The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)
geschwemmt, und selbst wenn ich gewollt hätte, wäre es mir nicht gelungen, im Zug zu bleiben.
Auf das, was ich dann sah, war ich nicht vorbereitet.Schon dort, wo wir eingestiegen waren, hatte es vor Menschen gewimmelt, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was uns hier erwartete.
Die U-Bahn-Station war riesig, ein gewaltiger unterirdischer Raum mit mehreren Bahnsteigen und Gleisen, die zwischen den Stützpfeilern verliefen. Die Menschen kamen aus allen Richtungen, drängten Treppen hinauf und strömten aus Tunneln, um sich vor den Ausgängen zu versammeln. Es waren mehr, als ich je in meinem Leben auf einmal gesehen hatte.
Zuerst wurde ich wehrlos mitgerissen, die Treppe hinauf und auf die Drehkreuze zu. Aber bevor wir die Station verlassen konnten, packte mich Mike am Arm und zog mich auf die Seite, vor das riesige, verwirbelte Mosaik an der Wand. Wir drückten uns an die bunten Kacheln, als die Menschen an uns vorbeidrängten. Gleichzeitig bewegte sich eine Menschenmasse in die entgegengesetzte Richtung, hinunter zu den Bahnsteigen.
Mike stellte sich auf die Zehenspitzen, reckte den Hals und schaute sich um.
Dann murmelte er: »Hier entlang.«
Wir fädelten uns ein in den Pulk, der sich über eine andere Treppe von den Eingängen Richtung Bahnsteige bewegte. Ohne einen blassen Schimmer, wohin wir überhaupt wollten, lief ich hinter Mike her.
Wir erreichten einen anderen Bahnsteig, auf dem gerade eine Bahn eingefahren war. Durch die geöffneten Türen quollen Menschen heraus, dann stiegen die Wartenden ein. Die Angekommenen bewegten sich in einem zähen Fluss auf den Ausgang zu, und diejenigen, die nicht mehr in denZug passten, stellten sich an den Rand des Bahnsteigs, um auf den nächsten zu warten.
Mike ging zielstrebig weiter und schob sich durch die dichte Menschentraube den Bahnsteig hinunter. Ich versuchte, so nah wie möglich hinter ihm zu bleiben, jeden kleinen Freiraum auszunutzen, was in der dicht gedrängten Menge gar nicht so einfach war.
Nach ein paar Minuten wurde es plötzlich leerer, und ich sah unser Ziel: Nur wenige Meter vor uns endete der Bahnsteig an einem Metallgeländer. Dahinter verschwanden die Gleise im dunklen Tunnel. Ein einzelner Sicherheitsposten hielt dort Wache, die Hände hinter dem geraden Rücken verschränkt, die Beine gespreizt. Seine Augen wanderten wachsam hin und her.
Wir ließen die Menschenmenge allmählich hinter uns, und Mike steuerte geradewegs auf den Polizisten zu. Sein Schnurrbart kräuselte sich, als er ein strahlendes Lächeln aufsetzte – ein seltener Anblick.
»Hey, Mike, wo wollen Sie hin?«, murmelte ich. Ich konnte nicht fassen, dass er dem Cop direkt in die Arme lief!
Aber entweder hörte er mich nicht oder er ignorierte mich, denn er gab mir keine Antwort, schaute nicht mal in meine Richtung.
Inzwischen hatte er den Polizisten fast erreicht. Nervös drehte ich mich um und ließ den Blick über den vollgestopften Bahnsteig schweifen, ob uns jemand hier, abseits der anderen, beobachtete. Aber alle warteten nur ungeduldig auf den nächsten Zug und schenkten uns keine Beachtung.
Ich wandte mich nach vorn – und hielt dann mit offenem Mund inne.
Der Polizist war nicht mehr da! Er war einfach verschwunden, so als hätte er sich in Luft aufgelöst.
Aber dann blickte ich nach unten. Zum Glück war es so laut, dass niemand hörte, wie ich erschrocken nach Luft schnappte.
Der Cop lag zusammengekrümmt und bewusstlos am Boden. Mike stand über ihm und bedeutete mir, mich zu beeilen.
Im nächsten Augenblick sprang er geschmeidig über das niedrige Geländer und landete lautlos auf den Schienen. Während ich noch fassungslos dastand, verschwand er schon in dem dunklen Tunnel.
Ich hatte keine Wahl. Ohne zu zögern, spurtete ich los und stieg über den ohnmächtigen Polizisten hinweg. Er regte sich und hob die Hand an den Kopf, als er langsam wieder zu sich kam.
Rasch griff ich nach dem Geländer und sprang darüber hinweg.
Ich rannte hinter Mike her, folgte dem Gleis und tauchte ein in die Dunkelheit des Tunnels.
32
U NTER DER S TADT
Der Tunnel war ein schmaler Korridor, zwischen dessen Wänden die Gleise verliefen. Wir mussten in der Mitte, zwischen den Schienen laufen, denn an den Seiten war kein Platz.
»Pass auf die dritte Schiene auf!«, rief mir Mike über die Schulter zu.
»Was?«
»Die dritte Schiene.« Er blieb stehen, sodass ich ihn fast umgerannt hätte, packte mich grob an der Schulter und zeigte nach unten. »Die
Weitere Kostenlose Bücher