The Hollow
er gehen müsste, schnappte ich mir meine Jacke und bot ihm an, ihn zu seinem Auto zu bringen. Ich warf Dad einen entsprechenden Blick zu, als ich ging, aber er zwinkerte nicht mal. Die kalte Winterluft wehte mir eisig ins Gesicht. Ich zog meine Jacke enger um mich und knöpfte sie zu. Ben öffnete die Tür, stieg ein und warf seine Büchertasche auf den Beifahrersitz.
Ich stand an der Fahrertür. »Wie sollen wir das in Zukunft machen? An den Wochenenden arbeite ich bei meinem Onkel, aber nach der Schule habe ich Zeit.«
Ben ließ den Motor an und aus dem Auspuff quoll eine weiße Wolke in die eisige Luft.
»Können wir uns mittwochs und freitags treffen?«, fragte er. »An den Tagen hat Amanda Cheerleadertraining und ich muss abends erst ab sieben Uhr arbeiten.«
Ich schaute auf die kiesbestreute Einfahrt zu meinen Füßen. Wie nett, dass wir unser Wissenschaftsprojekt um seine Freundin herum planten.
Er musste mir meine Gedanken vom Gesicht abgelesen haben, weil er sofort einlenkte und sagte: »Es ginge aber auch anders. Wie es dir am besten passt.«
Ich zupfte ein Fädchen von meiner Jacke, bevor ich ihn ansah. »Ist schon okay. Das passt mir gut. Wir treffen uns einfach in der letzten Studierzeitstunde.«
Er nickte.
»Okay«, sagte ich. »Wir sehen uns morgen in der Schule. Und danke, dass du so nett warst heute, Ben. Das weiß ich echt zu schätzen.«
Ich sah ihm direkt in die Augen, damit er wusste, dass ich es ernst meinte. Aber er zuckte nur verlegen mit den Schultern, als wäre es keine große Sache.
»Wo arbeitest du denn?«, fragte ich und grinste ihn an. Bevor er wegfuhr, wollte ich das Gespräch so weit wie möglich von mir weglotsen. »Vielleicht komm ich mal vorbei, um dich zu ärgern.«
Er lachte und schaltete auf Drive, ließ den Fuß aber auf der Bremse. »Ich kellnere im Restaurant Zum kopflosen Reiter. Na ja, ich bin wohl eher ein besserer Laufbursche. Wenn du vorbeikommst, dann serviere ich dir ein Glas Wasser umsonst. Aufs Haus.«
Ich grinste. »Das Angebot kann ich nicht ablehnen.«
Er lächelte und winkte, als er langsam anfuhr. »Tschüss, Abbey. Bis dann.«
»Tschüss, Ben«, rief ich hinter ihm her. »Pass gut auf Candy Christine auf.«
Ich hörte sein lautes Gelächter noch, als ich zurück ins Haus ging. Dad stand neben der Haustür und zwinkerte mir zu. Ich seufzte und hängte meine Jacke auf. Offenbar musste ich ihm eine Strafpredigt halten.
Kapitel dreiundzwanzig – Verwirrung
»Er schien ein Reiter von ungeheurer Größe zu sein, der auf einem mächtigen Rappen saß. «
Sleepy Hollow von Washington Irving
Der Januar verging wie im Flug und schon bald war es Februar. Mittwochs und freitags nach der Schule traf ich mich für ein, zwei Stunden mit Ben und an den Wochenenden arbeitete ich bei Onkel Bob. Ich machte einen großen Bogen um den Friedhof und arbeitete in jeder freien Minute an meinem Businessplan. Es war an der Zeit, mich ernsthaft darum zu kümmern, wenn ich das Geld von Dad haben wollte. Bis zum Ende des Schuljahrs waren es nur noch ein paar Monate.
Als ich an einem Donnerstagabend daran arbeitete, machte ich eine kurze Pause und bekam Lust auf einen Pfefferminztee. Ich nahm meine neue und noch nie benutzte Teetasse vom Schreibtisch und plötzlich wurde mir klar, dass ich mich überhaupt noch nicht bei Nikolas und Katy für die wunderbaren Weihnachtsgeschenke bedankt hatte. Ich war so sehr mit dem Wissenschaftsprojekt beschäftigt gewesen und mit meinen Parfums und meinem gebrochenen Herzen, dass ich den versprochenen Besuch ganz vergessen hatte.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Die beiden waren so nett zu mir gewesen und hatten so dringend auf meinen Besuch gewartet. Schrecklich, dass ich noch nicht hingegangen war. Als das Wasser kochte und ich einen Beutel Pfefferminztee in die Tasse hängte, nahm ich mir fest vor, sie heute noch zu besuchen, falls ich früh genug mit meiner Arbeit fertig würde.
Mit diesem Vorsatz ging ich wieder nach oben an den Schreibtisch und setzte meine Berechnungen über den geschätzten Bruttogewinn für drei Jahre fort. Schließlich erinnerten mich meine verkrampften Nackenmuskeln und meine schmerzenden Augen daran, dass ich schon viel zu lange gearbeitet hatte. Ängstlich schaute ich auf die Uhr an der Wand. Es war fast Mitternacht.
Entschieden zu spät für einen Besuch und, weil ich am nächsten Tag zur Schule musste, Zeit, ins Bett zu gehen. Müde schob ich meine Unterlagen zur Seite und ließ meine leere
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