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The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)

The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 1: The Homelanders - Stunde Null (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Klavan
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dunkel wurde, dass Alex und ich einander nicht ansehen mussten und einfach reden konnten. »Du meinst, mit deinen Leuten und alles?«
    »Ja. Dieses ›Alles‹ ist das, was einen fertigmacht.«
    »Wie meinst du das?«
    Er schwieg lange. Die Schatten der Bäume glitten gleichmäßig über die Windschutzscheibe. In den Häusern gingen langsam die Lichter an, gelb und warm in der hereinbrechenden Dunkelheit. Beim Anblick der Lichter dachte man an gute Dinge: Leute, die zusammen zu Abend aßen oder sich einen Film im Fernsehen ansahen und miteinander lachten. Jedenfalls dachte ich an so was.
    »Ach, nichts«, meinte Alex schließlich. »Du würdest es sowieso nicht verstehen.«
    »Was verstehen?«
    »Das alles eben. Es ist so … ach, vergiss es.« Da war wieder Wut in seiner Stimme. Wut und eine Art Überdruss.
    »Erklär’s mir«, bat ich ihn. »Ich meine, wie soll ich es verstehen, wenn du es mir nicht erklärst?«
    »Es ist nicht deswegen, es ist … Es ist wegen dir, Charlie.Weil du bist, wie du bist. Du denkst, alles wäre so einfach, verstehst du? Du läufst rum und bist total überzeugt von dir selbst. Du denkst: Gut ist gut und schlecht ist schlecht. Du denkst: Arbeite hart, bete zu Gott, achte deine Eltern, liebe Amerika und alles ist super.«
    »Ich habe nie behauptet, alles wäre super. Ich fühle mich nur einfach besser, wenn ich tue, was richtig ist. Das ist alles.«
    »Siehst du, genau das meine ich. Alles ist so ehrlich und anständig bei dir. Als hätten deine Eltern dir eine Gehirnwäsche verpasst, und jetzt glaubst du all diesen Gutmenschen-Schrott. Es würde verdammt anders für dich aussehen, wenn nicht alles so einfach wäre. Ich meine, bei dir ist doch noch nie was schiefgelaufen. Dir ist noch nie was wirklich Schlimmes passiert.«
    Ich war ein bisschen beleidigt, dass er das sagte. Ich spürte, wie neuer Zorn in mir aufwallte. Mein erster Impuls war, ihm meine Meinung zu sagen und ihm zu erklären, dass es für mich auch nicht immer einfach war. Ich wollte ihm sagen, dass meine Mutter mir manchmal unglaublich auf die Nerven ging, meine Schwester mich in den Wahnsinn trieb, dass mein Vater zu viel arbeitete und ich mir manchmal Sorgen machte wegen … oh, wegen allem Möglichen, wegen sehr vieler Dinge. Manchmal war es alles andere als einfach.
    Zum Glück gelang es mir auch jetzt, den Mund zu halten. Diesmal musste ich dazu allerdings meinen Stolz herunterschlucken. Aber ich dachte, wenn ich jetzt anfangen würde, von mir zu reden, würde er nie von sich erzählen. Und so, wie es in seinem Leben gerade aussah, war es wahrscheinlich wichtiger, dass wir über ihn sprachen.
    Also sagte ich einfach nur »Okay«, und wartete.
    Es funktionierte. Alex fing an zu erzählen und redete dann immer schneller, als würden die Worte schon aus ihm herauspurzeln, noch bevor er sie gedacht hatte. »Es ist leicht, an etwas zu glauben, wenn alles gut läuft. Wenn du nach Hause kommst, deine Leute sind da und du brauchst dir keine Sorgen zu machen, wo du wohnen oder was du essen wirst. Dann kann man leicht sagen: Oh, arbeite hart, bete zu Gott und alles wird wunderbar. In diesem wunderbaren, freien Land, in dem wir leben, bla, bla, bla. Aber was, wenn das alles gelogen ist, Charlie? Hast du darüber schon mal nachgedacht? Stell dir vor, du kommst eines Tages nach Hause und dein Dad ist weg, einfach verschwunden, als hätte er nie existiert. Oder als hätte es ihm nie etwas bedeutet, dein Dad zu sein. Und dann hörst du, wie deine Mutter jede Nacht in ihrem Bett weint, weil sie allein ist und nicht genug Geld hat, und du weißt nicht mal, ob ihr in diesem schäbigen Haus bleiben könnt. Was nutzt es dann, hart zu arbeiten und sich anzustrengen, Charlie? Was nutzt der Spruch America the Beautiful? Und wo ist Gott? Was unternimmt er dagegen?«
    »Er ist trotzdem da, Alex«, sagte ich leise. »Er begleitet dich auf deinem ganzen Weg.«
    »Oh, vielen Dank auch!«, antwortete er aufgebracht. »Und was nutzt mir das? Was? Hast du dich wirklich noch nie gefragt, ob das nicht alles eine Lüge ist? Ich schon. Und nicht nur ich – sehr viele andere auch.«
    »Was meinst du? Was ist eine Lüge?«
    »Alles!« Alex war inzwischen ganz aufgewühlt. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er beim Sprechen wild mit den Händen gestikulierte. »Sie erzählen dir, Gott ist gut und Amerika ist gut, und sie sagen dir, so ist das Leben hier. Du bist so frei, dass du tun kannst, was immer du willst … Aber was, wenn das nicht stimmt? Was, wenn

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