The Haunted
Ersatzteil für die Kühltruhe besorgen.«
Mein Daumen umkreiste den Lautstärkeregler am Handy. »Ich weiß nicht, ob das geht, Aubra. Ich muss erst meine Mom fragen, ob sie mich fährt.« Das kam mir zwar ziemlich lahm vor, aber es stimmte.
»Bitte, Abbey!«
Etwas in ihrer Stimme rührte mich. Es war wirklich nicht schwer, mich rumzukriegen. »Na gut, ich versuch’s.«
Sie legte ohne ein Wort des Dankes oder des Abschieds auf. Ich seufzte. Ein bisschen dankbarer hätte sie wirklich sein können.
Mom fuhr mich zu Onkel Bobs Eisdiele und verschonte mich auf dem Weg zum Glück mit ihrem üblichen Geplauder. Aubra wartete schon an der Tür.
»Endlich!«, rief sie, sobald ich einen Fuß in den Laden gesetzt hatte. Ich musterte sie mit gerunzelter Stirn. Sie ignorierte es und lief nervös vor der Tür auf und ab. Gelegentlich blieb sie stehen und spähte nach draußen. Ich trat an die Theke und nahm mir ein feuchtes Tuch, um einen Klecks verschüttete Karamellsoße aufzuwischen, den sie offenbar übersehen hatte.
Eine Minute später bimmelten die Türglöckchen und sie war weg. Ohne sich zu verabschieden. Wieder einmal.
Zum Glück blieb es ziemlich ruhig und die paar Kunden, die hereinschneiten, zeigten sich geduldig, wenn ich an der Kasse meine Zeit brauchte. Eine halbe Stunde vor Ladenschluss war ich gerade damit beschäftigt, die Soßenbehälter nachzufüllen.
Aubra kam achtundzwanzig Minuten später zurück als verabredet – nicht, dass ich die Zeit gestoppt hätte oder so – und ignorierte mich komplett. Ihre Augen waren rot und verquollen, aber mein Mitleid mit ihr war erschöpft.
»Na gut, dann bis dann«, sagte ich. »Ich gehe jetzt.«
Sie blieb stumm. Ich ging nach draußen, um Mom anzurufen und ihr zu sagen, dass ich jetzt fertig war.
Mom meinte jedoch, sie müsse noch kurz etwas erledigen und würde mich abholen, sobald sie fertig sei. Seufzend klappte ich mein Handy zu. Das alles passte mir ganz und gar nicht. Ich lief um den Laden herum in die dahinterliegende Gasse zu den Stühlen.
Zuerst war es ganz nett, an einem ruhigen Fleck zu sitzen und zu chilien. Aber plötzlich ging mir auf, wie einsam und abgelegen diese Gasse war. Mitten auf der Zementwand des gegenüberliegenden Gebäudes war eine Notbeleuchtung befestigt, die etwas Licht gab, doch sie erhellte nur einen Radius von ein paar Metern. Ich wusste nicht, wer oder womöglich was am Ende der Gasse herumlungerte.
Natürlich fing ich dann auch noch an, seltsame Geräusche zu hören und aus den Augenwinkeln heraus Dinge zu sehen, die sich bewegten. Ich musste über mich selbst lachen, als eine Ratte vorbeihuschte. »Jetzt reg dich mal ab, Abbey!«, sagte ich laut.
Ich holte mein Handy heraus und bedauerte wieder einmal, dass Caspian keines hatte. Ich klickte mich durchs Menü und landete schließlich bei den Spielen. Ich war gerade damit beschäftigt, einen neuen Tetrisrekord aufzustellen, als plötzlich ein Schatten vor mir aufragte. Ich sah hoch.
Und wünschte, ich hätte es nicht getan.
»Hallo, Abbey«, sagte Vincent.
Ich biss die Zähne zusammen und zwang mich zu einem Hallo, bevor ich mich wieder meinem Spiel widmete. Er setzte sich neben mich an den Tisch und knallte mit seinem Knie an meins. Ich rutschte ein bisschen weg, doch er rutschte nach.
Übertrieben langsam rutschte ich weiter weg. Seine perfekt weißen Zähne schimmerten im Licht, als er lächelte. »Sei doch nicht so«, schnurrte er, dann senkte er die Stimme. »Oder vielmehr, sei ruhig so. Es turnt mich an.«
Ich hörte mit meinem Spiel auf und starrte ihn an. Was wollte der Kerl eigentlich von mir? Warum war er so ätzend?
»Ich weiß genau, was du denkst«, sagte er. »Du bist scharf auf mich.«
Ich fauchte angewidert. »Was soll denn dieses Gelaber! Ich bin vergeben. Außerdem hast du doch schon eine Freundin, oder?« Ich deutete auf den Laden. »Aubra?«
Vincent seufzte, es klang sehr elegant, und setzte eine gequälte Miene auf. »Ich hab sie ziemlich satt. Sie ist langweilig.« Er legte den Kopf schief. »Außerdem steht mir ja vielleicht der Sinn nach einem kleinen Seitensprung.«
»Tja nun, da bist du bei mir an der falschen Adresse.« Ich stand auf und marschierte von ihm weg auf den Eingang der Gasse zu, doch dann sah ich, dass ein schwarzer Ford Mustang ihn versperrte. Vincents Schritte hallten hinter mir, er verfolgte mich.
Panik stieg in mir auf. Ich wirbelte herum, um mich ihm zu stellen, und stemmte eine Faust in die Hüfte. »Was hast du
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