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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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für ein Problem? Zisch ab und spiel mit jemand anderem!«
    Er trat näher, doch ich widerstand dem Drang zurückzuweichen.
    »Ich spiele mit dir, wann und wie ich will«, sagte er. Seine Stimme war kalt und … tödlich. Ich wusste, dies war kein Spiel. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich, aus der perfekten nichtssagenden Maske wurde schäumende Wut. Er zwickte mich in die Wange, seine Finger gruben sich richtig ins Fleisch.
    Bitte, bitte, wimmerte ich stillschweigend, tu mir nichts. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht laut aufzuschreien.
    Mit seiner freien Hand packte er mein linkes Handgelenk und umfasste es wie eine Eisenfessel. Bei seiner Berührung überlief es mich eiskalt.
    Mit einem Fingernagel fuhr er über mein Handgelenk und quer über meine Hand – so brutal, dass ein tiefer roter Kratzer zurückblieb. Ich versuchte, seinen eisigen Blick zu erwidern, aber schnell merkte ich, dass ich in diesem Kampf keine Chance hatte.
    Meine Hand brannte wie Feuer und in Gedanken wimmerte ich noch immer.
    Schlagartig wurde mir klar, wie ernst meine Lage war. Wir waren allein in einer dunklen, schmutzigen Gasse. Niemand wusste, wo ich war, und niemand würde kommen, wenn ich schrie. Meine Gedanken wechselten von bitte, bitte, tu mir nichts zu bitte, bitte, lass mich das überstehen.
    »Wieso bist du vergeben?«, fragte er plötzlich.
    Mein Mund wollte sich nicht öffnen. Meine Lippen waren wie versiegelt.
    »Hast du einen Freund?«, fragte er. Ich nickte stumm und zwang mich, die Tränen zurückzuhalten. »Aha.« Er ließ meine Wange los.
    Aber ich spürte noch immer seine Finger wie Brandmale auf meiner Haut.
    Er grinste breit. »Wunderbar, wunderbar.« Als ob er jetzt erst merkte, was er mit meiner Hand gemacht hatte, sah er erstaunt nach unten. »Verzeih mir.« Er beugte sich darüber und küsste den Kratzer. Ich schloss die Augen. Mein Magen drehte sich um.
    Vincent ließ meinen Arm los und richtete sich wieder auf. Dann legte er die Hand an den Kopf, als zöge er einen imaginären Hut. »Mademoiselle«, sagte er, wandte sich ab und schlenderte pfeifend die Gasse hinunter zu seinem Auto.
    Völlig benommen blieb ich noch eine Weile stehen, während er davonbrauste. Ich versuchte, mir klarzumachen, dass er tatsächlich weg war und dass mir wirklich nichts weiter passiert war. Doch dann wurde es meinem Magen zu viel. Ich raste zu dem Müll und den alten Kartons von gestern und übergab mich heftig, während Wellen der Angst und des Hasses über mir zusammenschlugen.
     
    Nach einer weiteren langen Montagsschicht war ich gerade mal eine Stunde daheim, als der zweite Anruf kam. Caspian saß auf dem Fensterbrett und ließ die Füße baumeln und ich testete ein paar neue Parfumformeln. Ich warf einen Blick über meine Schulter. Das Handy lag auf dem Bett.
    »Ich hol’s dir«, sagte Caspian, sprang von der Fensterbank und war mit zwei langen Schritten am Bett. Eine Sekunde später warf er mir das Handy in den Schoß.
    »Danke.« Ich lächelte ihm zu und klappte das Handy auf.
    »Abbey, ich bin’s, Aubra.«
    Oh nein! Nicht schon wieder, ich würde nicht noch einmal für sie einspringen.
    »Es ist aus!«, kreischte sie. Ich nahm das Handy vom Ohr. »Ich werde dem Mistkerl endlich sagen, dass es aus ist.«
    »Okay …«, sagte ich.
    »Du musst …«
    Ich fiel ihr ins Wort. »Nein, Aubra, tut mir leid.«
    Ihre Stimme wurde völlig hysterisch. »Ich brauche dich, Abbey! Du weißt ja gar nicht, was er mir angetan hat. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich kann es nicht zulassen, dass er mich weiter derart kontrolliert.« Sie atmete schwer und ich glaubte, eine gewisse Panik in ihrer Stimme zu hören.
    »Ich muss … ich muss …«, jammerte sie. »Sonst … sonst werde ich etwas ganz anderes tun. Ich muss es beenden. Ich muss.«
    Ich richtete mich kerzengerade auf. »Aubra, was redest du da? Du wirst dir doch nichts antun, oder?«
    Als sie stumm blieb, hatte ich das schreckliche Gefühl, dass sie genau das gemeint hatte. Ich warf Caspian einen besorgten Blick zu. Er zog fragend die Augenbrauen hoch. »Ich bin gleich da, Aubra«, sagte ich. »Hörst du mich? Gib mir zwanzig Minuten.«
    Ich legte auf und plötzlich kribbelte mein ganzer Körper. Ich musste Mom Bescheid sagen, ich musste so schnell wie möglich zu Aubra. Ich musste verhindern, dass Vincent ihr etwas antat. Und ich musste verhindern, dass sie sich selbst etwas antat.
    »Ich muss weg, Caspian. Das war das Mädchen aus meiner Schule, die auch in der Eisdiele

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