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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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diese Stadt ist so klein, dass eine einzige Person ein unwahres Gerücht verbreiten kann, und bevor man sich versieht, ist es zu einer feststehenden Wahrheit geworden.« Meine Stimme klang frustriert. »Du weißt doch, wovon ich spreche, Mom, und du weißt, dass es nicht in Ordnung ist. Ich habe gehört, wie ein paar Leute gesagt haben, dass Kristen entweder Selbstmord begangen oder Drogen genommen hat. Es ist nicht in Ordnung, dass sie solche Gerüchte in die Welt setzen. Es ist ihrer Familie gegenüber unfair und ihr gegenüber genauso.«
    Sie streichelte meinen Arm und sprach in ihrem »mitfühlenden« Tonfall. »Ich weiß, wie du dich fühlst, Abbey. Aber was können wir schon dagegen tun? Die Leute reden eben. Irgendwann hört es auch wieder auf.«
    »Du verstehst es nicht und du weißt nicht, wie ich mich fühle«, sagte ich patzig. »Sonst würdest du die Leute daran hindern, hinter Kristens Rücken über sie zu reden. Deine Position im Stadtrat nutzen. Etwas gegen sie unternehmen.«
    »Ich kann nicht bestimmen, was die Leute in der Stadt denken, Abigail. Das weißt du.« Sie stand auf und ging zur Spülmaschine. »Ignorier sie einfach; es vergeht von ganz allein.«
    Ich konnte nicht fassen, dass sie von mir verlangte, sie einfach zu ignorieren. Ich sollte es hinnehmen, dass die Leute so über meine Freundin sprachen? Nie im Leben.
    »Jedenfalls kann ich etwas unternehmen, Mom.« Ich fühlte, wie der Ärger in mir hochstieg. Ich war wütend. »Ich kann mich für meine beste Freundin starkmachen. Auch wenn du das nicht tun willst.«
    Ich stolzierte aus der Küche, ließ das Wasser stehen und stieg die Treppe hinauf in mein Zimmer. Ich knallte die Tür zu, damit sie begriff, dass ich ernst meinte, was ich gesagt hatte. Später würde sie mich wahrscheinlich deswegen anbrüllen, aber das war mir egal.
     
    Als ich mich aufs Bett legte, wollte ich eigentlich nur ein oder zwei Minuten lang die Augen zumachen, aber ich musste wohl eingeschlafen sein, denn plötzlich beugte Mom sich über mich und rief meinen Namen.
    Ich setzte mich auf, gähnte laut und rieb mir die Augen. »Müde … hab nur ein bisschen geschlafen … warum weckst du mich?«, murmelte ich.
    »Hast du Lust, mit mir zu diesem neuen Kräuterladen zu fahren?«, wollte sie wissen.
    »Der bei der Hütte?«, fragte ich müde. »Aber das ist eine Stunde Fahrt. Willst du wirklich dahin?«
    »Klar, warum nicht?«, entgegnete sie achselzuckend. »Ich muss ohnehin ein paar Unterlagen bei Bürgermeister Archer abgeben, das liegt auf dem Weg, aber ich würde auch so gern hinfahren, wenn du Lust hast.«
    Ich war zu müde, um über Lust oder Unlust oder Bürgermeister Archer zu streiten, also sagte ich nichts. Wenigstens gab sie sich Mühe.
    »Okay.« Ich rang mir ein Lächeln ab. »Fahren wir.«
    Auf dem Weg zum Auto schnappte ich mir ein paar Weintrauben. Langsam machte es sich bemerkbar, dass ich so oft das Frühstück und das Mittagessen verpasst hatte. Ich brauchte nicht lange, um sie aufzuessen, die letzte steckte ich mir in den Mund, als ich mich auf den Beifahrersitz setzte und mich anschnallte.
    Mom stieg ebenfalls ein und steckte den Schlüssel ins Zündschloss, drehte ihn aber nicht um. Angespannt wartete ich auf eine Lektion zum Thema »Wie ich meine Wut unter Kontrolle halten kann«.
    »Abbey«, fing sie an. Sie räusperte sich und begann von Neuem. »Wenn du über Kristen reden möchtest … oder über etwas anderes … also, ich möchte, dass du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst. Wenn ich dir nicht helfen kann, dann können wir auch professionelle Hilfe suchen.« Ihre blauen Augen mit den kleinen Fältchen darum schauten mich besorgt an.
    »Danke, Mom.« Ich lächelte schwach. »Ich sag dir Bescheid, wenn ich etwas brauche.« Ich musste so elend aussehen, wie ich mich fühlte, wenn Mom über »professionelle Hilfe« sprach.
    Meine Antwort schien sie zufriedenzustellen, sie erwiderte mein Lächeln und schien erleichtert zu sein, dass sie ihre Aufgabe erfüllt hatte. Sie ließ den Wagen an und fuhr zum Haus der Archers. Zehn Minuten später standen wir vor deren Haustür und Mom versprach, in fünf Minuten zurück zu sein. Als die Wagentür hinter ihr zufiel, nahm ich einen Stift und einen kleinen Notizblock aus dem Handschuhfach, weil ich wusste, dass ich warten musste. Moms »fünf Minuten« dauerten normalerweise eher zwanzig.
    Ich machte eine Liste von all den Dingen, die ich hoffentlich in dem neuen Laden würde finden können, und war

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