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The Hollow

The Hollow

Titel: The Hollow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Verday
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hoffnungsvoll über meine Schulter hinweg an, aber sie schüttelte den Kopf und murmelte vor sich hin, als sie die Treppe wieder hinunterging. »Okay, vergiss die heiße Schokolade«, maulte ich. Ich raste ins Bad und duschte in Windeseile. Am liebsten wäre ich ewig unter dem heißen Wasserstrahl geblieben, aber mir war klar, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte. Murmelnd ließ ich mich über heißes Wasser und kalte Vormittage aus, trocknete mich rasch ab und lief zum Kleiderschrank. Ich griff nach einem langen schwarzen Pullover und einem Paar roter Stiefel, die ich noch nie angehabt hatte.
    Unten angelangt, warf ich einen hoffnungsvollen Blick auf den Küchentisch, auf dem ein leerer Becher mit einer Packung Instant-Kakaopulver stand. Nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte, aber schließlich ist es die Absicht, die zählt, oder nicht? Ich schaute auf die Uhr am Herd. Noch zwei Minuten. Für heiße Schokolade, welcher Art auch immer, war es zu spät. Ich nahm mir einen Müsliriegel aus dem Küchenschrank und stopfte ihn in meine Tasche, dazu schnappte ich mir noch einen Apfel aus dem Kühlschrank. Ich würde wohl unterwegs frühstücken müssen.
    In der Einfahrt hupte es ungeduldig. Mein Frühstück fest in der Hand, zerrte ich den Schlüssel heraus und schloss schnell die Tür hinter mir ab.
    Aaah, Montage. Man musste sie einfach lieben.
    Der Schnee sah wunderbar aus, als ich nach draußen kam, und machte ein leises, knirschendes Geräusch. Ich lief zum Wagen, freute mich über die Wärme darin und biss in meinen Apfel, als wir losfuhren. Er war knackig und säuerlich und lecker, trotzdem fand ich es schade, dass er nicht warm und tröstlich schmeckte … wie heiße Schokolade.
    »Soll ich dich heute nach der Schule abholen? Es soll noch kälter werden«, sagte Mom.
    »Nein, danke«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. Meine Pläne beinhalteten einen Friedhof und – hoffentlich – ein Treffen mit Caspian. »So kalt ist es gar nicht. Außerdem laufe ich gern im Schnee herum.«
    »Okay. Dann sehen wir uns zu Hause.«
    Der Wagen hielt und ich machte die Tür auf. Ich biss ein letztes Mal in meinen Apfel, stieg aus und winkte. »Danke, Mom!«
    Sie lächelte, als die Tür zufiel, und fuhr weiter. Ich blickte auf das imposante graue Gebäude, das vor mir aufragte, schulterte meine Büchertasche und ging widerwillig hinein.
    Wo blieb der Schneesturm, wenn man einen brauchte?
    In der Eingangshalle sahen alle anderen so aus, als wären sie genauso begeistert gewesen wie ich, heute früh das warme Bett zu verlassen und sich einer kalten Welt zu stellen. Lauter rote Nasen und tränende Augen trudelten ein. Schmutziger Schneematsch bedeckte den Holzboden und etliche verlorene Handschuhe lagen herum; einmal aus der Jackentasche herausgefallen, würden sie ihren Zwilling nie mehr wiedersehen. Obwohl dies der letzte Ort auf der Welt war, wo ich in diesem Augenblick gern sein wollte, fühlte ich mich in diesem Meer aus Elend trotzdem seltsam vergnügt.
    Der restliche Tag in der Schule verging wie viele andere Schultage zuvor. Gleich nach den Weihnachtsferien kamen im Januar die Zwischenprüfungen, deshalb erklärte uns jeder Lehrer, was wir in den nächsten Wochen alles wiederholen müssten.
    Als es nach der letzten Stunde klingelte, hatte es aufgehört zu schneien. Außer ein paar kleinen Fleckchen im Schatten, die noch glitzerten, lag kaum noch Schnee auf dem Boden. Freudenschreie schallten über den Parkplatz, als die gesamte Schülerschaft endlich für diesen Tag aus dem Gefängnis entlassen war. Ich entfernte mich von all dem Krach, machte mich auf den Weg zum Friedhof und hoffte inständig, dass Caspian da sein würde.
    Als ich am Flussufer vorbeiging und dem Weg über den Friedhof folgte, sah ich auf etlichen Gräbern braune Blumen. Ich konnte nicht unterscheiden, ob sie verwelkt waren, weil sie schon lange hier gestanden hatten, oder wegen des Kälteeinbruchs. Traurig war es in jedem Fall.
    Ein oder zwei Mal wäre ich fast stehen geblieben, um sie zu entfernen, aber dann tat ich es doch nicht. Das würden die Angehörigen vielleicht lieber selbst besorgen. Es war komisch. Manchen Leuten würde es nichts ausmachen, wenn ein völlig Fremder die verwelkten Blumen auf dem Grab ihres geliebten Verwandten entsorgte, andere dagegen wären zutiefst gekränkt.
    Ich entschied mich für die weniger angreifbare Variante und ging weiter. An jedem Grab mit verwelkten Blumen, an dem ich vorbeikam, murmelte ich leise:

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