The Homelanders, Band 3: The Homelanders - Tödliche Wahrheit (Bd. 3) (German Edition)
Tötens besser beibringen als ein Profikiller wie Tom Imura.« Feeney schwieg einen Moment und leckte sich nervös die Lippen. »Da du sein Bruder bist, hast du wahrscheinlich gesehen, wie er Zombies reihenweise niedergemacht hat.«
»Nein«, erwiderte Benny total verärgert. »Er lässt mich nie zuschauen.«
»Wirklich nicht? Seltsam. Na ja, bitte ihn darum, wenn du 13 wirst.«
Benny hatte Tom an seinem 13. Geburtstag darum gebeten, doch sein Bruder hatte Nein gesagt. Wie immer. Kein Gespräch, keine Erklärung. Nur ein »Nein«.
Das lag nun mehr als zwei Jahre zurück und mittlerweile waren sechs Wochen seit Bennys 15. Geburtstag vergangen. Ihm stand noch eine Galgenfrist von vier weiteren Wochen zu, um einen bezahlten Job zu finden, bevor die Stadtverwaltung seine Tagesrationen halbieren würde. Benny hasste diesen Zustand und falls ihm noch jemand einen Vortrag über die »Freiheit der 15-Jährigen« hielt, würde er einen Schreikrampf bekommen. Genau wie er es hasste, wenn die Leute jemanden schwer arbeiten sahen und dann so einen Mist erzählten wie: »HeiligerStrohsack, der haut ja rein, als wäre er 15 und hätte nichts zu essen.«
Als wäre das etwas, worüber man froh sein könnte. Oder worauf man stolz sein sollte. Sich den Rest des Lebens den Arsch aufzureißen. Was daran Spaß machen sollte, konnte Benny beim besten Willen nicht erkennen. Gut, vielleicht war es ja irgendwie okay, weil er dann nur noch halbtags zur Schule gehen musste, aber beschissen war es trotzdem.
Sein Kumpel Lou Chong meinte, es sei ein Zeichen von zunehmender kultureller Unterdrückung und die postapokalyptische Menschheit triebe allmählich auf einen neuen Sklavenstaat zu. Benny hatte keine Ahnung, was Chong damit meinte oder ob irgendeiner seiner Sprüche überhaupt je irgendeinen Sinn ergab. Dennoch nickte er zustimmend, weil Chong dabei immer so aussah, als wüsste er genau, was Sache war.
Am Abend, noch bevor Benny seinen Nachtisch verputzt hatte, fragte Tom: »Falls ich mit dir darüber sprechen wollte, dass du dich dem Familienunternehmen anschließt, reißt du mir dann den Kopf ab? Wieder mal?«
Benny starrte Tom giftig an und erwiderte laut und deutlich: »Ich. Will. Nicht. Im. Familien. Unternehmen. Arbeiten.«
»Das heißt dann also ›Nein‹?«
»Findest du nicht, dass es ein bisschen zu spät ist, mich dafür begeistern zu wollen? Ich hab dich zigmal darum gebeten ...«
»Du hast mich darum gebeten, dich mitzunehmen, wenn ich sie töte.«
»Genau! Und jedes Mal, wenn ich es getan habe, hast du ...«
Tom schnitt ihm das Wort ab. »Das ist nur ein kleiner Teil von dem, was ich tue, Benny.«
»Ja, mag sein, und vielleicht hätte ich mich ja irgendwie mit dem Rest deiner Arbeit arrangieren können, aber die coolen Sachen hab ich einfach nie zu sehen bekommen.«
»Am Töten ist nichts ›cool‹«, erwiderte Tom scharf.
»Ist es wohl – wenn es darum geht, Zombies zu töten«, konterte Benny.
Diese Worte brachten das Gespräch zum Erliegen. Tom verließ steifbeinig das Zimmer und rumorte eine Weile laut in der Küche herum, während Benny sich auf das Sofa warf.
Tom und Benny redeten nie über Zombies. Sie hätten allen Grund dazu gehabt, taten es aber nie. Benny konnte das einfach nicht verstehen. Er hasste Zombies. Alle hassten sie, doch bei ihm war es ein glühender, verzehrender Hass, der auf seine allererste Erinnerung zurückging. Denn diese Erinnerung bestand aus einem albtraumartigen Bild, das sich jeden Abend einstellte, wenn er die Augen schloss. Es war ein Bild, das sich ihm ins Gedächtnis gebrannt hatte, auch wenn es sich um ein Erlebnis aus seiner frühen Kindheit handelte.
Mom und Dad.
Mom, die schrie und auf Tom zurannte und ihm den zappelnden, gerade einmal 18 Monate alten Benny in die Arme drückte. Die schrie und schrie. Die ihm zurief, er solle weglaufen. Während das Wesen, das einmal Dad gewesen war, sich einen Weg durch die Schlafzimmertür bahnte, die Mom mit einem Stuhl, mit Lampen und allem, was sie finden konnte, zu verbarrikadieren versucht hatte.
Benny wusste noch, dass Mom etwas geschrien hatte, doch die Erinnerung war so alt und er selbst noch so klein gewesen, dass er sich nicht daran erinnern konnte, was sie genau gesagthatte. Vielleicht waren es ja gar keine Worte gewesen, sondern bloß Schreie.
Aber er erinnerte sich an die feuchte Wärme, als Toms Tränen auf sein Gesicht getropft waren, während er mit ihm aus dem Schlafzimmerfenster hinausgeklettert war. Sie
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