The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)
Namen all der anderen Verräter ...«
»Und?«, fragte Schnauzbart. Jetzt hatte ich ihn am Haken.
»Na ja, vielleicht bin ich wirklich ein Verräter. Vielleicht versuchen alle möglichen Leute, die Organisation von allen Seiten zu infiltrieren. Aber das spielt überhaupt keine Rolle mehr.«
»Ach ja? Warum?«
»Weil ich mich nicht erinnern kann, du Armleuchter. Ich kann mich an nichts erinnern, was im letzten Jahr passiert ist.«
Schnauzbart warf dem Blonden einen wissenden Blick zu. Interessant.
»Das wisst ihr schon, nicht wahr?«, spekulierte ich und der Gesichtsausdruck von Schnauzbart verriet mir, dass ich rechthatte. Sie wussten bereits von meiner Amnesie. Natürlich. Ich hatte Mr Sherman davon erzählt, und die beiden waren vermutlich die Typen, die Sherman in der Geistervilla gefunden hatten. Sie hatten ihn gefoltert und getötet. Und sie hatten mit Sicherheit dafür gesorgt, dass er ihnen alles erzählte, bevor er starb. Das konnte ich an Schnauzbarts Blick erkennen. »Es stimmt. Sherman hat euch die Wahrheit gesagt. Ich kann mich an nichts erinnern.«
Schnauzbart zuckte zusammen. Es gefiel ihm nicht, dass ich offenbar seine Gedanken lesen konnte. »Sherman hat uns gesagt, was du ihm erzählt hast. Das heißt aber nicht, dass es auch stimmt. Wenn du kein Verräter bist, was hattest du dann mit Waterman zu schaffen?«
»Gute Frage. Ich war bei Waterman, weil er mir ein Serum gespritzt und mich in sein unterirdisches Spielzimmer gekarrt hat, wo er – drei Mal darfst du raten – ebenfalls versucht hat, Informationen aus mir rauszubekommen.«
Ich sah, wie Schnauzbarts nicht allzu helles Hirn arbeitete.
»Ich konnte ihm genauso wenig helfen, wie ich euch helfen kann«, sagte ich. »Weil ich mich an nichts erinnere. Ob ich ein Verräter eurer Sache bin? Mann, ich weiß nicht einmal, was eure Sache ist! Waterman sagte, ihr seid islamistische Extremisten. Vielleicht dieser Waylon, aber ihr beiden ...«
»Wir wollen nur ein wenig Fairness in dieser Welt, das ist alles«, erklärte der Blonde verbittert.
»Fairness«, wiederholte ich, um ihn aus der Reserve zu locken. »Klar. Wer will das nicht? Schließlich ist es nicht in Ordnung, dass andere Leute Dinge haben, die man selbst nicht hat.«
»Genau«, ereiferte sich der Blonde mit wutverzerrtemGesicht. »Das ist nicht in Ordnung. Leute wie dieser Waterman reden immer von Freiheit, von Unabhängigkeit. Große Worte. Aber wenn Menschen frei sind, tun sie nicht das, was gerecht ist. Wenn man die richtigen Leute kennt oder als Kind reicher Eltern geboren wird, hat man alle Chancen der Welt. So läuft das doch.«
»Stimmt, so läuft es«, pflichtete ich ihm bei. Ich schaute mir den Blonden genauer an. Er hatte einen hochgewachsenen Körper mit langen Gliedmaßen, wie ein Sportler. Vielleicht war er ein Basketballspieler oder ein Läufer. »Der eine hat Verbindungen und kommt in die Mannschaft, der andere fliegt raus.«
»Genau«, sagte er hitzig. »So läuft es. Es gibt keine Fairness. Die Leute sind alle total korrupt.«
»Aber ihr werdet das alles ändern, was? Ihr werdet dafür sorgen, dass die Leute gut und gerecht sind.«
»Genau«, wiederholte der Blonde voller Überzeugung.
»Klar«, sagte ich. »Das Problem ist nur: Wenn ihr dafür sorgt , dass jemand gut ist, dann ist er nicht wirklich gut. Er hat sich nicht dafür entschieden, gut zu sein. Er ist nur ein Sklave und tut, was ihr ihm sagt ...«
Der Blonde wollte gerade antworten, als Schnauzbart seine massive Hand ausstreckte und mich am Hals packte. Hätte er keine Angst vor Waylon gehabt, hätte er mich vermutlich auf der Stelle erwürgt. So aber hielt er mich nur kurz umklammert. Als ich hilflos röchelte, stieß er mich von sich. Ich prallte gegen den Blonden, der mich ebenfalls wegstieß.
»Hältst du jetzt den Mund?«, blaffte Schnauzbart.
Ich schluckte und kämpfte gegen den Schmerz in meinem Hals an. »Klar«, krächzte ich schließlich. »Klar. Ich versuchenur, euch zu sagen, dass ihr mich foltern könnt, solange ihr wollt. Es bringt nichts, weil ich mich einfach nicht erinnern kann.«
»Du wirst dich erinnern«, meinte der Blonde düster. »Dafür werden wir schon sorgen.«
Schnauzbart wandte sich schweigend wieder ab und schaute missmutig aus dem Fenster.
Ich schaute ebenfalls hinaus. Jenseits der Straße erhoben sich Berge, ein sanft gewelltes Meer aus blaugrünen Nadelhölzern und braungrauen Laubbäumen, das sich bis weit in die Ferne erstreckte. Hier oben war niemand, der
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