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The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition)

Titel: The Homelanders - Im Visier des Todes (Bd. 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Klavan
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setzte mich auf, doch schon im nächsten Augenblick krümmte ich mich vor Schmerzen, als die Erinnerungsattacke von mir Besitz ergriff.

 4 

V OLLE B REITSEITE
    Es war unglaublich real, überhaupt nicht wie eine Erinnerung. Ich hatte wirklich das Gefühl, in dem Bus zu sitzen und durch die stürmische Nacht zu fahren.
    Bis auf den Wärter und den Fahrer war ich der einzige Passagier in dem langen, graugrünen Fahrzeug. Der Wärter saß vorn in einer Art Käfig und hielt ein Gewehr auf dem Schoß. Der Fahrer war kaum zu sehen, nur sein Kopf ragte ein Stück über den großen Sitz hinter dem Lenkrad hinweg.
    Wir holperten über eine schmale Straße. Jedes Mal, wenn der Bus durch ein Schlagloch fuhr, schaukelte und hüpfte er, und ich wurde hin und her geworfen, prallte mit der Schulter gegen das Fenster. Aus irgendeinem Grund konnte ich mich nicht richtig abstützen. Als ich an mir herunterschaute, sah ich auch, warum: Ich trug einen orangefarbenen Gefängnis-Overall und war an Händen und Füßen gefesselt. Immer wieder krachte ich gegen das vergitterte Fenster, während Blitze über den schwarzen Himmel zuckten und für Sekundenbruchteile den peitschenden Regen erleuchteten.
    Mein Herz raste. Ich war nervös, aufgeregt, ängstlich. Gleich würde etwas passieren. Ich wusste weder, was es war, noch, wann es losgehen würde, aber ich spürte, dass es unmittelbar bevorstand.
    Endlich fiel es mir wieder ein: Rose hatte gesagt, die Homelanders würden bereits daran arbeiten, mir zur Flucht zu verhelfen. Sie würden schnell handeln, bevor ich zu streng bewacht wurde und von Aufsehern umgeben war.
    Hier draußen, auf dieser düsteren, leeren Straße, schien die Gelegenheit günstig. Außer einem Wärter und dem Fahrer war ich allein im Bus.
    Aber auch wenn ich jeden Moment damit rechnete, war es trotzdem ein Schock, als es dann tatsächlich geschah.
    Plötzlich waren die Fenster von grellem Licht erfüllt. Ich drehte mich um und sah Scheinwerfer, die mich anfunkelten wie die Augen eines wilden Tieres. Ein Motor röhrte. Die Lichtkreise wurden größer, das Röhren schwoll an. Ein großes Fahrzeug, ich glaube, ein Traktor, raste von der Seite auf uns zu.
    In der nächsten Sekunde wurden wir mit voller Wucht gerammt. Der Fahrer stieß einen abgehackten, kehligen Schrei aus. Mir drehte sich der Magen um, als der Bus an einer Seite plötzlich hochstieg. Einen unendlich langen Augenblick balancierte er auf zwei Rädern.
    Der Wärter, der Fahrer und ich schrien vor Panik, als der Bus schließlich ganz umkippte.
    Ich wurde durch die Luft gewirbelt, überschlug mich und krachte mit rasselnden Fußfesseln gegen die Kante eines Sitzes, bevor ich hart auf das Metallgitter des Fensters fiel.
    Alle Lichter gingen aus, Glas zersplitterte und Metall knirschte. Neben dem schleifenden Röhren des angreifenden Fahrzeugs war noch ein anderes Geräusch zu hören, als würde etwas platzen – und dann war die Luft plötzlich von einem säuerlichen, ekelhaften Gestank erfüllt.
    »Tränengas!«, schrie der Wärter.
    In Sekundenschnelle breitete es sich im ganzen Bus aus. Ich japste nach Luft und versuchte vergeblich, meine gefesselten Hände vor den Mund zu halten. Ich schloss die Augen, aber es war zu spät. Sie brannten, als würden sie in Flammen stehen. Tränen liefen mir die Wangen hinunter, und ich spürte, wie ich langsam das Bewusstsein verlor.
    Hände griffen nach mir, packten meine Arme. Überall um mich herum wurde gebrüllt. Es war ein einziges Durcheinander brutaler, barscher Stimmen. Dann wurde ich fortgerissen.
    Kurz darauf atmete ich kühle, frische Nachtluft ein und bewegte mich durch den wolkenbruchartigen Regen. Halb stolperte ich vorwärts, halb wurde ich von den unsichtbaren Personen, die mich flankierten, am Arm gezogen …
    Dann verschwand die Szene im Nichts. So war es immer mit diesen Erinnerungsattacken: Sie ähnelten Träumen, in denen sich Zeit und Raum von einem Moment auf den anderen ändern.
    Jetzt saß ich in einem Auto. Die Ketten an meinen Händen und Füßen waren verschwunden, trotzdem spürte ich die Handschellen noch, als seien sie mir gerade erst abgenommen worden. Körper pressten sich an meine Seiten. Sie rochen verschwitzt und schlecht, aber ich selbst roch auch nicht besser. Es war dumpf und warm in dem Wagen, und ich spürte, dass es draußen ungemütlich kalt und nass war.
    »Wir sind da«, verkündete eine barsche Stimme.
    Der Wagen hatte angehalten. Ich beugte mich vom Rücksitz nach vorn, um

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