The Haunted
ich öffnete, stand Ben mit einer Pizzaschachtel in der Hand da. Ich war nicht besonders hungrig, ließ ihn aber trotzdem herein.
»Du hast eine Ewigkeit gebraucht, um aufzumachen«, sagte er und stellte die Schachtel auf einen kleinen Tisch.
»Ich bin eingeschlafen.«
Er ging zu dem niedrigen Schränkchen neben dem Fernseher und öffnete es. »Ich habe nichts zu trinken bestellt, weil wir ja eine Minibar haben. Ist dieser Luxus nicht unglaublich? Was will man mehr?«
Ich warf einen Blick auf die bestens bestückte Minibar. »Schön. Gib mir eine Sprite.«
Er nahm eine Sprite und eine Cola heraus und griff dann zur Fernbedienung. »Willst du beim Essen was anschauen?«
Ich nahm mir ein Stück Pizza und setzte mich damit auf die Bettkante. »Klar.«
Ben ließ sich mit der Pizzaschachtel auf dem Stuhl nieder und zappte durch die Kanäle, während ich an meinem Stück Pizza knabberte. Als er sich schließlich für die Simpsons entschieden hatte, war ich mit dem Essen schon fertig.
Er stand auf, sobald die Sendung vorbei war. »Hast du was dagegen, wenn ich den Rest esse?« Er deutete auf die Pizzaschachtel. Es waren noch drei Stück übrig, aber ich war satt.
»Bedien dich, mir reicht’s. Wir sehen uns dann morgen, oder?«
»Ja. Oh, hey, wann willst du denn aufbrechen? Der Schrottplatz vom Freund meines Vaters macht erst um zehn auf.«
»Zehn passt. Gute Nacht, Ben. Ich entschuldige mich jetzt schon mal im Voraus, falls mein Vater noch mal anrufen sollte.«
Er ging zur Tür. »Kein Problem. Und wenn du was brauchst, weißt du ja, wo ich bin.«
Als er ging, kam es mir so vor, als weiche zusammen mit ihm plötzlich ein Großteil der Energie aus dem Zimmer. Die Vorhänge bewegten sich und Caspian trat heraus. »Hast du etwas gegessen?«, fragte er.
»Ein paar Bissen. Ich war nicht sehr hungrig.« Das Bett winkte und ich legte mich auf den Bauch, den Kopf Richtung Fußende. Der Fernseher flimmerte, die Worte ›der Spielfilm des Abends‹ tauchten auf, dann ertönte Musik.
Caspian setzte sich neben mich, wobei er auf einen gewissen Mindestabstand zwischen uns achtete. »Näher«, flüsterte ich. »Rutsch näher.«
Er tat es.
Ich wandte den Kopf. Mein Blick fiel auf einen Oberschenkel, der in Jeans steckte. Mit einer Hand versuchte ich, die Naht entlangzufahren, doch wie immer flutschte meine Hand direkt hindurch und landete auf dem Bett. Ich ließ sie dort liegen, keine zwei Zentimeter von ihm entfernt.
»Wirst du jetzt wieder einschlafen, Astrid?«, überlegte er laut. »Ich könnte das fast als Beleidigung auffassen. Willst du mir damit sagen, dass ich langweilig bin?«
Ich wollte den Kopf schütteln, aber ich schaffte nur, mit der Wange ein wenig über die Decke zu rutschen. So kuschelte ich mich noch tiefer hinein und murmelte: »Du bist nicht langweilig, Casper. Du …« Ich suchte nach den richtigen Worten. »Du … du heiterst mich auf.«
Seine grünen Augen waren das Letzte, was ich sah, bevor mir erneut die Lider zufielen. Aber ich hörte noch, wie er sich zu mir beugte und flüsterte: »Danke, Astrid. Träum was Schönes!«
Als ich das nächste Mal aufwachte, war ich mit einem Schlag hellwach. Kein dumpfes Gefühl im Kopf, keine Orientierungslosigkeit. Ich blinzelte ein-, zweimal und fragte mich, warum es draußen noch so dunkel war, dann drehte ich mich um und sah auf die Uhr. Es war zwölf Minuten nach drei.
Mitten in der Nacht.
Meine Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit und ich sah Caspian auf dem Stuhl sitzen.
»Hi«!, wisperte er.
»Hi!«, wisperte ich zurück. Im Dunkeln fühlte sich das Hotelzimmer klein und vertraut an.
»Ich bin auf den Stuhl umgezogen, weil du unruhig geworden bist«, erklärte er.
»Okay.« In dem Moment fing mein Magen an, laut zu knurren, was mir schrecklich peinlich war.
Caspian kicherte. »Hunger?«
»Wahrscheinlich. Ich habe nicht viel von der Pizza gegessen.«
»Am Ende des Gangs steht ein Automat«, sagte er. »Ich hole dir ein paar Snacks.«
»Nein, ich brauche nichts«, versuchte ich zu protestieren.
»Du musst etwas essen«, meinte er streng, als mein Magen noch einmal knurrte. »Lass mich dir was bringen. Bitte!«
»Aber was ist, wenn dich jemand sieht? Na ja, dich nicht, aber die Snacks. Snacks, die durch die Luft schweben.«
»Es ist drei Uhr früh. Niemand ist um diese Zeit unterwegs. Ich beeil mich auch.« Schnell stand er auf und knipste die kleine Lampe neben dem Fernseher an. Dann wandte er sich wieder mir zu. »Hast du
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