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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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Fähigkeit verliehen hatte, durch einfaches Kopfschütteln die perfekte Frisur hinzubekommen, während Mädchen sich sehr viel mehr Mühe geben müssen.
    »Wie ein Rockstar«, sagte ich scherzhaft. »Die Mädchen aus der dritten Klasse waren bestimmt ganz hin und weg.«
    »Die meisten Leute mochten es damals überhaupt nicht«, sagte er. »Mir war sehr schnell klar, dass ich es besser färben sollte. Aber im Lauf der Jahre, na ja … irgendwann hat das mit dem Färben nicht mehr hingehauen.«
    Ich stellte ihn mir als Drittklässler vor, der von den anderen Kindern gehänselt wurde wegen einer Sache, für die er nichts konnte, und wurde ganz mitleidig.
    Dann lächelte er wieder und zog noch einmal an meinen Haaren. Die Traurigkeit war verschwunden. »Jetzt zählt nur noch, dass du es magst, Abbey.«
    Mein Herz machte einen Purzelbaum. Er war der vollkommenste Mann der Welt.
    Mir fiel keine passende Antwort ein, deshalb erzählte ich ihm schnell von meinem Fast-Missgeschick mit dem Bleichmittel und der Badewanne. Er lachte sich halb tot. Und dann erzählte ich ihm von weiteren haarigen Missgeschicken von früher. Am besten gefiel ihm die Wir-schneiden-uns-den-Pony-selbst-Kristen- Geschichte.
     
    Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit Händchenhalten und Reden. Mit Prusten und wilden Gesten wetteiferten wir darum, wer wen am lautesten zum Lachen bringen konnte. Am besten gefiel es mir, dass er sofort wieder fast verzweifelt nach meiner Hand griff, sobald er merkte, dass er sie losgelassen hatte. Das hatte mir bei unseren früheren Treffen gefehlt.
    Erst als ich mir die Lachtränen aus dem Gesicht wischte – natürlich nur mit einer Hand – fiel mir auf, dass ich keine Ahnung hatte, wie spät es war. Ich nahm mein Handy aus der Tasche und schaute auf die Uhr. In weniger als einer Stunde machte die Bibliothek zu.
    »Wow!«, sagte ich ehrlich überrascht. »Es ist schon halb sechs.«
    Caspian hörte auf zu lachen. Ein mir inzwischen vertrauter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Es tut mir schrecklich leid, Abbey, aber ich muss gehen.«
    »Schon klar«, entgegnete ich. Eigentlich hätte es nicht so deprimiert klingen sollen, aber genau das tat es.
    »Weißt du, was? Ich bin um acht mit meinem Dad verabredet, aber vielleicht können wir uns danach noch sehen? Ich verspreche auch, dass du um Mitternacht wieder zu Hause bist.«
    »Geht nicht«, stöhnte ich. »Meine Eltern leben noch im Mittelalter. Ich muss sie nicht nur mindestens drei Wochen im Voraus fragen, wenn ich ein Date habe, ich muss auch noch um neun Uhr zu Hause sein.«
    »Nicht so schlimm, Abbey. Wir sehen uns ganz bald wieder«, versprach er und stand auf.
    »Klar. Wir sehen uns irgendwann am Fluss.« Ich stand ebenfalls auf, unsicher, ob ich ihn umarmen oder lieber darauf warten sollte, dass er mich umarmte.
    »Am Fluss, nicht im Fluss, oder?«, sagte er todernst.
    »Genau«, sagte ich zustimmend und zwinkerte ihm zu.
    Er grinste und wir waren beide etwas verlegen. Ich machte einen Schritt auf ihn zu, aber dann zögerte ich und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Ja dann … tschüss, Abbey. Bis dann.« Er verließ den Raum, ohne meine seltsamen Bewegungen zur Kenntnis genommen zu haben.
    Ich stand neben meinem Stuhl und kam mir vor wie ein Idiot. Vielleicht hätte ich ihn wenigstens nach seiner Telefonnummer fragen sollen.
    Dann rief er meinen Namen.
    Ich rannte aus dem Zimmer, zwang mich aber zu einem langsameren Schritt, bevor ich das Treppengeländer erreichte. Er wartete auf der Treppe.
    Er steckte einen Finger durch das Geländer und winkte mich zu sich hinunter. Ich ignorierte die Spinnweben, kniete mich zwischen die schlecht gestrichenen Geländerstäbe und hielt mich an ihnen fest. Ich war nur ein paar Zentimeter von seinem Gesicht entfernt.
    Er winkte mich näher heran und ich rutschte noch ein paar Millimeter nach vorn. In seinen Augen lag wieder dieser verzweifelte Ausdruck und ich versuchte, seinen Blick festzuhalten, weil ich nicht wusste, was er bedeutete. Wir waren uns so nah und ich wünschte, es könnte so bleiben. Langsam schlossen sich meine Augenlider, ich wartete und hielt absolut still.
    Seine Lippen berührten meine nur ganz leicht. Es kam mir so vor, als behandelte er mich mit allergrößter Vorsicht, so als wäre ich überaus empfindlich … oder als könnte ich ihn zurückweisen.
    Als ob das jemals passieren würde.
    Wieder explodierte etwas in meinem Kopf, nur dass es dieses Mal kein Schmerz war, sondern der pure Genuss.

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