The Hollow
dass er sich überhaupt bewegt hätte. Das machte mich ein bisschen nervös. Hier saß ich ganz allein mit einem Fremden im Souterrain von Kristens Haus, obwohl er weder sie noch ihre Familie richtig zu kennen schien. Es war schon alles sehr merkwürdig.
Ich verbarg meine Nervosität hinter einem kleinen Lachen. »Oh, okay. Na ja, ich geh jetzt nach oben und seh nach, ob ich beim Aufräumen helfen kann.« Ich ließ meinen Teebecher neben dem Schaukelstuhl auf dem Boden stehen, stand auf und ging in Richtung Treppe. Ich war vier Stufen hinaufgestiegen, als ich merkte, dass der Fremde mir gefolgt war. Ich drehte mich um.
Er stand im Schatten am Fuß der Treppe. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Abbey. Eigentlich bin ich deinetwegen hier.«
»Woher weißt du, wie ich heiße?« Ich klammerte mich ans Treppengeländer. Meine Frage hatte sich wie ein Quieken angehört. »Wer bist du? Was meinst du damit, dass du meinetwegen hier bist?!«
»Mach dir keine Sorgen, Abbey. Ich bin ein Freund.« Er beugte sich vor ins Licht, sodass ich ihn deutlich sehen konnte.
Zuerst war ich geschockt. Dann folgte ein Gefühl von … etwas anderem. Er war hinreißend. Ein echt heißer Typ. Beinah hätte ich laut gelacht, weil ich in diesem Moment an so etwas dachte.
Das Auffälligste waren seine Haare. Die helle Farbe war schon ungewöhnlich genug, aber darüber hinaus hatte er eine pechschwarze Strähne, die ihm in die Stirn fiel. Auch seine Augenbrauen waren dunkel und er hatte eine sehr gerade Nase und volle Lippen. Aber seine Augen warfen mich um. Sie waren von einem derartig klaren, bemerkenswerten Grün, dass mir eine Gänsehaut über den Rücken lief, als er mich ansah. Seine Augen waren umwerfend. Und sie schauten freundlich.
»Du bist Kristens beste Freundin, stimmt’s?« Seine Stimme klang jetzt sanft und beruhigend und er sah mich so voller Interesse an, dass ich meine Nervosität schwinden fühlte. »Erzähl mir von ihr.«
Ich sah einen Augenblick weg und fühlte mich geschmeichelt durch seine Aufmerksamkeit, dann ärgerte ich mich über mich selbst, weil mir das wichtig war. Mein Blick fiel auf die Ecke des Zimmers, wo Kristen und ich so viel Zeit miteinander verbracht hatten, und ich begann, darüber zu reden, um mich von meinem Gefühlschaos abzulenken.
»Siehst du die Ecke dahinten, beim Bücherregal?« Ich beugte mich über das Geländer, zeigte darauf und er nickte. »Als wir klein waren, waren Kristen und ich immer hier unten, wenn es draußen regnete. Dann spannte ihre Mom ein paar Bettlaken auf und baute uns ein Zelt. Wir schnappten uns ein paar Bücher und eine Taschenlampe, setzten uns hinein und lasen uns gegenseitig Geschichten vor. Und dann brachte ihre Mom uns Gurken- und Erdnussbuttersandwiches mit abgeschnittenen Rinden.«
Bei der Erinnerung musste ich lachen. »Wir hatten eine richtige Gurken- und Erdnussbutterphase. Keine Ahnung, warum.«
Dann erzählte ich ihm noch mehr. »Es war für uns ein geheimer Ort hier im Souterrain, wo wir hingehen konnten, wenn es regnete. Ich nannte es mein verzaubertes Regenschloss und fand es das Coolste überhaupt.« Ich hatte ganz rote Wangen von meiner Geschichte und allem, was ich erzählt hatte. »Ich weiß auch nicht, warum ich dir das erzählt habe. Ein bisschen blöd, oder?«
Er sah amüsiert aus. »Ich finde es nicht blöd. Jedes Kind sollte so einen Ort zum Spielen haben. Ich wünschte, ich hätte so einen gehabt. Klingt nach einer Menge Spaß.«
»Danke«, sagte ich und lächelte ihn an. »Das war eine schöne Erinnerung – die hab ich gebraucht.« Dann herrschte Schweigen auf der Treppe und ich merkte, wie laut und schnell ich atmete. Ich konzentrierte mich darauf, mich zu beruhigen und wieder normal zu atmen.
Ich musste mich vorbeugen, um seine leisen Worte verstehen zu können. »Wenn du noch einmal so ein verzaubertes Regenschloss baust, Abbey, sag mir Bescheid. Dann komm ich zu Besuch.«
Die Bedeutung seiner Worte nahm mir die Luft und mein Herzschlag setzte aus. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also sagte ich nichts. Die Gedanken rasten durch meinen Kopf, so viele Fragen hatte ich an ihn.
Das schnarrende Geräusch meines Handys unterbrach uns. Ich schaute auf das Display und zog eine Grimasse, als ich sah, wer es war. »Tut mir leid, aber das muss ich annehmen. Es ist meine Mom.«
Ich ging die Treppe ganz hinauf und nahm den Anruf an. »Äh, hi, was ist? Ich meine, willst du was von mir, Mom?« Über meine Schulter sah ich seine
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