The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)
überhaupt nichts von alldem stimmt? Mein Dad hat getan, was er wollte, verstehst du? Was ist daran gut? Was, wenn wir das alles zerstören müssen – all das religiöse Zeug, all das patriotische Zeug und so weiter – und einfach noch mal von vorn anfangen, auf eine neue, überzeugendere Art?«
Inzwischen hatten wir fast das Ende der Oak Street erreicht. Dort gibt es einen kleinen Park für die Anwohner, nichts Besonderes, nur ein Platz für Ballspiele, eine Picknickwiese und ein paar Tennisplätze. Jetzt war hier alles leer, und langsam senkte sich die Dunkelheit auf die Anlagen herab. Kleine weiße Lichtkugeln von den Sicherheitslampen im Park leuchteten auf.
Ich fuhr bis zum Ende der Straße und steuerte den Explorer auf den Gehsteig. Vor dem Park hielt ich an und stellte den Motor ab. Draußen herrschte schon fast die Stille des Abends, nur noch das Zirpen der Grillen und das schwache Rauschen des Verkehrs auf der Route 109 waren zu hören.
Ich drehte mich zu Alex um. »Also, wovon redest du? Ich verstehe nicht, was du meinst.«
Alex gestikulierte heftig mit den Händen, als er versuchte, es zu erklären. Trotz der zunehmenden Dunkelheit konnte ich die Zerrissenheit in seinem Gesicht sehen.
»Ich spreche davon, dass man angelogen wird! Ich spreche davon … dass alles, was man für wahr gehalten hat, sich plötzlich als Lüge erweist … und davon, alles zu verändern, damit es besser wird.«
»Ich weiß, es muss hart sein, dass deine Eltern sich getrennt haben, aber …«
»Darum geht es nicht! Es ist nicht nur das. Es geht nicht nur um mich, Charlie. Es gibt eine Menge Leute, gute Leute, schlaue Leute, die das Gleiche sagen.«
Verwirrt schüttelte ich den Kopf. »Was für Leute? Wer? Mit wem redest du denn?«
»Also …« Sein Mund öffnete sich, als wolle er noch etwas sagen, aber es kamen keine Worte heraus. »Leute eben. Ich meine, man hört doch Leuten zu, oder? Du erzählst mir doch auch immer, was dein Dad sagt oder dein Pfarrer oder … Sensei Mike. Du redest andauernd von ihm.«
»Ja, stimmt. Man muss doch Leute im Leben finden, denen man vertraut, meinst du nicht? Leute, die mehr wissen als man selbst, die einem sagen, wo es langgeht und einem helfen, wenn man sie braucht. Was ist daran falsch?«
»Nichts! Nichts! Genau davon spreche ich. Das meine ich: Vielleicht gibt es ja Leute in meinem Leben, die das Ganze durchschauen, verstehst du?«
»Das Ganze …?«
»All das patriotische Getue um Gott, die Schule, das Zuhause und Amerika. Vielleicht kenne ich Leute, denen ich vertraue und die es besser wissen.«
Ich atmete langsam aus und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Oh Mann, armer Alex , dachte ich. Er ist ganz schön durch den Wind . Laut sagte ich: »Gut«, und versuchte, so zu klingen, als wolle ich mit ihm diskutieren. »Hör zu. Ich werde dir nicht erzählen, dass ich weiß, was du gerade durchmachst.«
»Nein, das weißt du auch nicht!«
»Stimmt. Und vielleicht hast du sogar recht, wenn du sagst, ich hätte es leicht. Klar, ich habe so meine Probleme, genau wie jeder andere auch, aber zumindest sind meine Mom und mein Dad zu Hause, und ich muss mir keine Sorgen machen, wo ich wohnen werde und so weiter …«
»Genau!« Alex schlug sich mit der Faust aufs Knie.
»Aber sieh es mal aus der anderen Perspektive, okay? Wenn du dich wegen allem so aufregst, vielleicht …«
»Ich rege mich nicht auf!«, sagte er aufgeregt.
»Schon gut, schon gut. Aber wenn man bedenkt, wie es in deinem Leben gerade aussieht und wie du dich fühlst wegen alldem – vielleicht kannst du im Moment gar nicht klar denken. Hast du das schon mal in Erwägung gezogen? Ich meine, vielleicht bist du im Moment so sauer wegen allem, dass du dir auch nicht unbedingt die richtigen Freunde aussuchst.Verstehst du, was ich meine?«
Er antwortete nicht. Er saß da, in der Dunkelheit, schaute runter auf seinen Schoß und schüttelte immer wieder den Kopf, hin und her, als wolle er nicht hören, was ich zu sagen hatte.
»Ich meine …« Ich suchte nach einem Beispiel für das, was ich ihm erklären wollte. »Stell dir vor, du hast ein Spiel verloren, ein wirklich wichtiges Spiel, und fühlst dich richtig mies. Du sitzt mit hängendem Kopf auf der Bank, okay? Und dann kommen Leute auf dich zu und sagen: Warum machst du bei diesem bescheuerten Spiel überhaupt mit? Sieh nur, wie schlecht du dich fühlst. Gib es einfach auf, Mann. All das harte Training – du brauchst dieses Zeug nicht. Du könntest genauso gut
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