The Hunter - Die komplette erste Staffel
Erfolg war minimal, und doch könnte es klappen. Sie musste nur schnell sein und durfte sich nicht durch die Schmerzen behindern lassen. Sanft aber tief atmete sie ein und konzentrierte sich auf ihr Vorhaben. Anhand des sich steigernden Stoßtempos schätzte sie, dass Nummer 4 gleich soweit sein würde. Womit sie nicht gerechnet hatte war, dass dieser ihr, bevor er sich auf ihrem Gesicht entlud, einen harten Hieb in den Magen versetzte. Magensäure schoss in Alice’ Kehle und ihr wurde einen Moment lang schwarz vor Augen. Doch dann klärte sich ihr Blick wieder und sie erhaschte einen kurzen Blick auf sein Gesicht. Mit rotglühenden Augen funkelte er sie an, ein dämonisches Grinsen spielte um seine Lippen, verzerrte sein unmenschliches Gesicht zu einer grauenvollen Fratze. Entsetzen flutete ihren Geist, während Schmerz ihren Leib durchzog. Für einen Augenblick erstarrte Alice, zu geschockt von diesem Anblick. Dann überlegte sie, ob sie warten sollte, bis der Schmerz etwas nachließ, den der Fausthieb verursacht hatte. Ob sie lieber den nächsten Wechsel abwarten sollte? Doch dagegen begehrte ihre Kämpfernatur zu stark auf. Niemals! Keiner darf über meinen Körper bestimmen, nur ich selbst! Trotzdem zwang sie sich, den klebrigen, nach Chlor stinkenden Erguss abzuwarten.
Während sich Nummer 4 aufrichtete und zurücktrat und Nummer 3 schon vorfreudig seinen Griff lockerte, spannte Alice die Muskeln an. Ehe die bereits bekannte Übergabe an einem ihrer Fußknöchel stattfinden konnte, handelte sie pfeilschnell und trat nach Plan um sich. Sie stieß die Fäuste den beiden, die ihre Hände tatsächlich überrascht losgelassen hatten, in den Unterleib, und als die Gestalten verblüfft zur Seite sprangen, rappelte sich blitzschnell auf und rannte unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte zum Ausgang. Unterwegs riss sie das Klebeband vom Mund und holte atemlos Luft. Am Tor angelangt, kletterte sie darüber, knallte mit dem Knie auf den harten Boden, zwang sich aber sofort wieder auf die Beine und raste zu ihrem Wohnkomplex. Oh mein Gott! Ich habe es geschafft, ich konnte ihnen entkommen. Doch die Erleichterung stellte sich noch nicht ein. Sie blickte sich nicht um, um zu sehen, ob die Dämonen ihr folgten. Mehrere Stufen auf einmal nehmend, rannte sie, bis sie ihre Wohnung erreichte, und öffnete mit zitternden Fingern die Tür. Versperrte sie zweimal, bevor sie sich von innen dagegen lehnte. Keuchend schöpfte sie frischen Atem. Ihr Adrenalinspiegel sank langsam und der Schmerz setzte ein. Alice rutschte am Türblatt zu Boden, blieb dort stöhnend sitzen. Wut und Trauer durchströmten sie. Als sie das Wechselhalsband ihres Hundes auf der Kommode sah, flossen die Tränen erneut, und sie schrie ihren Schmerz hinaus.
Nach einer langen Weile stand sie wankend auf, drehte den Wasserhahn in der Dusche an, stellte sich unter den dampfenden Strahl und befreite sich zum zweiten Mal an diesem Tag von dem Dreck und vom Blut, das an ihr klebte.
1.
„Sag mal tickst du eigentlich noch ganz richtig?“ Der Dämon war verschwunden. Sobald Medina wieder in ihrem Körper war, ging sie auf Alex los. Wäre ihr nicht schwindelig gewesen, hätte sie ihn vermutlich mit einem Hieb niedergestreckt, so sauer war sie. Alex sah sie beschämt, mit hängenden Schultern an. „Es tut mir leid…“
Medina ballte die Fäuste. „Ach? Es tut dir leid? Aha. Dir ist nicht in den Sinn gekommen, dass ich NIEMALS nackt in die Küche gekommen wäre. Geschweige denn, mit dir auf der Herdplatte zu VÖGELN!“ Mit dem Tischtuch wischte sie sich die Spaghetti vom Gesicht, die an ihr kleben geblieben waren, als sie bewusstlos den Kopf auf den Teller gesenkt hatte.
Leony sah nur stumm von einem zum anderen, wagte weder etwas zu sagen noch hinauszugehen.
„Du hast diese Situation ausgenutzt, Alex. Das werde ich dir so schnell nicht verzeihen.“
Er setzte an, etwas zu sagen, sich zu verteidigen, aber sie winkte ab. „Fuck off, mein Lieber. Fuck off. Ich würde niemals, und ich wiederhole noch mal: Niemals etwas mit dir anfangen. Du spielst nicht in meiner Liga, du erbärmlicher Versager!“ Ihr Herz klopfte bei den Worten. Damit hatte sie die Tür wohl endgültig verschlossen. Ihn ausgeschlossen. Sie wusste genau, dass sie ihn gekränkt hatte. Sie konnte nicht mehr zurück, obwohl sie schon den Gedanken, dass ihm etwas passieren könnte, kaum verkraftete. Heiß stiegen Tränen auf, die sie mit heftigem Schlucken unterdrückte. Es war besser so! Sie
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