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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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der South Road locker einen Zehner für kriegen.«
    Die afghanischen Sikh-Händler kaufen einem offensichtlich obdachlosen Junkie mit stecknadelkleinen Pupillen ein Telefon ab. Sie wissen, dass sie bei dem schnellen Deal nur 10 Pfund oder 20 Pfund zahlen müssen und für 100 Pfund weiterverkaufen können. Die Süchtigen klauen Kleidung, eine kleine Stereoanlage, einen Fernseher. Am häufigsten jedoch werden Mobiltelefone gestohlen, die neueren Modelle von Nokia. Alles dreht sich um das Überleben von einem Tag auf den anderen, von der Hand in den Mund. Eine Abhängigkeit, die jeden Tag 30 Pfund kostet, das sind 210 Pfund die Woche und 900 Pfund im Monat.
    »Kann ich mal sehen?«, fragt Jas verschlagen und streckt mit brennenden Augen die Hand danach aus. Kam wirft ihm einen finsteren Blick zu und lässt die Trophäe schnell in den Tiefen seines Schlafsacks verschwinden. Niemals wird er sich das Ding wegnehmen lassen, also kann Jas ruhig aufhören zu betteln. Er dreht sich um und kehrt ihm den Rücken zu.
    Die Sucht hält Jas im Dunkeln wach. Er wünscht sich, er hätte nicht wie jede Woche bei seinen Eltern angerufen. Er schämte sich zutiefst, als seine Mutter ihm sagte, sein Vater käme von der Arbeit auf dem Feld ins Haus gelaufen, um mit ihm zu sprechen. Während er in dem Billig-Telefonladen an der King Street wartete, sah er einen rundlichen, glucksenden Sikh in der benachbarten Zelle. Sein Bauch schwabbelte beim Lachen wie Wackelpudding. Sein BMW parkte draußen. Er hatte Skype-Kopfhörer über seinem Turban, trug ein sauberes, am Hals offenes Hemd und einen gepflegten Bart. Er lachte den Computerbildschirm an, auf dem zwei Frauen in leuchtend bunten Saris auf einer Bettkante saßen und mit ihm lachten. Offenbar zogen sie ihn mit einem Familien-internen Witz auf. Er schüttelte sich so sehr, dass sein eiserner Kara gegen den Schreibtisch schlug. Jas hat seinen Eltern gesagt, dass er keinen Zugang zu Skype hat. Er will nicht, dass sie ihn in seinem ausgemergelten, hohläugigen Zustand sehen.
    Dann hatte er seinen Vater am Telefon. Er keuchte vom Laufen.
    »Ich habe gerade den Weizen abgespritzt«, entschuldigte er sich.
    »Wenn du Pestizide spritzt, musst du Schutzkleidung tragen«, warnte Jas.
    »Die Schädlinge sind viel zu gerissen«, meinte sein Vater lachend. »Die entwickeln sich viel zu schnell für diese neuen Pestizide. Ich weiß gar nicht, wieso ich das viele Geld ausgebe. Der Boden ist schlecht. Verpestet und völlig durchweicht.«
    Jas versuchte, seinen Vater aufzumuntern, indem er ihm erzählte, dass er eifrig einen Job sucht. Er denkt an die von der schweren Arbeit auf dem Feld schwieligen und gefühllosen Hände seines Vaters, die ständig den giftigen Pestiziden ausgesetzt sind. Sein Vater, der hart gearbeitet und gespart hat, damit Jas ein besseres Leben führen kann. Vor zwei Jahren hat er ein Studentenvisum für Jas bezahlt, damit er auf dem North West London College Betriebswirtschaft studieren konnte. Er fand nicht genug Arbeit bei den zwanzig Stunden, die er wöchentlich dafür zur Verfügung hatte, und verbrauchte das Geld seines ­Vaters schnell für die Miete. Als er nach drei Monaten nicht mehr zahlen konnte, warf ihn sein Vermieter raus, und er fand sich wieder bei den obdachlosen Punjabi auf den Straßen von Southall.
    »Die Freunde, bei denen ich wohne, sind liebenswürdig«, log Jas. »Es sind sehr liebenswürdige, gute Menschen.«
    Sein Vater schnurrte zustimmend.
    »Im Sikhismus lehrt unser Guru uns, dass wir so werden wie die Menschen, mit denen wir unsere Zeit verbringen«, sagte er.
    Wie wahr, dachte Jas. Als er nach Southall kam, war er als einziger Obdachloser nicht heroinabhängig. Wenn man mit anderen zusammen ist, dann liegt es in der Natur des Menschen, dass derjenige, der nicht heroinsüchtig ist, es bald wird. Besonders, wenn es draußen schneit. Er könnte seinem Vater gegenüber niemals den Raum mit den Mülltonnen, die Drogen, die Ratten, die tägliche Plackerei des Stehlens erwähnen.
    Während er jetzt in der Dunkelheit des Abfallraums zittert, kann er die alles verzehrende Schuld nicht ausblenden, die er empfindet. Also beißt er die Zähne zusammen und denkt angestrengt darüber nach, wie er Kam das Telefon stehlen kann. Nichts anderes zählt im Moment.
    Die Ironie von allem ist, dass er sich gestern einen Beutel besorgen konnte. Er legte das braune Pulver in der gefalteten Alufolie vorsichtig auf seine Knie. Er konnte es kaum noch erwarten, die Flamme

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