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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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stopfen. Er geht auf die Beifahrerseite hinüber, hält die Kanone weiter über das Dach des Wagens, reißt die Tür auf, springt rein. Jimmy gibt Gas, und sie brausen davon. Der Wagen schießt wie eine Rakete von dem Gelände, und saust dann, immer noch im ersten Gang, eine Reihe parkender Autos entlang. Sie sind auf­geputscht.
    »Schmeißt die Handys aus dem Fenster«, brüllt Pilgrim und kurbelt seine Scheibe herunter. Nichts passiert. Schweigen hinten. Er wirbelt herum, rammt Obi seine geöffnete Handfläche ins Gesicht. Drek und Obi starren auf ihre Knie, schaffen es nicht, ihn anzusehen. Ihre Gesichter stecken unter so feinen Strumpfhosen, dass sie klar und deutlich zu erkennen sind. Genauso gut hätten sie Spinngewebe tragen können.
    »Hey, Scheiße, was habt ihr da an?«, brüllt er sie an, während der Wagen hin und her schlingert. »Was Dickeres konntet ihr nicht finden? Meine Oma könnte euch bei einer Gegenüberstellung ohne Brille identifizieren.«
    Pilgrim fordert mit einer Handbewegung die Mobiltelefone ein. Obi starrt finster aus dem Fenster und verzieht das Gesicht.
    »Sag nicht, du hast es vergessen«, sagt Pilgrim ungläubig. Er beugt sich vor und vergräbt sein Gesicht in den Händen. Eine Wutwelle erfasst ihn, er reibt sich hektisch den Kopf. Es fühlt sich an, als wimmelten seine Haare vor Flöhen.
    »Die haben längst die Bullen angerufen. Todsicher«, sagt er. Dann lässt er die Hand aufs Armaturenbrett krachen. Sie fahren zur Uni, um dort den Van zu treffen. Pilgrim sieht auf seine Uhr. Wenn er nicht innerhalb von fünf Minuten hier wieder raus ist, landet er im Knast. So lautet seine Regel. Seine Uhr sagt sechs Minuten und läuft weiter. Die anderen haben viel zu viel Angst, um den Mund aufzumachen. Pilgrim sieht sich auf dem Campus um. Studenten rennen mit dicken Aktenordnern unter dem Arm herum, tragen praktische Turnschuhe und Rucksäcke. Weiße Kids in pastellfarbenen Klamotten von GAP kauen Kaugummi und hören Musik mit ihren iPods.
    »Wo ist der Transporter, Jimmy?«, fragt Pilgrim.
    »Ich ruf ihn mal an«, erwidert Jimmy nervös. Man hat dem Fahrer des Vans nicht gesagt, dass er an einem Raubüberfall beteiligt sein wird. Als er zurückkommt, sind weitere Minuten verstrichen. Die Studenten hören auf, Kaugummi zu kauen, stellen ihre iPods auf Pause. Es wird dunkel, aber trotzdem starren sie zu den drei schwarzen Jungs hinüber, die Designerklamotten aus einem Mitsubishi Colt in einen Van umladen. Noch bevor sie fertig sind, hält Pilgrim inne und lauscht auf das Geräusch, mit dem er schon gerechnet hat. Eine Sirene heult einen Block entfernt. Sie werfen einander einen letzten vorwurfsvoll finsteren Blick zu, jeder gibt dem anderen die Schuld, dann trennen sie sich. Pilgrim rennt die Straße hinunter. Inzwischen sind von überall Sirenen zu hören. Die Fahrer müssen Sekunden nach dem Überfall angerufen haben. Vor ihm liegt eine Sackgasse, ohne erkennbaren Ausweg. Er bleibt stehen und sieht sich um. Hinter ihm das pulsierende Licht der Einsatzfahrzeuge, das über die Hauswände flackert. Die Straße ist mit Holzzäunen gesäumt, Stacheldraht obendrauf schützt die Vorgärten. Pilgrim weigert sich, in den Knast zu gehen. Nicht so. Nicht mit einer Bande von Amateuren bei einem verpfuschten Raubüberfall.
    Er entscheidet sich in einem Sekundenbruchteil und hält sich rechts, läuft auf den Zaun zu, springt auf einen grünen städtischen Abfallbehälter und katapultiert sich darüber hinweg. Er hat nicht genug Schwung, um sauber auf die andere Seite zu kommen, also packt er den Zaunpfosten, um sich zusätzlich abzudrücken. Stacheldraht schneidet sich in seine Hand. Sein Körper bewegt sich weiter, fliegt über den Zaun, die Füße voran, dreht sich in der Luft. Er hört den Zaun splittern, als er schwer auf dem Boden aufschlägt, sich das Schienbein schürft. Er ist wieder auf den Füßen und rennt. Über sich hört er das mächtige Schwirren von Rotorblättern, als der Polizeihubschrauber in Position geht. Das grelle weiße Licht seiner Suchscheinwerfer streicht über den Boden. Hinter ihm zerren kläffende Hunde an den Leinen ihrer Führer. Es gibt nichts, wovor Jamaikaner mehr Angst haben als Hunde, hat sein Vater ihm erzählt. Wahrscheinlich sind es Schäferhunde, die abgerichtet sind, ihm die angeschossene Hand abzubeißen. Er kann nicht in den Knast. Nicht so. Der weiße Lichtkegel schwingt zurück, erfasst ihn. Der Hof ist hell erleuchtet wie ein Fußballstadion. Jeder

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