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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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Friedhof verwandelte sich wieder in einen friedlichen Ort der Ruhe und der Mond kam aus seinem Versteck und beleuchtete den Pfad vor mir. Gerade und ohne Hindernis lag er vor mir.
    Ganz bewusst machte ich einen Schritt von der Wand weg, dann noch einen. Ich musste es doch nur bis zu Caspian schaffen. Und wenn er nicht da war, würde ich mich zu Nikolas und Katy aufmachen.
    Meine Füße kannten den Weg und ich lief schneller. Es war überraschend kühl für eine Nacht Ende Juli, ein kalter Schauer lief mir über den Nacken. Ich drehte mich kurz um, weil ich mich vergewissern wollte, dass der Schauer keinen anderen Grund hatte. Nein, der Friedhof war leer.
    Ich war schon fast da, als ich es hörte.
    Ein schwaches Klirren. Metall auf Stein.
    Ich blieb stehen.
    Das Klirren wurde zu einem Kratzen. Jemand begann zu pfeifen.
    Als ich mich langsam umdrehte, sah ich, wie Vincent mir grinsend entgegenkam, auf dem Weg unterhalb von mir, er kam aus dem alten Holländerviertel. Offenbar hatte er dort unten sein Auto geparkt.
    Das Klirren und Kratzen ging weiter. Verstummte. Setzte wieder an.
    Er lief an einer Gräberreihe vorbei, in der ausgestreckten Hand einen Schlüsselbund. Bei jedem Grabstein fuhr er mit den Schlüsseln über den Granit, ganz langsam fuhr er damit über die Oberfläche.
    Das Geräusch ging mir durch Mark und Bein, genauso wie sein Gepfeife.
    Ich ging einen Schritt weiter auf mein Ziel zu, weg von ihm, und er kam weiter auf mich zu. Es war wie ein bizarrer Ein-Schritt-vor-ein-Schritt-zurück-Tanz. Mit einem Blick über die Schulter stellte ich fest, dass Caspians Gruft nur noch ein paar Meter entfernt war. Ich hoffte inständig, dass sein siebter Sinn anfing, sich zu regen.
    Vincent wackelte mit dem Zeigefinger wie bei einem unartigen Kind. »Na, na, na, was treibst du denn nachts auf einem Friedhof, Abbey? Redest du mit den Toten?« Er tat, als würde er beten, indem er fromm die Hände faltete. »Oder besuchst du eine liebe verstorbene Freundin?«
    Wut stieg in mir auf, eine Wut, die die Angst einen Moment lang besiegte. »Was weißt du denn darüber, du Mistkerl?«
    Vincent lachte. »Scharf. Ich wusste gar nicht, dass du so temperamentvoll bist.« Er musterte mich von oben bis unten. »Nein, ich dachte wirklich nicht, dass du so feurig bist. Eigentlich stehe ich eher auf Rothaarige.« Er leckte sich langsam die Lippen und grinste anzüglich.
    »Also warst es doch du!«, sagte ich. »Du warst Kristens heimlicher Freund!«
    »Freund.« Er schüttelte belustigt den Kopf.
    »Was hast du ihr angetan?« Ich explodierte. Es war mir egal, wer mich jetzt hörte. »Sie hat dich geliebt und du hast sie ausgenutzt!«
    Er breitete die Hände aus. »Ich habe nichts genommen, was sie mir nicht aus freien Stücken angeboten hat.«
    »Du lügst!«
    Er kam näher. Unwillkürlich wich ich zurück und dachte an unsere letzte Begegnung. Er warf mir ein strahlendes Lächeln zu, dann packte er mich am Handgelenk und zwang mich, die Hand zu öffnen. »Mein Zeichen. Es ist noch da, das freut mich.«
    Ich riss mich von ihm los.
    Er musterte mich eingehend, dann meinte er: »Weißt du, du und ich … na ja, ich würde nicht so weit gehen und behaupten, wir ähneln uns, denn das stimmt nicht … Aber wir haben … gemeinsame Interessen, wenn man das so sagen kann. Wir sind beide Genießer. Und Sammler.«
    Er hielt einen Finger hoch. »Du sammelst Gerüche. Oh ja, ich weiß alles über dich. Und ich?« Seine Miene wurde arrogant. »Ich sammle Geräusche.«
    Hektisch warf ich einen schnellen Blick zur Tür des Mausoleums. Bildete ich mir das nur ein oder bewegte sie sich tatsächlich ein wenig? »Geräusche?«, sagte ich.
    »Oh ja. Es gibt zahllose Geräusche, die man wunderbar sammeln kann. Das leise Glucksen eines glücklichen Babys.« Sein Mund verzog sich angewidert. »Oder das zufriedene Grunzen eines Mannes, der in einer gammeligen kleinen Stripbar gerade ein Bier heruntergekippt hat und dem sich dann ein Weib an den Hals wirft.«
    Die Tür öffnete sich noch ein Stück mehr, dessen war ich mir ganz sicher.
    »Hörst du mir zu, Abbey?« Vincent zog heftig an meinem Arm und ich nickte und versuchte, nicht zu schreien. »Gut. Wir waren bei den Geräuschen. Hast du gewusst, dass der weibliche Körper ein ganz bestimmtes Geräusch von sich gibt, ein Keuchen, eine Art Einatmen, wenn man in ihn eindringt?«
    Ich wich entsetzt zurück.
    Er wirkte selig, verträumt. »Ganz besonders beim ersten Mal. Es ist eine Art unfreiwillige Umkehr

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