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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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angekommen war. Er hatte Probleme mit dem Gehen und Reden.
    Er wirft einen Blick auf seinen Kalender. Whippet wird in wenigen Tagen entlassen. Es wird nicht lange dauern, bis er eine andere geladene Waffe findet. Svensson reibt sich die Augen und steht auf. Sein Kreuz tut ihm weh, und seine Beine fühlen sich steif an. Er geht in die Garage und stemmt eine Weile lang Gewichte. Dann nimmt er sein drittes Telefon und tätigt einen Anruf.

LONDON

5:
    Geburtstag
    Schon witzig, dass Pilgrims Dad immer weiß, wenn er gerade was vorhat. Der alte Herr bleibt in der Haustür stehen und versucht sich zusammenzureimen, wie ein weiterer Nachmittag in einem Teppich aus weggeworfenen Wettscheinen zu seinen Füßen enden konnte. Seine Silhouette zeichnet sich gegen das Licht im Flur ab. Er starrt zu dem Auto hinaus, das mit laufendem Motor wartet. Darin sitzen zwei junge schwarze Typen, aktenkundige Gangster in Jogginganzügen, die finster zurückstarren. Als sein Sohn acht war, hat er ihn aus Jamaika herübergeholt, aus einem Leben ohne Elektrizität oder Wasser, und jetzt, an seinem neunzehnten Geburtstag, ist der Junge ein ausgewachsener Mann und Gangster. Er ist ratlos, wie das passieren konnte. Pil­grim donnert die Treppe herunter, rauscht an ihm vorbei und lässt die Schultern kreisen, während er zu dem Wagen stürmt. Irgendwas ist für später geplant, es braut sich reichlich Ärger zusammen.
    »Sohn, sei vorsichtig«, sagt er.
    Beim Klang der nasalen, schleppenden Stimme seines Vaters dreht Pilgrim sich um. Er scharrt mit dem Fuß im Staub. Sein Snake-Eyes-T-Shirt von Avirex zeigt seinen durchtrainierten Oberkörper, seinen Stiernacken. Wenn er seinem alten Herrn eines zugutehalten kann, dann ist das sein ausgeprägter Sinn für Ärger. Er ruft Pilgrim immer gerade dann an, wenn der sich für einen Überfall rüstet. Es ist das Einzige, wofür er ein Gespür hat, denkt Pilgrim. Er verzockt seinen ganzen Lohn als Vorarbeiter bei Pferdewetten und gibt Pilgrims Stiefmutter und seinem Stiefbruder das Wechselgeld. Pilgrim hat sich seinen Lebensunterhalt auf den Straßen verdient, seit er alt genug war, seine Hose selbst in der Badewanne zu waschen.
    »Yo, Geburtstagskind, wohin geht’s denn?«, ruft Steps aus dem Auto. Er ist einundzwanzig, hat eine hellere Haut, muskulöse Statur, trägt immer dunkle Kleidung. Ein Spaßvogel. Sein Arm hängt raus, der dicke silberne Ring klopft auf die schwarze Karosserie. Er ist scharf darauf, die Karre in Bewegung zu halten, mit seinen verchromten Spinners auf den Felgen zu protzen. Pilgrim wirft seinem Vater ein breites Grinsen zu.
    »Old Street«, sagt er.
    Sein Vater senkt den Blick. Pilgrim zuckt die Achseln, springt ins Auto. Sie feiern seinen Geburtstag.
    »Hey«, sagt Steps. Er boxt Pilgrim gegen die Schulter. »Wie oft sieht man uns drei zusammen in einem Auto?«
    Pilgrim sieht zuerst ihn an, dann Ribz hinten auf dem Rücksitz. Ribz ist eins dreiundsechzig mit sagenhaft grünen Augen, denen er seinen Ruf als Frauenchecker zu verdanken hat. Sein Dad ist schwarz, aber die Augen hat er von seiner indischen Mum.
    »Das kommt nie vor«, grinst Ribz. »Das Dreamteam zusammen.«
    Es stimmt. Jede Gang hat gesuchte Typen an der Spitze, die sich untereinander nie treffen. Nie mehr. Es ist nicht möglich, mehr als drei dieser Burschen an der Spitze zu haben. Aber hier sind sie, die Spitzentypen von drei Gangs zusammen. Holly Street, Rowdy Bunch und Love of Money in ein und demselben Auto. Sie haben heute in Hackney das Sagen. Sie haben ihre Hood fest im Griff. Vergiss Pembury, vergiss London Fields. Die können nicht mal mit Pilgrim reden. Niemand kann das. Nicht mal in der Premier League.
    Die Stadt liegt vor ihnen wie ein riesiges schwelendes Kriegs­gebiet. Sie ist aufgeteilt in die großen Schlachtfelder – South, North, East und West, ein sehr anderes London als das auf den Plakaten seiner Kindheit auf Jamaika, keine Rede von Missus Queen, dem Commonwealth, Madame Tussauds oder den goldenen Reproduktionen des Big Ben, die auf Omas Kaminsims standen. Jede Gegend wetteifert mit Geschichten über brutale Krieger, die wegen ihrer gewalttätigen Übergriffe in mehreren Postleitzahlgebieten gefürchtet werden. Sparks war ein skrupelloser Gangleader, der jeden wie ein Amboss mit einem einzigen Schlag seiner rechten Geraden k. o. schlagen konnte. Dreihundertfünfzig Leute kamen zu seiner Beerdigung, um ihm Respekt zu zollen. Es gab nichts Ehrenvolleres für einen jungen Mann, als Soldat zu

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