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The Green Mile

The Green Mile

Titel: The Green Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ich’abe es’inter mir!«
    Ich ging in Coffeys Zelle. Er wich zurück, als ich näher trat. Als er gegen seine Pritsche stieß – mit den Waden, so groß war er-, setzte er sich darauf. Er klopfte auf die Matratze neben sich, und sein Blick ließ mich nicht los. Ich setzte mich neben ihn, und er legte einen Arm um meine Schultern, als wären wir im Kino und ich wäre sein Mädchen.
    »Was willst du, John Coffey?«, fragte ich und schaute immer noch in seine Augen – in diese traurigen, ernsten Augen.
    »Ich will nur helfen«, sagte Coffey. Er seufzte wie jemand, der sich mit einer Aufgabe konfrontiert sieht, die er nicht gern erledigt, und dann berührte er mich in meinem Schritt, gerade oberhalb meines Penis, auf dem Knochen, der eine Handbreit unter dem Nabel liegt.
    »He!«, rief ich. »Nimm deine verdammte Hand …«
    In diesem Augenblick durchfuhr mich etwas wie ein Blitzschlag, ein starker, aber nicht schmerzhafter Schlag. Ich machte einen Satz auf der Pritsche und krümmte mich, und ich musste daran denken, wie Old Toot sich bei unserer Probe aufgebäumt und gejohlt hatte. »Ich brate, ich brate, ich bin ein gebratener Truthahn!« Ich fühlte keine Hitze, keine Elektrizität, aber für einen Moment schien alles die Farbe zu verlieren, als ob die Welt irgendwie ausgequetscht und zum Schwitzen gebracht würde. Ich konnte jede Pore in John Coffeys Gesicht sehen, ich konnte jedes geplatzte Äderchen in seinen jetzt gehetzt blickenden Augen sehen, ich konnte einen winzigen, verheilenden Kratzer an seinem Kinn sehen. Mir wurde bewusst, dass meine Hände, wie Krallen gekrümmt, erhoben waren und meine Füße auf den Boden von Coffeys Zelle trommelten.
    Dann war es vorüber. Ebenso wie mein Harnwegsinfekt. Die Hitze und der elende, pochende Schmerz waren aus meinem Unterleib verschwunden, und das Fieber war auch fort aus meinem Kopf. Ich spürte noch den Schweiß, den das Fieber aus meiner Haut gesogen hatte, ich konnte ihn riechen, aber es war alles weg.
    »Was ist los?«, rief Delacroix schrill. Seine Stimme klang immer noch wie aus weiter Ferne, aber als sich John Coffey vorneigte, den Blickkontakt mit mir brach, klang die Stimme des kleinen Cajun plötzlich klar. Es war, als ob mir jemand Wattepfropfen oder Ohropax vom Schießstand aus den Ohren gezogen hätte. »Was macht er mit Ihnen?«
    Ich gab keine Antwort. Coffey hatte sich vorgebeugt, in seinem Gesicht arbeitete es, und sein Hals wirkte angeschwollen. Die Augen quollen fast aus den Höhlen. Er wirkte wie ein Mann, dem ein Hühnerknochen in der Kehle stecken geblieben ist.
    »John!«, sagte ich. Ich klopfte ihm auf den Rücken, das war alles, was mir einfiel. »John, was ist los?«
    Er zuckte unter der Berührung meiner Hand zusammen. Dann stieß er ein unangenehmes Würgen und Krächzen aus. Sein Mund öffnete sich, wie manchmal Pferde das Maul öffnen, um widerstrebend das Zaumzeug zuzulassen – die Lippen in einer Art verzweifeltem, höhnischem Grinsen von den Zähnen zurückgezogen. Dann öffneten sich auch seine Zahnreihen, und er atmete eine Wolke winziger schwarzer Insekten aus, die wie Mücken oder Schnaken aussahen. Das dachte ich jedenfalls damals. Sie schwirrten wild zwischen seinen Knien, wurden weiß und verschwanden.
    Plötzlich wich alle Kraft aus meinem Unterleib. Es kam mir vor, als wären die Muskeln zu Wasser geworden. Ich sank zurück gegen die Wand von Coffeys Zelle. Ich erinnere mich, dass ich an den Namen des Erlösers dachte – Christus, Christus, Christus, immer wieder -, und ich weiß noch, dass ich dachte, das Fieber hätte mich ins Delirium getrieben. Das war alles.
    Dann wurde mir bewusst, dass Delacroix, so laut er konnte, um Hilfe brüllte; er teilte der Welt mit, dass John Coffey dabei war, mich zu töten. Sicher, Coffey neigte sich über mich, aber nur, um sich zu vergewissern, dass mit mir alles in Ordnung war.
    »Halt die Klappe, Del«, sagte ich und stand auf. Ich wartete auf den Schmerz, der wieder durch meinen Unterleib schießen würde, doch das war nicht der Fall. Mir ging es besser. Wirklich. Mir war noch kurz schwindelig, aber das ließ schon nach, bevor ich nach den Gitterstäben von Coffeys Zellentür greifen und mich daran festklammern konnte, um mich abzustützen. »Mir geht es eins a.«
    »Sie sollten rausgehen«, sagte Coffey und klang wie eine nervöse alte Frau, die einem Lausebengel rät, vom Apfelbaum runterzuklettern. »Sie sollten hier nicht drin sein, wenn sonst niemand im Block ist.«
    Ich schaute

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