The Hood
Gelegenheit, das Auto anzuhalten: Flow wird gesucht, er darf keinen Umgang mit Merlin haben; Merlin befindet sich außerhalb der Zone, in der er sich bewegen darf. Allerdings wird kein ranghoher Beamter sagen: »Schnappt euch den Wagen, solange er noch auf dem Friedhof ist.« Svensson bemerkt, dass es direkt hinter der Ausfahrt des Friedhofs eine kleine Kreuzung gibt, so dass die Wagen einer nach dem anderen herausfahren. Der Audi muss sich nur am Eingang vorbeischieben, dann kann Svensson sie sich holen. Aber als würden sie etwas spüren, bleibt der Audi stehen und wartet. Kaum ist der Weg frei, schießt er los wie eine verfickte Kugel.
Am Dienstag sieht Svensson sich in der Einsatzzentrale eine DVD der Beerdigung an. Merlins Leutnants sind da: Shredder, Deven, Fleet, Pacman.
Er sieht, wie sich alle Elemente der Ermittlung in dem Mordfall zusammenfügen. Trotzdem ist er frustriert. Ein Detective Inspector leitet ein Team, das sämtliche Daten in Computer eingibt. Er spult die anstehenden Aufgaben herunter, verteilt sie an die Cops. Höchste Priorität hat das Aufspüren des Autos. Sie warten noch auf die Obduktionsergebnisse. Im Moment geht es ausschließlich um das Sammeln von Beweisen: Der Fall muss vor Gericht Bestand haben.
Am Mittwoch dann leistet Merlin seinen Beitrag aus dem Wohnheim. Er verlässt morgens das Haus und kommt nicht mehr zurück. Jetzt sind beide auf der Flucht.
»Das ist die gottverdammte Bestätigung«, sagt Svensson wütend dem Team. Es ist gar nicht nötig, dass sie sich zusammensetzen und fragen: »Genau, Antoine gehört zur Longsight Crew, also sind wahrscheinlich die Gooch verantwortlich. Wer ist bei den Gooch momentan aktiv?« Svensson erhält seit Sonntag Anrufe, Namen werden genannt. Sämtliche Mitglieder von Merlins Truppe sind dabei. Die ersten Namen, die Svensson hört, sind Trench und Pacman. Anscheinend wurde Pacman beim Entsorgen von Handschuhen beobachtet. Svensson fragt sich, ob Pacman den Befehl von Merlin bekam, ob Pacman dann auch abgedrückt hat. Das lässt sich noch nicht sagen.
Der leitende Ermittler, der Senior Investigating Officer, erstellt eine Liste der Tatverdächtigen. Außerdem muss er koordinieren, welche Informationen an die Manchester Evening News und Journalisten weitergegeben werden. Sie müssen darauf achten, mögliche Verdächtige nicht zu früh zu warnen.
Die anderen machen inzwischen Fortschritte bei dem Audi.
»Was haben wir?«
»Wir haben einen Teil des Nummernschildes.«
»Zwei Teile.«
»Es ist ein Audi A8.«
Sie starten einen Suchlauf im Police National Computer, dem zentralen Computersystem der Polizei, es spuckt drei silberne Audi A8 aus. Sie versuchen herauszufinden, welcher davon der Tatwagen ist. Finden die Anzeige. Wo sie erschienen ist. Wer ihn verkauft hat. Schon bald erfahren sie, dass er in Luton gekauft wurde.
Es gibt acht Arbeitsgemeinschaften, Ermittlungsgruppen für Mordfälle. Zwei sind spezialisiert auf Tötungen im Gang-Umfeld. Am Anfang hat jedes Team vierzig Detectives plus unterstützendes Personal. Die meisten Informationen kommen zu Anfang herein. Draußen sind Leute unterwegs und sammeln Material der Überwachungskameras ein, vom Tatort den ganzen Weg durch die Stadt. Anschließend versuchen sie, das Material so schnell wie möglich zu sichten. Dank der Uhrzeit – sechs Uhr fünfundvierzig – lässt sich der Zeitraum eingrenzen. Sie rekonstruieren die Route quer durch die Stadt. Das erfordert einen hohen Personalaufwand. Sie suchen Aufnahmen des Audi auf dem Weg zum Deansgate, sie folgen ihm auf dem Deansgate, suchen da oben weitere Kameras, sichten noch mehr Filmaufnahmen und versuchen, den Wagen erneut zu finden.
Am Ende gelingt es dem Team, die Spur des Wagens quer durch die ganze Stadt bis hinauf nach Cheetham Hill zu verfolgen. Svensson sieht sich jede einzelne Einstellung lange und gründlich an in der Hoffnung, es könnte eine Aufnahme geben, auf der die Insassen des Autos zu erkennen sind. Eine Aufnahme fällt ihm besonders in Auge. Das Auto des Killers neben Gayles Auto just in dem Moment, als sich der Mord ereignet.
Svensson arbeitet lieber auf der Straße. Die Entscheidungen im Sekundenbruchteil, Menschen lesen, sie aus der Reserve locken. Darin ist er gut. Am Morgen der Beerdigung von Antoine Gayle klingelt sein Telefon wieder. Es ist einer seiner Informanten, ein Mädchen.
»Ein Nachbar hat mir erzählt, dass die nach kugelsicheren Westen suchen«, sagt sie.
Man kann Körperpanzer im Internet
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