The Hood
wogen. Er sieht sich selbst, wie er sich mit hocherhobener Machete ins Getümmel schiebt. Die anderen greifen ihn aus der Dunkelheit an. Er ist nicht schnell genug. Ein Schlag gegen seinen Hinterkopf. Er stolpert. Schließt die Augen, ihm wird schlecht. Gäbe es heute Abend einen Ausweg aus dem Ganzen, er würde ihn nehmen. Er reckt den Kopf nach links, damit er die Bushaltestelle sehen kann. Jeder würde sehen, wie er einsteigt. Würde er in Gorbals oder Cowcaddens leben, dann könnte er einfach ins Zentrum gehen. Doch diese Stadtteile im Nordosten sind verdammt noch mal meilenweit entfernt. Sie würden ihn auf dem Oberdeck des 38er Busses oder des X19 entdecken. Sie schmeißen Ziegel durch die Scheiben. Sie warten an der Bushaltestelle auf ihn, steigen mit zahlenden Fahrgästen ein, greifen ihn an und stoßen ihn durch den Notausgang hinten nach draußen.
Polizisten der B Division versammeln sich im Hauptquartier an der Shettleston Road. Sie schließen die Reißverschlüsse ihrer Stichschutzwesten, überprüfen die Handschellen. Der Reihe nach gehen sie durch den Hinterausgang des Gebäudes zu den wartenden Transportern, vorbei an einem riesigen Behälter voller Waffen, die sie beschlagnahmt haben. Beile, Schwerter, Feuerwehräxte, Spitzhackenschäfte, Klauenhämmer, Macheten. Ihr Auftrag lautet, das Brachland auf Kämpfe zwischen Gangs zu kontrollieren, überall in Easterhouse, Baillieston und Shettleston. Sie patrouillieren auf und ab an Brennpunkten wie der Edinburgh Road. Vor den Bullen wegzulaufen ist Teil des Spiels für die Kids, die über Zäune springen, im Dunkeln durch Parks und Wäldchen rennen. Aber die B Division ist extrem fit. Ein Police Constable ist mit dem Fahrrad siebzehn Meilen hin und zurück von Airdrie in die Innenstadt gefahren, nachdem sein Dad einen Bypass bekommen hatte. Sie rutschen auf ihre Plätze. Der Motor des Transporters wird angelassen.
In Easterhouse beginnt es damit, dass die jüngeren Kids, die oben auf dem Hügel sitzen, ihre Gegner auf dem Hügel gegenüber mit Steinen bewerfen. Zwischen den Hügeln erstrecken sich mehrere Hundert Meter Sportplätze, die sich die beiden örtlichen Schulen, Rogerfield und Sinclairs, teilen. Es ist das ideale Schlachtfeld. Siebenjährige wärmen sich auf für das Hauptereignis. Einer mit rasiertem Schädel rennt hinunter aufs Spielfeld und wirft einen Stein, der nie jemanden treffen sollte. Er behauptet seine Stellung. Seine erstarrten Finger fuchteln wütend durch die Luft, während er sie provoziert.
»Geh nach Hause zu deinen Spielsachen!«, spotten sie zurück.
Es hallt in den dünnen Bäumen nach. Der Junge beobachtet, wie ein Gegner in einem weißen Jogginganzug den Hügel herunter und auf ihn zugestampft kommt. Er stößt einen letzten Schrei aus, dann flitzt er den Sportplatz entlang, ohne sich noch einmal umzusehen, bis er keuchend wieder auf seinem eigenen Hügel angekommen ist. Dieses Jagdspiel deutet an, was da noch kommen wird.
Robbie drückt den Stummel des Joints aus und fächelt den Rauch aus dem Fenster. Sie nicken. Es ist Zeit. In einer kompakten Fünfergruppe ziehen seine Kumpel öde, gewundene Straßenzüge entlang, vorbei an schmutziggelben Häusern mit grauen Dächern. Robbie wohnt im Hoheitsgebiet der Drummys. Bei ihnen heißt es nie Lochend. Es ist Drummy. War schon immer so. Eine Ansammlung von Häusern, ein paar Straßen. Weit muss er nicht gehen bis zur Gebietsgrenze der Den Toi, einen Steinwurf entfernt von der Rogerfield Primary School. Dort läuft er Gefahr, angegriffen zu werden. Wenn er für eine Tüte Skittles die Westerhouse Road runterflitzt, befindet er sich in Aggro-Gebiet.
Am frühen Morgen war er beim Friseur und hat acht seiner Kumpels mitgenommen. Nur zwei von ihnen haben sich die Haare schneiden lassen. Aber wenn er allein gewesen wäre, dann hätten sie ihn ordentlich zusammengeschlagen. Wenn er nach Norden geht, zum Sportzentrum, kann’s passieren, dass die Auchinlea Road von der Garthamlock Gang versperrt wird, den Jewt, die singen: »Mit ner Flasche und nem Stein und nem Knüppel. Wir sind die Jetto!«
Daher verlassen sie niemals die Drummy-Straßen. Schaffen es nie in die Innenstadt von Glasgow. Er wird auf dieser Quadratmeile leben und sterben.
»Scheiß auf den Rest.«
Sie putschen sich für den anstehenden Kampf auf, während sie an mit Brettern verschlagenen Fenstern und einem hinter Metallgittern verbarrikadierten Spar vorbeimarschieren.
»Wir sind die Nummer eins.«
»Scheiß auf
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