The Hollow
wie meine Wangen anfingen zu glühen. Ich bückte mich unter einem tief hängenden Zweig, hielt mit einer Hand meinen Hut fest und versuchte, mein rasendes Herzklopfen zu beruhigen. Einatmen, ausatmen … Ruhig und cool nachdenken. Was er gesagt hatte, war nicht weltbewegend. Es war nicht einmal ein Ich-hol-dich-ab-und-lad-dich-zum-Essen-ein-Date. Ich würde ihm schlicht und einfach einen alten Grabstein zeigen. Nichts Weltbewegendes.
Warum war ich dann kurz davor zu hyperventilieren?
Er unterbrach meine kurze Ausrastphase. »Ich muss dir etwas gestehen. Willst du’s hören?«
Ich war ganz cool. Ich war ganz ruhig. Ich konnte ihm antworten. Ich zuckte gleichmütig mit den Achseln. Äh, JA! »Na klar, worum geht es denn?« Ich wurde immer besser darin, nicht zu begeistert zu reagieren.
»Ich habe die Geschichte noch gar nicht gelesen«, sagte er.
»Welche Geschichte?«, fragte ich einfältig.
Er lachte. »Du weißt schon, die Geschichte, über die wir gesprochen haben. Die Legende von Sleepy Hollow. «
Ich blieb wie vom Donner gerührt stehen und starrte ihn an. »Moment mal. Wie bitte? Im Ernst? Du kennst Die Legende von Sleepy Hollow nicht? Gott im Himmel, lass das bloß die Einheimischen nicht hören. Man wird dich fesseln und braten, wegen Nichterfüllung deiner historischen Lesepflichten oder so was.«
Er zwinkerte mir zu und ich konnte das Grinsen in seiner Stimme förmlich hören, als er sich vorbeugte und mir verschwörerisch zuflüsterte: »Dann muss ich mich wohl darauf verlassen, dass du meine Bildungslücken füllst, bevor es jemand anderes herausfindet, Abbey. Würdest du das tun?«
Meine Wangen brannten wie Feuer, aber ich schaffte es, meine Stimme ruhig zu halten. »Ich denke schon … aber lass uns warten, bis wir es uns bequem gemacht haben.«
Als ich meine eigenen Worte hörte und merkte, auf wie viele verschiedene Arten man sie falsch interpretieren konnte, fuhr ich herum und wäre fast gestolpert. Ich war ein Freak. Ein kompletter, totaler Freak.
Als sich der Weg gabelte, ging ich nach links. Ich zwängte mich zwischen zwei großen Felsbrocken hindurch und bedeutete Caspian, mir zu folgen, während ich versuchte, meine soeben ausgesprochenen Worte auszuradieren. »Wie gesagt, es ist nur ein winziger Wasserfall, aber trotzdem ganz hübsch, finde ich jedenfalls.« Am Ende des Wegs bot sich uns eine wunderbare Aussicht.
Dutzende von Felsbrocken lagen wie große Trittsteine herum und das Wasser strömte und rieselte von einem Stein zum anderen und bildete kleine Tümpel. Zum Schluss fiel es in ein Becken hinunter, das etwa einen halben Meter tief war.
Ich ging näher heran und setzte mich auf einen glatten, flachen Stein mit trockener Oberfläche. Er war groß genug für zwei, aber zu meinem Bedauern hockte sich Caspian auf einen ausgehöhlten Baumstumpf neben mir. Er warf seine Handvoll Kieselsteine in den Fluss, wo sie mit einem lauten Geräusch auf das Wasser prallten, ehe sie nach unten sanken.
Dann drehte er sich so, dass er mich ansehen konnte. »Also, diese Legende …«
Ein breites Lächeln ging über mein Gesicht und ich vergaß alles, was mir gerade noch so peinlich gewesen war. Das war meine Geschichte. Ich kannte sie vorwärts und rückwärts und konnte es kaum erwarten, sie zu erzählen.
»Es beginnt mit einem großen, dünnen Schullehrer namens Ichabod Crane, der darüber hinaus auch noch Chorleiter ist und das Stadtgespräch und so eine Art Botenjunge. Er ging von Haus zu Haus, unterrichtete tagsüber seine Schüler und abends saß er bei den Bauernfamilien, wo man sich Klatsch- und Geistergeschichten erzählte. Eine der beliebtesten Geschichten der damaligen Zeit handelte von einem Kriegshelden, der seinen Kopf verloren hatte und angeblich an der Brücke und am Friedhof bei der Kirche herumspukte. Man nannte ihn den kopflosen Reiter.«
Ich warf ihm einen Blick zu, um zu sehen, ob er sich langweilte oder unruhig wurde, aber Caspians Augen waren fest auf mich gerichtet. Seine Augen waren einfach hinreißend und ich musste mir Mühe geben, mich nicht in ihnen zu verlieren. Ich brauchte eine Sekunde, um da fortzufahren, wo ich aufgehört hatte.
»Also, Ichabod Crane ist glücklich damit, in seiner kleinen Schule zu unterrichten und Klatschgeschichten zu verbreiten, bis er eines Tages Katrina van Tassel sieht – die Tochter von Baltus van Tassel – und sich wahnsinnig in sie verliebt. Natürlich verliebt er sich meiner Meinung nach auch in die Ländereien, das Vieh und
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