The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
weiß werden und ich nicht den Rest meines Lebens in einer Gummizelle unkontrolliert vor mich hin kichere. Da raus? Was redest du da? Bist du wahnsinnig?«
»Ich habe etwas gesehen«, beharrte ich. »Etwas … etwas … ich weiß auch nicht. Wir müssen nach unten gehen und herausfinden, was es ist.«
»Warum? Wir können genauso gut hierbleiben. Wir müssen es nicht herausfinden. Es könnte doch auch ein ungelöstes Rätsel bleiben.«
Aber Rick hatte verstanden. »Darum geht’s bei dem Projekt«, erklärte er. »Wir sind hergekommen, um zu beweisen, dass es in diesem Haus nicht spukt, dass alles nur ein Aberglaubeder Leute hier ist. Wenn wir keine Nachforschungen anstellen, werden wir es nie erfahren.«
»Damit kann ich leben«, meinte Josh. »Wirklich! Ich bin ganz zufrieden mit mir. Ich muss es nicht wissen.«
»Ja, aber wir müssen den Bericht schreiben«, entgegnete ich. »Der Sinn des Ganzen war doch, Sherman zu zwingen, uns eine Eins zu geben, weil wir etwas machen, das so cool ist, dass er es nicht ignorieren kann. Wenn wir das jetzt nicht durchziehen, wird nichts daraus. Du kannst ja hierbleiben«, schlug ich ihm vor. »Aber wir müssen nachsehen.« Ich kniete mich hin, um meine Turnschuhe zuzubinden. Rick tat es mir gleich.
»Oh, ich kann hierbleiben«, sagte Josh. »In dem Spukhaus. Ganz allein. Vielen Dank, zu großzügig. Auf gar keinen Fall!« Auch er kniete sich hin und band seine Turnschuhe zu, wobei er die ganze Zeit vor sich hin murmelte.
Es ist seltsam – in diesen letzten Wochen war ich so vielen Gefahren ausgesetzt und hatte mehr Angst, als ich mir vorstellen oder zugeben mag. Trotzdem glaube ich nicht, dass ich mich jemals so gefürchtet habe wie in jener Nacht, als Rick, Josh und ich den unheimlichen Friedhof hinter der McKenzie-Villa aufsuchten.
Wir schlichen Schulter an Schulter die Treppe hinunter und folgten dann dem Schein unserer Taschenlampen durch eine lange Halle zum hinteren Teil des Hauses. Schließlich gelangten wir in einen leeren Raum, an dessen Wänden alte, kaputte Schränke und Regale zu sehen waren. Das musste einst die Küche gewesen sein. Als wir hineingingen, hörten wir trappelnde Schritte, und kleine Fellknäuel huschten vor dem einfallenden Licht davon.
Der Lichtschein streifte eine Tür.
Als wir sie öffneten und aus dem Haus traten, blieben wir alle drei wie angewurzelt stehen. Hier draußen war die Dunkelheit überwältigend. Sie schien die Strahlen der Taschenlampen förmlich aufzusaugen, sodass sie fast nicht mehr zu sehen waren. Wir bewegten uns nicht von der Stelle, starrten nur in die Nacht hinaus. Wir wollten uns nicht zu weit vom Haus entfernen – nachher könnten wir uns vielleicht nicht rechtzeitig wieder hineinflüchten.
Über uns wogten und rauschten die Bäume. Der Himmel schien schwindelerregend weit weg zu sein, die Dunkelheit schwindelerregend tief.
»In Ordnung«, sagte ich, bewegte mich aber nicht.
»In Ordnung«, sagte Rick, bewegte sich aber auch nicht.
»Das ist unheimlich«, sagte Josh.
Wir erstarrten und lauschten angestrengt. Wieder raschelte das abgestorbene Laub, als der Wind es vor uns über den Boden trieb. Bei dem Geräusch hoben wir unsere Taschenlampen und leuchteten über das spärliche Gras in die Richtung, aus der es gekommen war.
Einer der Lichtkegel – ich glaube, der von Rick –, traf auf einen weißen Stein, einen Grabstein – der Friedhof war keine 20 Meter entfernt.
Ich hatte fast vergessen zu atmen. Jetzt fiel es mir wieder ein, und ich nahm einen tiefen Atemzug. »In Ordnung«, wiederholte ich. Ich machte einen Schritt nach vorn. Links von mir war Josh, rechts von mir Rick. Sie folgten mir in kurzem Abstand.
Während wir gingen, bewegten sich die Strahlen unserer Taschenlampen zitternd über den kleinen Friedhof. Die Spannung wurde unerträglich, als ich auf den schrecklichen Augenblickwartete, in dem eine der Lampen das glänzende, ausdruckslose Gesicht erfassen würde.
Dann fiel Joshs Lichtstrahl plötzlich auf die Statue der trauernden Frau. Es war ein Schock, sie aus der Nähe zu sehen, auch wenn ich wusste, dass es nur eine Statue war. Wie ein Geist schwebte sie aus der Dunkelheit auf uns zu. Jetzt konnte ich ihr Gesicht erkennen, die starrenden, leeren Augen, die geöffneten, ängstlichen Lippen, die zu flüstern schienen: »Nein. Geh nicht!« Und ihre Hand, mit der sie diese Geste ausführte … Man konnte die Gegenwart der toten Seele fast spüren, die sie festzuhalten suchte, konnte fast sehen,
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