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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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des fünften Tags hat der Richter genug.
    »Sie haben uns erzählt, dass Sie sich dem Ende nähern, aber bislang haben Sie lediglich von Antoine Gayle gesprochen«, sagt er. »Den zweiten Mord haben Sie noch nicht einmal erwähnt. Wie lange gedenken Sie noch fortzufahren?«
    »Ich bin etwa zur Hälfte durch, Euer Ehren«, erwidert Merlin.
    »Ich fürchte, nein«, meint der Richter seufzend, nimmt seine Brille ab und massiert seinen Nasenrücken. »Bis ein Uhr müssen Sie fertig sein.«
    Merlin sieht zur Uhr im Gerichtssaal auf. Es ist Viertel vor eins. Beschissene fünfzehn Minuten. Er hat keine Zeit mehr, die Verteidigung vorzutragen, die er für den zweiten Mord vorbe­reitet hat, und sagt einfach, »Auch Kyle Lewis habe ich nicht umgebracht«, bevor er sich setzt.
    Der Richter erläutert den Geschworenen in ruhigem, bedächtigem Ton die grundsätzlichen Aspekte ihrer Entscheidungskompetenz.
    »Der Angeklagte behauptet, sein Mobiltelefon sei nicht sein Mobiltelefon und er habe es nicht benutzt«, sagt er mit einem Blick auf seine Notizen. »Die Geschworenen mögen sich nun fragen, warum während dieser Zeit dreiundneunzig Anrufe von diesem Telefon mit der Mutter des Angeklagten geführt wurden.«
    Sie schlurfen hinaus.
    Seit ihrer Festnahme ist es ruhiger geworden auf den Straßen. Die Waffenkriminalität ist um 92 Prozent zurückgegangen. Die Greater Manchester Police beschließt, Kapital daraus zu schlagen. Die Innenministerin Jacqui Smith erscheint pflichtgemäß zu einer Pressekonferenz mit dem Polizeipräsidenten, die jedoch der Richter mit der Entscheidung untersagt, es würde die Urteilsfindung im laufenden Verfahren beeinflussen, sollte die Jury diese Story mit Merlin und Flow in einen Zusammenhang bringen. Dessen ungeachtet taucht das Wort »Gooch« in einer Zeitung auf, die bei einem Geschworenen gesehen wird. Svensson kann es nicht fassen. Vor dem Gerichtssaal steckt er sich eine Zigarette an und starrt missmutig auf den Verkehr. Sechs Monate lang ist er nach Liverpool gefahren, und jetzt könnte es passieren, dass das Verfahren erneut aufgerollt wird.
    Er fährt nach Hause und verbringt den Abend wütend und rauchend mit wahllosem Zappen durch das TV -Programm. Er kann nicht schlafen. Doch als er am nächsten Tag hereinstolpert, ist die Krise abgewendet. Einsprüche wegen der Berichterstattung werden abgewiesen, und die Geschworenen können gefahrlos weiter über ihren Urteilsspruch beraten.
    Svensson zeichnet Interviews für die Medien auf. Niemand kann mit absoluter Sicherheit sagen, wie das Urteil ausfallen wird, also gibt er ein Interview für »Nicht schuldig« und eines für »Schuldig«.
    Als die Geschworenen einer nach dem anderen hereinkommen, blickt er zur Familie hinüber. Talitha ist nicht da. Sie arbeitet in der Stadt. Kemi ist mit ihrer Mutter da. Der Sprecher der Geschworenen hält ein Blatt Papier in Händen, das kaum merklich zittert. Dann wird er aufgefordert aufzustehen. Svensson sitzt regungslos da. Er starrt quer durch den Gerichtssaal zu Flow hinüber. Er war anders als Merlin nie ein Mann vieler Worte, nicht so umtriebig. Seine Verteidigung basiert darauf, den Mund zu halten. Svensson spürt, dass er Geheimnisse hat, die weit in die Vergangenheit zurückreichen und niemals in einem Gerichtssaal verhandelt werden. Schon früh fand Flow heraus, dass er ein Talent hat zu effizienter Gewalt. Das Urteil im ersten Anklagepunkt gegen Flow wird aufgerufen, der Mord an Antoine Gayle.
    »Sind Sie zu einem einstimmigen Urteilsspruch gelangt?«
    »Nein.«
    Svensson kann es nicht fassen – seine schlimmste Befürchtung hat sich erfüllt: Bei einer Hung Jury, wenn die Geschworenen zu keinem Mehrheitsurteil gelangen, muss das Verfahren neu aufgerollt werden. Innerhalb weniger Tage könnten sie wieder auf der Straße sein. Er beugt sich weit vor, um Flows Miene zu studieren. Da ist nichts, nicht mal ein Zucken.
    Dann wird der zweite Anklagepunkt aufgerufen. Kyle Lewis.
    »Schuldig.«
    Flows Augen sind schwarz und starr, ein Blick wie ein Basilisk. Svensson fragt sich, ob er auf den Schock einer dreißigjährigen Haftstrafe wirklich vorbereitet ist. Dann sieht er es. Ein Zucken an seiner Schläfe. Es ist, als würde er einen mächtigen Stier beobachten, dessen Flanke plötzlich vibriert. Dann ist es wieder weg. Flow lehnt sich zurück, cool, ruhig, die Beine weit gespreizt.
    Svenssons alter Chef, einer der besten Detectives, für die er je gearbeitet hat, war überzeugt, dass jeder Detective

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