ohnmächtig zusammenbrechen würde, führten Harry und Brutal ihn rüber zur Krankenstation. Delacroix, der sich während des Zwischenfalls absolut still verhalten hatte (er war oft im Knast gewesen und wusste, wann man besser die Klappe hielt oder wann man sie relativ ungefährdet aufreißen konnte), begann jetzt über den Gang zu jaulen, als Harry und Brutal mit Dean fortgingen. Delacroix wollte wissen, was passiert war. Man hätte denken können, seine verfassungsmäßigen Rechte wären verletzt worden.
    »Halt die Schnauze, du kleiner Schwuler!«, brüllte Percy so wütend zurück, dass seine Halsadern anschwollen. Ich legte eine Hand auf seinen Arm und spürte, dass er unter seinem Hemd zitterte. Zum Teil war das natürlich auf die Nachwehen der Angst zurückzuführen (von Zeit zu Zeit musste ich mir in Erinnerung rufen, dass ein Teil von Percys Problemen darin bestand, dass er erst einundzwanzig war, nicht viel älter als Wharton), aber ich glaube, das meiste war Zorn. Er hasste Delacroix. Ich weiß nicht, warum, aber er hasste ihn.
    »Sieh nach, ob Direktor Moores noch da ist«, wies ich Percy an. »Wenn ja, gib ihm einen vollständigen mündlichen Bericht über die Ereignisse. Sag ihm, dass er morgen meinen schriftlichen Bericht auf seinem Schreibtisch hat, wenn ich es schaffe.«
    Percy schwoll sichtlich die Brust bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe; einen entsetzlichen Moment lang dachte ich tatsächlich,

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