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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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»Wenn sie in Bewegung sind, brauchst du zehn Augen im Kopf, damit dir nichts entgeht.«
    Dermot nickt. Normalerweise ist er ein Spaßvogel, und Svensson freut sich schon auf ein bisschen Geplänkel. Allerdings merkt er, dass Dermot heute nicht in Bestform ist. Er versucht alle zwanzig Minuten, jemanden anzurufen, aber sofort geht die Mailbox dran.
    »Scheiße.«
    Er haut mit dem Telefon auf sein Knie, seufzt tief und schnaubt wütend durch die Nase.
    »Was ist los, Dermot?«, fragt Svensson, steckt sich eine Zigarette an und kurbelt die Seitenscheibe runter.
    »Meine Freundin hat mich erwischt.«
    »Ach, ja?«, sagt Svensson trocken und hebt eine Augenbraue. »Wie ist sie dahintergekommen?«
    »Sie hat mein Foto bei einer Singlebörse im Internet gefunden.« Dermot seufzt, lässt den Kopf zurücksinken und schließt die Augen. »Unter einem anderen Namen.«
    Svensson verzieht das Gesicht und müht sich ab, nicht laut loszulachen. Wahnsinn. Er sieht ungläubig zu Dermot hinüber. Dermot lacht ebenfalls leise in sich hinein, allerdings müde. Er weiß, dass er am Arsch ist.
    »Soll ich sie mal anrufen, Dermot?«, fragt Svensson.
    »Ja, ruf sie an, ruf sie an.«
    Also ruft Svensson sie an. Er setzt seine ruhige, bedächtige Stimme auf. »Tut mir leid zu hören, was bei euch los ist. Ich weiß, dass du ihm wichtig bist.«
    Aber sie ist nicht ganz richtig im Kopf.
    »Du weißt doch, was für ein Gockel er ist«, fährt er fort, versucht, sie herumzukriegen. »Kann sein Ding nicht in der Hose lassen. Aber ich glaube nicht, dass er irgendwas gemacht hat.«
    Svenssons Beziehungen sind sehr ähnlich. Ehe Nummer zwei ist in keiner guten Verfassung. Es liegt an den vielen Spätschichten, den ständigen nächtlichen Anrufen, den Überstunden. Die meisten Frauen wollen beim Abendessen nicht darüber reden, wie oft eine Kanone herumgereicht wurde, und nicht wissen, dass man im Bett liegt und über einen Fall nachdenkt oder dass man nicht ein Wort von ihr mitbekommen hat, weil einem gerade eben so eine Ahnung gekommen ist, dass Scraz diesen einen Typen erschossen hat.
    Die Trauergäste schlendern an dem Wagen vorbei. Svensson sieht einen Jungen, den er kennt, und steigt schnell aus.
    »Alles klar, Kumpel. Wo gehen die jetzt alle hin?«
    »Zu so was wie der inoffiziellen Totenwache«, antwortet er achselzuckend und mit einem angedeuteten Lächeln. Er wirkt abwehrend. Die Kids in seiner Nähe sind lauter und hibbeliger. Sie haben den ganzen Tag lang getrunken und durchbohren Svensson mit ihren Blicken. Einer packt seinen Freund am Ärmel und reißt ihn weiter.
    »Ja. Inoffiziell. Ohne Polizei.«
    Wieder im Auto knistert das Funkgerät. »Ihr könnt euch zurückziehen«, kommt die Anordnung.
    Svensson schaut auf seine Armbanduhr. Er hatte seiner Frau versprochen, vor einer Stunde zu Hause zu sein. Er hat ohnehin schon eine gelbe Karte. Er rast mit dem Wagen ­zurück zur Zentrale wie bei einer Verfolgungsjagd. Tippt den Zugangscode ein, reißt die Klettverschlüsse seiner kugelsicheren Weste auf und hängt sie über die Rückenlehne eines Stuhls.
    »Schätze, die kommen jetzt klar«, sagt Dermot. »Die Gegenseite wird nicht wissen, dass die Bullen sich zurückgezogen haben.«
    Svensson wägt das Für und Wider ab. »Sie könnten Kundschafter draußen haben«, sagt er und tut, als würde er mit dem Daumen eine SMS tippen. Dann legt er sein persönliches Funkgerät ab. Es soll am Ende eines jeden Tages weggeschlossen werden. Sie funken auf einer sicheren Frequenz, und wenn eines der Geräte verlorengeht oder in die falschen Hände gerät, ist das nicht gut. Er zögert, lauscht auf das Knistern und Knacken des statischen Rauschens. Dermot hat ihn nachdenklich gemacht. Was, wenn sie wirklich Kundschafter draußen haben? Ohne Funkgerät wird er keine Ahnung haben, was auf der Totenwache passiert. Er sieht sich um und lässt es in seine Tasche gleiten. Dann fährt er nach Hause.
    Er schließt die Tür auf und betritt das Haus. Die Kids müssen bereits oben schlafen. Er sieht Sarahs Hinterkopf vor dem Fernseher. Eine Flasche ihres Lieblings-Chardonnay ist bereits halb leer. Er geht zu ihr. Sie blickt nicht vom Bildschirm auf.
    »Wie war dein Abend, Liebes?«, fragt er müde.
    »Es war ein anstrengender Tag. Die Kinder streiten sich wieder«, sagt sie ruhig. Sie hebt frustriert eine Hand und lässt sie wieder fallen. »Ein weiterer wirklich schwieriger Tag.«
    Svensson wartet ab. Jetzt zu plaudern könnte einen ausgewachsenen Streit

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