The Hunter - Die komplette erste Staffel
geahnt hatte, was passieren würde?
Tatsächlich gab es im Inhaltsverzeichnis ein Kapitel über die Jäger. Wieso war ihr das vorher noch nicht aufgefallen? Weil es für alles den richtigen Zeitpunkt gibt, antwortete sie sich selbst.
Die Jäger
Sind eine Gemeinschaft weltweit agierender Menschen, die gegen übernatürliche Wesen ankämpfen. So alt wie die Menschheit ist, so lange wird das Schicksal in der Familie weitergegeben. Jedes Land hat eine Hauptzentrale, von der die Leiter die Jäger beaufsichtigen, ihnen bei schwerwiegenden Problemen helfen und ihnen zur Seite stehen. Die Zentrale der Jäger in den USA liegt in New York. Unterhalb des Iron Flat Buildings. Eine Karte, wo sich die Jäger überall aufhalten, findet sich ganz hinten in diesem Notizbuch. Jene, die ich mit einem gelben Kreuz gekennzeichnet habe, durfte ich persönlich kennenlernen.
Medina blätterte weiter, aber es stand nichts weiter da. Wie kann das sein? Hier fehlen doch Informationen , dachte sie ärgerlich. Hoffentlich existiert wenigstens die Karte. Tatsächlich fand sie sich auf der letzten Seite, in einem Briefumschlag. Auf dem Bett entfaltete sie die Karte und betrachtete sie zunächst völlig ungezielt. Gelbe Haftnotizen waren in unregelmäßigen Abständen daraufgeklebt. Bei genauerem Hinsehen entdeckte sie die Kreuze, die Gran erwähnt hatte, und stellte einen Bezug zu den Namen her, die auf den Post-its notiert worden waren. Moment! New York? Wenn es dort eine Zentrale gab, würde sie nach New York fahren. Mit ihrem Auto. Auf dem Weg dorthin würde sie die Jäger besuchen, die Gran gekannt hatte. Auf dem Nachttisch lag noch der Kugelschreiber der Bank of Amerika. Damit zeichnete sie die geplante Route ein, die zugegebenermaßen nicht unbedingt geradlinig verlief, verband aber dennoch die Namen mit einem Strich bis zum Ziel, das sie mit mehreren Kringeln einkreiste.
„Danke, Gran“, murmelte Medina und klappte ihr Notebook auf.
Die nächsten Stunden googelte sie die Adressen der Jäger. Sie tippte diese in ihr Smartphone ein.
„Was machst du da, Med?“, fragte Ross.
„Ich werde herausfinden, warum ich anscheinend so besonders bin. Und wieso Gran euren Todestag kannte. Kannst du dich erinnern, dass ich sie an eurem letzten Abend belauscht hatte?“ Stille. Verfluchter Bengel. „Roooossss!“ Okay dann eben nicht.
„Ja. Ich hatte schreckliche Angst und konnte nicht schlafen. Deshalb bin ich zu Gran ins Zimmer und habe mich an sie gekuschelt. Bis dieses Monster kam. Ich dachte, ich müsste nie wieder daran denken …“
Er tat ihr leid. „Ross, sorry. Alles okay?“ Keine Reaktion mehr. Aber er war noch bei ihr, sie spürte den kalten Hauch auf ihren Armen. Umarmte er sie etwa? Fuck. Sie spürte, wie ihr die Tränen heiß in die Augen schossen. Eine ganze Weile wagte sie nicht, sich zu bewegen. Sie wollte den Moment nicht zerstören, denn sie war sich sicher, dass er sie umarmte oder zumindest ganz nah bei ihr war. Schließlich schwirrte er wieder durch ihre Haare. „Das heißt, wir gehen auf reisen? Cool. Ich wollte schon immer mal mehr von Amerika sehen.“
Ein Lächeln huschte über Medinas Gesicht. Ihr Magen knurrte und gluckste. „Jetzt muss ich mal was essen.“ Wie ein kleines Kind sprang sie kichernd vom Bett. Doch sobald sie an Alex’ Zimmer vorbeiging, verflog die gute Laune bereits wieder. Unangenehm. Das Gefühl. Der Verlust. Sie vermisste ihn. Viel zu still war das Haus. Nun war sie wieder allein, auf sich gestellt. Wohl hatte sie den Geist ihres Bruders an der Seite, aber das war nicht zu vergleichen mit dem Kontakt zu Alex, ja selbst zu Leony. Die beiden hatten ihr das Gefühl gegeben, ein halbwegs normales Leben zu führen. Schließlich schlug sie mit der Faust gegen Alex’ Tür und lief die Treppe hinab. Man sollte sich tatsächlich an niemanden binden, dann würde man weder verlassen noch verletzt werden. Man kommt allein auf die Welt und man verlässt sie auch allein. Punkt. In der Küche bemerkte Medina, dass Leony wohl noch aufgeräumt hatte, bevor sie mit Alex abgehauen war. Die Teller waren gespült und wieder im Schrank verstaut worden. Hoffentlich hat die kleine Hexe die Reste von gestern in den Kühlschrank gepackt. Als sie ihn öffnete und sich tatsächlich eine Schüssel mit Spaghetti darin fand, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Der Knoblauchgeruch wehte ihr um die Nase. Sie nahm die Schüssel und eine Dose Red Bull heraus, und ging zur Couch. Sogar kalt schmeckten die Nudeln
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