The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
geht und ich bleibe zu Hause – als ob ich das könnte.« Josh seufzte theatralisch. »Schon gut, schon gut, ich bin dabei. Bitte erwähnt bei meiner Beerdigung nur, wie tapfer ich war.«
Also beschlossen wir, es zu tun. Zumindest Josh, Rick und ich. Miler fiel ein, dass er doch nicht mitmachen könne, weil er für einen Wettkampf trainieren müsse und seinen Schlaf brauche. Wir mussten die Hausarbeit am Montag abgeben und beschlossen, am Freitagabend in die Villa zu gehen.
Um ehrlich zu sein, hatten wir nicht wirklich die Erlaubnis unserer Eltern für diese Aktion. Es war einfach keine Option, sie darum zu bitten. Rund um die Geistervilla gab es alle möglichen Schilder mit Aufschriften wie: »Privatbesitz«, »Betreten verboten« oder »Betreten auf eigene Gefahr«. Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Vater es nicht erlauben würde, weil er Klagen und Gerichtsverfahren und so was befürchtete. Und meine Mutter? Die würde sich wahnsinnige Sorgen machen. Sie war einfach so. Sie machte sich schon Sorgen, wenn ich nur in die Schule ging. Ich könnte ja vom Stuhl fallen und auf meinem Bleistift landen oder was weiß ich. Es gab immer einen Grund. Darum würde sie es auf keinen Fall zulassen.
Aber ich hatte nicht vor, zu lügen, ich würde einfach erst ein bisschen später die Wahrheit sagen. Deshalb erzählte ich meinen Eltern, ich würde mit Josh und Rick zu einer Pyjamaparty gehen – ich sagte halt nur nicht, wo. Wenn wir später nach Hause kamen, würde ich dieses kleine Detail ganz beiläufig erwähnen. Ich erwartete nicht, ungestraft davonzukommen. Wahrscheinlich würden sie mir eine Woche Hausarrest aufbrummen oder etwas in der Art. Aber sobald meine Eltern wussten, dass uns nichts passiert war, und verstanden, warum wir es überhaupt getan hatten, würde es nicht so schlimm werden.
Also machten wir uns am Freitag kurz vor Sonnenuntergangauf den Weg. Wir hatten Schlafsäcke und Taschenlampen dabei, unsere Handys – mit denen wir auch fotografieren konnten – und einen kleinen MP3-Player. Josh brachte sogar seine Sony PSP mit, damit wir etwas zu tun hatten, falls wir uns langweilten.
Es war kein Problem, ins Haus hineinzukommen. Die schwere Eingangstür war zwar abgeschlossen, aber es gab jede Menge andere Türen, die offen waren. Wir entdeckten einen großen, leeren Raum, den ehemaligen Salon, und schlugen dort unser Lager auf. Dann schauten wir uns um und machten ein paar Fotos.
Ich muss zugeben, dass das Haus ziemlich unheimlich war. Die Zimmer waren fast alle leer, nur hin und wieder sah man ein einsames altes Sofa oder eine Kommode. Die Möbel standen da, als würden sie auf jemanden warten, der sie benutzte. Alle Fenster waren zerbrochen, sodass der Wind ungehindert hineinwehte, den Staub auf den Böden aufwirbelte und die Spinnweben in den Ecken hin und her schaukeln ließ. Und dann diese gruseligen Geräusche überall, vor allem das Mäusegetrappel in den Wänden – jedenfalls redeten wir uns das ein.
Wirklich gruselig wurde es aber erst in der Nacht. Das Haus schien sich um uns herum niederzulassen und machte dabei alle möglichen knackenden, knarrenden und knallenden Geräusche, die sich anhörten, als laufe jemand herum. Die Mäuse spielten verrückt und flitzten hektisch in den Wänden hin und her. Einige kamen sogar heraus, und wir zuckten zusammen, wenn wir sie plötzlich an der Tür vorbeihuschen sahen. Der Wind wurde stärker, spielte in den Ästen vor dem Fenster und ließ die Bäume wispern und seufzen.
Aber besonders unheimlich war der Friedhof.
In dem Salon im ersten Stock, wo wir unser Lager aufgeschlagen hatten, gab es an der einen Wand zwei große Fenster mit halb zerbrochenen Scheiben. Als wir uns an eines dieser Fenster stellten und durch die gezackten Glasscherben hinausschauten, konnten wir den Familienfriedhof der McKenzies überblicken. Es war eine schaurige Aussicht.
Die Nacht war klar, aber am Himmel stand nur eine dünne Mondsichel. Zuerst erkannten wir die Bäume, deren ausgebreitete, nackte Äste finster vor dem mit Sternen übersäten Himmel aufragten. Nach wenigen Augenblicken hatten sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und die Umrisse der Gräber wurden deutlicher.
Es waren überwiegend Grabsteine zu sehen, ungefähr ein Dutzend, aber auch hier und da ein Obelisk. Unmittelbar rechts neben dem Friedhof stand eine einsame Statue. Es war die Statue einer Frau, die eine Kapuze über dem Kopf trug. Auf die Entfernung konnte man ihr Gesicht in der
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