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The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Klavan
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wandern, sah einen weiteren Grabstein und dann noch einen. Schließlich erreichte der Lichtkegel den schwarzen Sockel der Statue. Ich führte ihn langsam nach oben, und die trauernde Frau in dem Kapuzenumhang wurde sichtbar. Still und flehend stand sie da. Geisterhaft.
    Und dann bemerkte ich, dass direkt hinter ihr noch eine Figur war! Ein vager Umriss hinter dem Schein der Taschenlampe. Die Gestalt eines Mannes, der reglos dastand, das Gesicht vorgestreckt und mir zugewandt – ein unheimliches, leeres und ausdrucksloses Gesicht, das in der Dunkelheit seltsam zu glänzen schien. Mein Herz schlug schneller. Ich versuchte, die Taschenlampe so zu halten, dass ich die Figur besser sehen konnte. Plötzlich krallte sich eine Hand in meine Schulter. Ich schrie auf und ließ die Taschenlampe fallen. Ihr Lichtstrahl zuckte wild im Raum herum.
    »Was machst du da?«
    Hinter mir stand Rick.
    »Oh! Oh!«, war alles, was ich sagen konnte. Mein Herz hämmerte so wild, als würde es gleich explodieren.
    »Was?«, murmelte Josh aus seinem Schlafsack heraus. Rick und ich fuhren zusammen.
    »Da … da ist jemand …«, stieß ich endlich flüsternd hervor. »Da draußen.«
    »Wo?«, flüsterte Rick zurück.
    »Auf dem Friedhof.«
    Rick hatte ebenfalls seine Taschenlampe dabei und leuchtete damit aus dem Fenster. »Da ist niemand.«
    »Bei der Statue, direkt dahinter.«
    »Da ist niemand.«
    Ich schaute hin – er hatte recht. Die Gestalt war verschwunden. Auch Josh hatte inzwischen seine Turnschuhe angezogen und trat zu uns ans Fenster.
    »Was hat er denn gemacht?«, wollte Rick wissen.
    »Stand einfach nur da und starrte zu mir hoch«, antwortete ich.
    »Wer war das?«, fragte Josh.
    »Ich weiß es nicht. Jemand da draußen in der Nacht. Auf dem Friedhof.«
    »Da war jemand auf dem Friedhof, der dich angestarrt hat?«
    »Ja!«
    »Das ist ja unheimlich«, sagte Josh. »Ich meine, das ist irgendwie … unheimlich. Ist es doch, oder?«
    Ich nickte.
    »Findet ihr nicht, dass das unheimlich ist?«, beharrte Josh.
    »Schon gut, Mann«, sagte Rick. »Ich glaube, wir haben alle kapiert, dass es unheimlich ist.«
    »Ich wollte nur ganz sicher sein, dass es nicht nur mir so geht.«
    »Tut es nicht.« Rick ließ den Strahl seiner Taschenlampe über den Friedhof wandern. Der Wind frischte auf, die Bäume bogen sich und knarzten. Wir standen dicht nebeneinander, als Rick zuerst auf einen Grabstein leuchtete, dann auf einen Obelisken und schließlich auf die trauernde Frauengestalt, die ihre unheimliche Geste in die Dunkelheit richtete. Aber sonst war nichts auf dem Friedhof – keine Gestalt, die in den tieferen Schatten lauerte. »Könnte es sein, dass du …?«
    »Dass ich mir das nur eingebildet habe? Nein, das glaube ich nicht, Mann. Da war etwas … wie ein Stöhnen. Ich habe es genau gehört.«
    »Ein Stöhnen?«, fragte Josh mit zitternder Stimme. »Wie meinst du das, ein Stöhnen?«
    »Ich meine so ein … so ein leises Stöhnen, ›o-o-o-oh‹, oder so ähnlich.«
    »Das ist echt unheimlich«, murmelte Josh.
    »Dann bin ich aufgestanden und zum Fenster gegangen. Und als ich hinuntergeschaut habe … ich habe sie nur für den Bruchteil einer Sekunde gesehen, aber sie war da! Eine Gestalt, ein Mann, glaube ich. Und er hatte ein seltsames weißes Gesicht …«
    »Ein seltsames weißes Gesicht? Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Ein seltsames weißes Gesicht halt, Josh. Ich weiß auch nicht … so als hätte es keinen Ausdruck, keine Züge.«
    »Wie kann ein Gesicht keine Züge haben? Wenn es ein Gesichtist, dann muss es auch Gesichtszüge haben. Sonst wäre das doch unheimlich, oder? Ich meine, das ist doch …«
    Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als der Wind plötzlich stärker blies, das Wispern und Knarren der Äste noch lauter wurde und unter diesem Wispern … Ja, da war es wieder! Dieses leise, schauderhafte Stöhnen eines leidenden Menschen. Rick, Josh und ich verstummten und sahen einander mit offenem Mund an.
    »Habt ihr …«, begann Josh.
    Rick und ich nickten. Wir hatten es auch gehört!
    Alle drei wandten wir uns zum Fenster um und leuchteten mit unseren Taschenlampen durch das zerbrochene Glas hinaus in die tiefe Dunkelheit, die sich bewegte und im nächtlichen Wind wisperte.
    Noch bevor es mir selbst klar war, hörte ich mich sagen: »Wir müssen nachsehen. Wir müssen da raus.«
    »Genau«, meinte Josh. »Weil wir ja noch nicht genug Angst haben. Weil noch immer die geringe Chance besteht, dass meine Haare nicht

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