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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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und schloss die Augen. Die groben Salzkristalle schubberten an meiner Haut, bevor sie nach unten sanken, und ich machte mit der Hand kleine Wellen, damit sie sich schneller auflösten. Das Wasser war warm und beruhigend und ich spürte, wie mein Körper sich allmählich entspannte.
    Ich ließ meinen Gedanken freien Lauf und die vergangenen Monate zogen an mir vorüber. So viel war geschehen – Gutes und Schlechtes. Irgendwie war ich zwar mit Kristens Tod fertig geworden, aber was in den Tagebüchern stand, machte mich immer noch traurig. Und die Pläne für meinen Laden? Ob Kristen sich wirklich gewünscht hätte, dass ich damit weitermachte?
    Dann dachte ich an Caspian, was augenblicklich ein Lächeln auf mein Gesicht zauberte. Ich war mir immer noch nicht wirklich sicher, wann und wie ich ihm sagen wollte, was ich empfand, aber ich hatte noch jede Menge Zeit, es mir zu überlegen. Der richtige Augenblick würde schon kommen. Irgendwann.
    Ich blieb in der Wanne liegen, bis meine Finger ganz verschrumpelt waren, und führte mir immer wieder den Kuss in der Bibliothek vor Augen. Schweren Herzens stieg ich irgendwann aus der Wanne, trocknete mich ab und suchte im Kleiderschrank nach etwas »Nettem« zum Anziehen. Schließlich entschied ich mich für ein langes rosafarbenes Hemdblusenkleid, das Mom mir letztes Jahr für die Schule gekauft hatte. Ich würde es ihr zuliebe anziehen und dazu – mir zuliebe – meine schwarzen Springerstiefel. Ein guter Kompromiss.
    Als ich fertig angezogen war, band ich mir Caspians Kette um und versteckte sie unter einem schwarzen Halstuch. Ich hatte wahrhaftig keine Lust, Mom und Dad zu erklären, woher ich sie hatte, aber sie nicht anzuziehen, kam auch nicht infrage.
    Widerwillig ging ich nach unten – es würde vermutlich der langweiligste Abend meines Lebens werden.
     
    Mom hatte meinen Vorschlag mit dem Hackbraten befolgt, und als Tante Marjorie kam, begrüßte ich sie mit einem höflichen Lächeln. Das Essen verlief ganz normal. Mom und Dad bestritten einen Großteil der Unterhaltung. Ich war je doch total verblüfft, als Tante Marjorie mit der Schüssel Erbsen in der Hand verkündete, dass sie auch mal schwarze Springerstiefel getragen hätte und dass ihr meine gefielen.
    Moms entgeistertes Gesicht war Gold wert und ich beschloss auf der Stelle, dass Tante Marjorie ab sofort meine Lieblingsgroßtante war.
    Für den Rest des Abends erzählte sie mir Geschichten aus ihrer rebellischen Vergangenheit und dass sie Pilotin gewesen war. Sie hatte immer noch ein eigenes Flugzeug. Ich drängte sie, eine Geschichte nach der anderen zu erzählen, bis das Abendessen beendet und mehrere Stunden vergangen waren, ohne dass wir es bemerkt hätten. Als sie ihren Mantel anzog, fand ich es wirklich schade, dass sie gehen musste, aber ich versprach ihr, sie bald zu besuchen. Und sie versprach mir, mich in ihrem Flugzeug mitzunehmen und mir ein, zwei Dinge übers Fliegen beizubringen.
    Das machte sie endgültig zur absoluten Lieblingsverwandten aller Zeiten.
    Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass ich mit einer so coolen Person verwandt war.
    Ich konnte es kaum erwarten, sie zu besuchen.
     
    Neun Uhr am nächsten Morgen kam mir sehr früh vor. Ich hatte den Eindruck, erst vor ein paar Sekunden die Augen zugemacht zu haben. Ganz sicher fühlte es sich nicht so an, als hätte ich die letzten siebeneinhalb Stunden umgeben von weichen Kissen in einem gemütlichen Bett gelegen.
    Aber als ich unter der Dusche stand, wirkte das warme Wasser wahre Wunder. Ich hatte so eine Ahnung, dass Caspian heute auf dem Friedhof sein könnte, und ich wollte ihm für die wunderschöne Kette danken.
    Ich guckte aus dem Fenster, um nach dem Wetter zu sehen. Der Wind fuhr durch die Bäume, wirbelte die bunten Ahornblätter durcheinander, die auf dem Boden lagen, und ließ sie tanzen. Auf dem Weg nach draußen griff ich mir einen roten Trenchcoat. Dieses Mal würde ich mich nicht von der Kälte überraschen lassen.
    Draußen atmete ich die frische, klare Luft tief ein. Alles sah neu und glänzend aus. Es kam mir vor wie eine vollkommen andere Welt. Ich fühlte mich leicht und hübsch und rundherum glücklich. Nichts konnte meine gute Laune zerstören …
    … außer den ganzen Vormittag lang über den Friedhof zu laufen und jemanden zu suchen, der nicht da war.
    Dass ich schon wieder nicht gefrühstückt und fürchterlichen Hunger hatte, machte die Sache auch nicht besser. Das heißt, hungrig war ich vor anderthalb Stunden

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