The Hood
Müllsack, jedes Graffiti blendet ihn. Über ihm schlagen die Rotorblätter. In den Häusern geht Licht an. Fenster werden aufgerissen, als das ganze Viertel geweckt wird. Wie lange kann er weiterrennen? Ist schon mal jemand einem Polizeihubschrauber davongelaufen? Es ist unmöglich. Ihm bleiben noch Sekunden, um sich etwas einfallen zu lassen, irgendein Ass aus dem Ärmel zu ziehen. Fünfzig Meter vor ihm auf der Straße befindet sich eine Reihe von Kanaldeckeln. Er läuft hinüber und geht auf ein Knie runter. Aus der Tasche zieht er seinen Wohnungsschlüssel, einen Chubb, und schiebt ihn wie einen kleinen Hebel unter den Deckel. Mit der unverletzten Hand wuchtet er die Metallplatte hoch. Dann lässt er sich langsam und steif in das dunkle Loch hinunter. Mit den Turnschuhen tastet er nach Sprossen.
Unten angekommen, taumelt er den Tunnel hinunter. Mit einer Hand über dem Kopf tastet er sich voran, seine Fingerspitzen streifen über rauen Beton. Er rennt blind in die Dunkelheit, lauscht auf das Echo seiner Schritte im Wasser. Alle zwanzig Meter bleibt er stehen, krümmt sich und würgt, bis er nur noch trockene Luft kotzt. Dann torkelt er weiter. Er weiß nicht mehr, wie lange er schon unter der Erde ist, welche Strecke er bereits in dem dunklen Gestank zurückgelegt hat. Eine Welle der Wut steigt in ihm auf und treibt ihn weiter.
Schließlich, seine Bauchmuskeln schmerzen vom Würgen, finden seine Finger ein Loch in der Decke. Er tastet herum, bis sie sich um eine metallene Sprosse schließen, die in die Ziegel eingelassen ist. Dicht unterhalb der Straßendecke verharrt er und lauscht. Keine Verkehrsgeräusche. Er will nicht in dichten Verkehr hinausklettern, angestrahlt von Straßenlaternen. Mit einer letzten Anstrengung drückt er den schweren Gullydeckel hoch und wuchtet sich hinaus.
Nachdem er sich eine Stunde lang durch kleine Seitenstraßen geschlängelt hat, findet er sich vor einer Gegensprechanlage in Tottenham wieder. Vor kurzem hat er ein paar Mal in der Wohnung dieses Mädchens übernachtet. Sie weiß, was er tut. Er ist gekommen, um sie zu überraschen. Sie öffnet Pilgrim die Tür mit dem Summer, und er sagt ihr, dass er sich eine Weile bei ihr verstecken muss. Die Bullen werden nicht auf die Idee kommen, auf feindlichem Gebiet nach einem Jungen aus Hackney zu suchen.
In den frühen Morgenstunden umstellt Polizei seine Wohnung in Kentish Town und lauert ihm dort auf. Für diese Adresse bezieht er Wohngeld. Am nächsten Tag erreicht Pilgrim die Nachricht, dass die anderen verhaftet wurden. Die Augenzeugen berichten nur von drei Personen. Pilgrim hört auf, seine Bankkarte zu benutzen, und schickt das Mädchen zum Einkaufen. Jetzt hinterlässt er keine zurückverfolgbare Spur mehr. Am dritten Tag nach dem Überfall ruft er seinen Vater an.
»Die Polizei ist jeden Tag hier und fragt nach dir.«
Pilgrim hörte die Anspannung in der Stimme seines Vaters. Er hatte nicht geahnt, wie es sich anfühlen würde, ihn zu hören.
»Hast du irgendwen umgebracht?«, fragt er.
Pilgrim seufzt lang und tief durch die Nase. »Nein.«
»Was hast du getan?«
Er legt den Kopf in den Nacken und reibt sich den Schlaf aus den Augen. Wie lange kann er wegrennen? Er erinnert sich an das Gesicht seines Vaters, wie er als Silhouette in der Tür stand. Er sah so alt aus. Er denkt daran, welche Belastung das Leben seines Sohnes für seinen Vater ist.
»Ich werde einfach ins Gefängnis gehen«, sagt er seinem Vater. »Ich geh und sitze meine Strafe ab.«
An diesem Nachmittag geht er durch den Vordereingang des Polizeireviers und stellt sich. Die Bullen verlesen ihm seine Rechte. Er sitzt in einem nackten Raum mit einer Neonröhre, einem Becher Kaffee und einem Tonbandgerät. Ein glatzköpfiger Bulle in schwarzem Polartec-Fleecepulli und Jeans sitzt ihm gegenüber.
»Die anderen drei, Drek, Obi und Jimmy, behaupten, dass sie genötigt wurden«, sagt der Bulle. »Sie werden vor Gericht aussagen, dass du alles Mögliche mit ihnen angestellt hast, um sie zu diesem Raubüberfall zu zwingen.«
Pilgrim lächelt ihn ironisch an und schüttelt den Kopf. Er hatte es nicht anders erwartet.
»Reden wir über Elijah«, sagt der Bulle. Sie wollen, dass Pilgrim ihnen Elijah liefert, den Typ, dessen Audi A3 in die Luft gejagt wurde. Sie waren ins Palace Pavilion gegangen, um diesen Jungen für Elijah umzulegen. Elijah wird wegen versuchten Mordes gesucht.
»Ich werde ihn nicht verraten«, sagt er den Bullen. »Ich gehe in den
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