The Hollow
ein »Autsch«. Ich schaute auf meine Büchertasche hinunter und dann wieder in die Richtung, in der sie verschwunden waren. »Aber …«
Nur meine Spindtür konnte mich hören und der war es genauso gleichgültig wie den Cheerleadern.
»Krass«, sagte eine Stimme hinter mir, und als ich mich umdrehte, sah ich Ben auf mich zukommen.
Innerlich stöhnte ich auf. Wurde ich von diesem Typen verfolgt oder was? Erst tauchte er bei Kristens Beerdigung auf, dann in ihrem Haus und jetzt auch noch hier?
Er blieb vor dem Spind neben meinem stehen. Dem leeren.
»War das Kristens Spind?«, fragte er und starrte ihn an, als könnte er durch Metall sehen.
»Ja«, erwiderte ich, noch abgelenkt von den Schmerzen in meinem Arm.
»Es muss schwer sein, sie nicht mehr jeden Tag hier zu sehen. Ich hab mich immer noch nicht daran gewöhnt.«
»Ich auch nicht«, platzte ich heraus.
Er schaute mich ruhig an. Seine großen braunen Augen sahen … traurig aus. Als ob er sie wirklich vermisste.
Es klingelte einmal, was uns in Bewegung brachte. Er machte einen Schritt rückwärts, drehte sich um und ging durch die Halle. »Lass dich von diesen Zicken nicht unterkriegen, Abbey«, rief er und verschwand in seinem Klassenzimmer.
»O … kay?«, sagte ich verlegen und schnappte meine Büchertasche. Dann schüttelte ich den Kopf. Trug ich ein Parfum, das Ungewöhnliches heraufbeschwor? Denn das hier war mit Sicherheit ungewöhnlich gewesen.
Nach der Schule ging ich auf dem schnellsten Weg nach Hause und vergaß alle seltsamen Ereignisse des Tages. Mir waren urplötzlich ein paar Duftkombinationen für Kristens Parfum in den Sinn gekommen und ich konnte es kaum abwarten, sie auszuprobieren.
Mom saß am Küchentisch an ihrem Laptop, als ich hereinkam. Ich schnappte mir eine Orange und ging in mein Zimmer, um mit der Arbeit anzufangen. Zwei Stunden später, nach diversen Versuchen mit Mischungen, Abmessungen, Riechen und Notizenmachen, hatte ich ein paar neue Düfte kreiert, mit denen ich sehr zufrieden war. Aber ich brauchte eine zweite Meinung. Ich nahm ein paar Probefläschchen und ging in die Küche hinunter.
»Mom!«, rief ich schon auf der Treppe. »Bist du in der Küche?«
»Ja«, antwortete sie abwesend.
Ich sprang die letzten Stufen hinunter und rannte in die Küche. »Kannst du mal an diesen Proben riechen? Ich hätte gern eine zweite Testnase.«
»Na klar.« Sie schob ihren Laptop beiseite. »Ich brauche sowieso eine Pause von all diesen Plänen für den Hollow-Ball.«
»Riech an jeder und dann sag mir, was du denkst«, wies ich sie an und stellte die Fläschchen vor sie hin. »Ich hab schon so oft daran gerochen, dass ich die Düfte nicht mehr unterscheiden kann.«
Sie griff nach dem ersten. »Okay, ich versuch mein Bestes. Hat … äh … hat schon jemand wegen des Abschlusskomitees mit dir gesprochen?«
Beinah hätte ich das letzte Fläschchen in meiner Hand fallen gelassen. »Wieso weißt du davon?«
Sie gab mir keine Antwort, sondern griff nach der nächsten Probe und roch daran. »Oooh, das hier gefällt mir.« Sie nahm das dritte Fläschchen, während ich dastand und sie anstarrte, als wäre ihr soeben ein dritter Arm gewachsen.
»Mom?!« Ich wartete und zog eine Augenbraue hoch.
»Was?« Sie versuchte, überrascht auszusehen, aber das nahm ich ihr nicht ab.
»Wieso weißt du davon?«, fragte ich noch einmal.
»Direktor Meeker hat angerufen«, gab sie zu. »Er hat gesagt, die Mädchen vom Cheerleaderteam würden dich darauf ansprechen. Also habe ich angenommen, dass sie es auch getan haben.«
Ich schob ihr die letzte Probe hin und zeigte darauf, ich wollte, dass sie daran roch, anstatt weiterzusprechen. »Was meinst du?«, fragte ich. »Hat dir irgendwas daran gefallen oder nicht gefallen?« Ich wartete auf ihre Antwort.
»Sie haben alle einen unverwechselbaren Duft. Nummer zwei fand ich am besten, aber Nummer vier mag ich überhaupt nicht.«
»Das ist, weil in Nummer zwei Vanille drin ist«, klärte ich sie auf. »Das magst du immer, während Nummer vier Lavendel enthält, was du überhaupt nicht leiden kannst. Nummer zwei mochte ich auch am liebsten, also mache ich damit weiter. Danke für deine Hilfe.« Ich sammelte die Proben ein und wollte wieder nach oben gehen.
»Du hast meine Frage noch nicht beantwortet, Abbey.« Ihr Tonfall ließ mich stehen bleiben.
»Mom, ich …« Ich war gereizt. »Die Antwort ist Nein. Nein, ich werde ihrem blöden Abschlusskomitee nicht beitreten. Schluss, aus,
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