The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)
ich die Realität nicht mehr leugnen konnte, stellte ich seltsamerweise fest, dass dieDinge jetzt anders waren als zu dem Zeitpunkt, an dem ich das Bewusstsein verloren hatte. Das heißt, die Dinge waren dieselben, die Situation war dieselbe, aber meine Gefühle hatten sich verändert. Und damit auch alles andere.
Vor dieser letzten Erinnerungsattacke war ich kurz vorm Verzweifeln gewesen. Ich hatte mir selbst leidgetan und war so wütend auf Gott gewesen, dass ich kaum beten, sondern nur verbittert den Himmel anrufen und fragen konnte: Was soll ich jetzt tun?
Aber als ich mich an diesen Tag erinnerte, diesen schrecklichen Tag der Entscheidung, fühlte ich mich anders.
Denn jetzt wusste ich, dass ich selbst den Weg gewählt hatte, der mich hierhergeführt hatte. Ich hatte gewusst, dass er mich hierherführen könnte. Ich hatte Beth geliebt und sie zurückgelassen. Ich hatte meine Eltern, meine Freunde, mein Zuhause und mein Leben geliebt – auch wenn mir nicht wirklich klar gewesen war, wie sehr – und alles zurückgelassen.
Aber das Verrückteste war, dass ich es getan hatte, weil ich dieses Leben und diese Menschen liebte. Und wenn ich eine Chance hatte, sie vor den Leuten zu schützen, die ihnen schaden wollten, dann musste ich sie nutzen. Auch wenn es bedeutete, dass ich sie nie wiedersehen würde. Ich hatte nicht um diese Chance gebeten. Es war nicht fair, dass sie mir zugefallen war. Es war auch nicht fair, dass alles schiefgelaufen war und ich mich jetzt an diesem Ort, in dieser Notlage und dieser Gefahr befand. Und es war alles andere als fair, dass diese Leute, die Homelanders, einen Angriff auf uns planten, um uns zu schaden, um uns zu töten ...
Aber das Leben ist eben nicht fair. Schließlich war es auchnicht fair, dass ich in einer schönen, sicheren Stadt aufwachsen konnte, während ein anderes Kind an einem anderen Ort vielleicht erschossen wurde oder nicht genügend zu essen hatte. Es war nicht fair, dass ich ein glückliches Zuhause und Eltern hatte, die einander liebten, während die Eltern von Alex nicht zusammenbleiben konnten. Viele Dinge sind nicht fair und ich glaube, sie werden es auch nie sein. Jedenfalls nicht in diesem Leben.
All das begriff ich, als ich zu Waterman in die Limousine stieg. Ich hatte mich so entschieden, weil ich es begriff. Es ging nicht darum, was einfach und sicher war. Es ging darum, wer ich war. Wer ich sein wollte. Wofür ich einstehen, leben, ja sterben wollte, wenn es sein musste. Es ging darum, was ich aus dieser Seele machen wollte, die Gott mir gegeben hatte.
Deshalb war ich nicht mehr wütend, verbittert und verzweifelt.
Was soll ich jetzt tun ?
Diese Frage konnte man eigentlich nicht als Gebet bezeichnen. Aber Gott hatte sie trotzdem erhört. Weil er eben so ist. Ich wusste jetzt ganz genau, was ich tun sollte: weiterkämpfen, so lange, wie ich konnte, und nicht aufgeben. Ich hatte keine Ahnung, ob ich am Ende gewinnen würde, ob ich überhaupt überleben würde. Aber ich wusste, dass ich mir die Situation, in der ich mich jetzt befand, genau ansehen sollte. Diese Falle, aus der es scheinbar keinen Ausweg gab. Um der Menschen willen, die ich liebte, sollte ich einen Weg finden oder bei dem Versuch sterben.
Mit dieser neuen Entschlossenheit öffnete ich die Augen.
Fünf Wachen der Homelanders standen im Kreis um mich herum und richteten ihre Maschinengewehre auf mich.
Ich bewegte mich, langsam, und bemerkte Schritte, die sich knirschend durch das Dickicht näherten. Als ich mich gerade aufsetzen wollte, stürmte der sechste Homelander aus dem Wald.
Waylon lief an den Wachen vorbei und blieb direkt über mir stehen.
Er grinste, stieß einen Fluch aus und versetzte mir einen Tritt ins Gesicht, mit dem er mich zurück in die Bewusstlosigkeit katapultierte.
TEIL DREI
18
D IE M ACHT DER W ORTE
Langsam hob ich den Kopf. Er fühlte sich an wie ein Zementblock. Ich stöhnte, als mich direkt hinter meinen Augen ein stechender Schmerz durchfuhr. Das klebrige Blut an meiner Wange trocknete und wurde langsam hart. Ich versuchte, mich zu bewegen, aber meine Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Mit den Fingern konnte ich das Klebeband um meine Handgelenke ertasten.
Ich zuckte zusammen, als mir alles wieder einfiel. Die Homelanders, die um mich herumgestanden hatten, Waylon, der mir einen Tritt versetzt hatte ...
»Immer mit der Ruhe, Mistkerl. Es sei denn, du willst dir wieder eins einfangen.«
Ich drehte mich nach links und sah den blonden Wachmann,
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