The Hood
vollkommen recht, John«, und John ist genervt. Er weiß, hinter seiner charmanten Fassade beabsichtigt er, nichts zu tun.
»Sie machen seit einer Ewigkeit genau die gleichen Dinge«, faucht John ihn an. »Wann werden wir denn endlich handfeste Resultate zu sehen bekommen?«
»Wahrscheinlich in sechs Monaten«, antwortet er lächelnd. »Vielleicht dauert es auch noch ein wenig länger.«
Anschließend im Parkhaus sieht John Karyn an und schüttelt den Kopf. »Diese superliebenswürdigen Typen gehen mir wirklich so richtig auf den Sack.« Sie nickt.
»Sechs Monate, vielleicht auch mehr«, ruft er frustriert aus. »Zwei Jahre vielleicht? Oder fünf? Besteht gar die Möglichkeit, dass es mit Ihrer Pensionierung zusammenfallen könnte? Na, das ist ja mal eine klare Vorstellung.«
Beide werden zunehmend verärgerter darüber, wie resistent die Leute sich gegenüber Veränderungen zeigen. Karyn schläft nicht gut. Am nächsten Morgen fühlt sie sich leicht reizbar, als sie Rowan in der Adelaide’s Baptist Nursery absetzt, praktischerweise direkt gegenüber dem Polizeipräsidium in der Pitt Street. Sie warten im peitschenden Regen darauf, dass die Tagesstätte um acht aufmacht. Dann muss sie sich beeilen, zur Morgenbesprechung zu kommen – ebenfalls um acht – und sich dort um fünf nach einschleichen.
»Ich habe sie gebeten, es für ein Jahr zu verlegen«, stöhnt sie später Margaret gegenüber, während sie den Regen von ihrem Mantel schüttelt. »Besprechungen kann man verschieben. Besprechungen sind nur Besprechungen. Aber ein Kleinkind kann ich nicht vor dem Tor stehen lassen.«
»Was haben sie geantwortet?«, fragt Margaret.
»Nein. Entweder sind Sie da oder eben nicht. Ich bin die einzige Frau.«
»Ich weiß wirklich nicht, wie du das allein schaffst.«
»Ich werde aufhören hinzugehen. Wenn sie von mir Input haben wollen, können sie zu mir kommen.«
Margaret nickt, ist beeindruckt davon, dass Karyn kein Nein akzeptiert, nicht akzeptiert, wenn man sagt, etwas sei unmöglich. Alles ist möglich, wenn es nur das Richtige ist: Man wird immer Leute finden, die einem helfen. Margaret schleicht sich aus der Tür, deutet mit dem Daumen entschuldigend auf ihren Schreibtisch. Karyn ist in den Bericht über einen Mord versunken.
»Margaret«, sagt sie, ohne aufzusehen. »Du bist Freitagabend um zehn in der Shettleston Road. Wer wird dich eher niederstechen: ein Typ, der ein Messer bei sich hat, oder ein Typ, der zuerst nach Hause gehen und eins holen muss?«
»Der mit dem Messer.«
Karyn nickt ihr verschlagen zu, als hätte sie sich längst für ihre Intuition entschieden. Karyn flitzt aus dem Büro, marschiert durch die Pendeltür in einen anderen Raum. Polizisten in Uniform mit kurzärmeligen schwarzen Hemden arbeiten sich durch Aussagen auf den Computermonitoren. Sie klopft einem Bekannten auf die Schulter.
»Was passiert, wenn ein Mann mit einem Messer auf der Straße erwischt wird?«
»Der Cop lässt diesen Burschen überprüfen, ob was gegen ihn vorliegt. Nein, wir haben ihn nicht im Computer, und er ist auch nicht vorbestraft. Dann nehmen wir ihm nur das Messer ab, machen einen Vermerk und lassen ihn laufen.«
»Nehmen ihm das Messer ab, lassen ihn laufen.« Karyn nickt, verarbeitet das. »Das ist nicht direkt klar erkennbare Justiz.«
Karyn ruft ihr Team zu einer schnellen Besprechung zusammen. Ihre neue Vermutung lautet: Es ist wahrscheinlicher, von jemandem ermordet zu werden, der in der Vergangenheit bereits ein Messer bei sich geführt hat. Es gibt eine Menge schwebender Verfahren, die darauf warten, vor Gericht verhandelt zu werden. Sie müssen für ein neues System werben. Von jetzt an, wenn ein Typ mit einem Messer erwischt wird, wandert er in die Arrestzelle, man nimmt eine DNA -Probe, die Fingerabdrücke, behält ihn bis zum nächsten Tag in Gewahrsam und stellt ihn dann vor Gericht. Schnelle und deutlich erkennbare Justiz.
Sie fechten es bis zum Ende durch. Es ist nicht leicht. Es gelingt ihnen, die Richtlinien des Generalstaatsanwalts zur Untersuchungshaft zu ändern. Aber den Cops kann sie es immer noch nicht verkaufen. Sie hört ihr leises Murren über die zusätzliche Arbeit.
Manchmal begreifen Menschen erst, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert.
Kurz nach Tagesanbruch an einem kalten Morgen im Oktober macht Thomas Waddell, 19, Feierabend von seinem Job in einer die ganze Nacht geöffneten Autowaschanlage an der Maryhill Road und steigt in den 40er Bus. Er macht ein paar
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