The Hunter - Die komplette erste Staffel
saß sie auf der Couch – zugegebenermaßen wieder nicht unbedingt ladylike, weil das Handtuch jetzt halb hoch gerutscht war – und wartete.
Als er endlich die Treppen hochkam und an die Tür gelehnt vor ihr stand, konnte sie zunächst nichts erkennen. Doch beim Nähertreten zog sie zischend Luft ein. Sein Körper sah aus, als hätte man ihn mit Dartpfeilen bearbeitet. Überall befanden sich kleine Stiche, die seltsamerweise schon wieder abzuheilen schienen. Da er den Kopf gesenkt hielt, konnte sie sein Gesicht nicht genau erkennen. Alles an ihm wirkte verändert. Als würde er sie plötzlich anziehen, stand Medina auf, griff unter sein Kinn und hob seinen Kopf.
Speichel tropfte ihr auf den Handrücken und erstaunt blickte sie ihm in die Augen, deren Farbe tiefer war, als in ihrer Erinnerung. Er zog sie fast magisch an.
„Geh fort. Geh!“, zischte er zwischen den Zähnen hervor, so dass sie fassungslos die Augen weitete. Wollte er einen Trick ausprobieren, um sich interessanter zu machen. Was ist das denn für ’ne arme Masche?
„Alex, bitte. Ich helf‘ dir echt gerne, wenn es dir scheiße geht, aber mach hier bitte nicht einen auf Edward Cullen, ja? Auf so Weicheier stehe ich überhaupt nicht. Magst ’n Bier?“
Alex verzog das Gesicht, schubste Medina beiseite und setzte sich auf die Couch, während sie die Küche aufsuchte und sich aus dem Kühlschrank eine Dose Bier holte. Augenscheinlich schien Ruth gedacht zu haben, dass sie darauf stünde, da sie reichlich davon eingelagert hatte. Während sie die Dose öffnete, ging sie wieder ins angrenzende Wohnzimmer, blieb vor ihm stehen und trank einen großen Schluck.
„Med, irgendwas stimmt mit dem nicht“, hörte sie Ross wieder und sie machte eine wegwerfende Handbewegung, während sie weiter trank. Nachdem sie die halbe Dose geleert hatte, rülpste sie laut und schüttelte sich leicht.
„Weißte was, Alex. Ich geh jetzt eine rauchen und wenn ich wiederkomme, wäre es saustark, wenn du mit mir reden könntest und den Quatsch hier sein lässt, okay?“ Sie schnappte sich die Zigaretten, die am Eingang auf einer kleinen Kommode lagen, und verließ das Haus in Richtung Garten oder das, was ein Garten sein sollte.
Auf fünf mal fünf Meter erstreckte sich ein schiefer Holzzaun, an dessen rechter Ecke ein umgekippter Grill lehnte und kniehoch das Unkraut wuchs. Ein großer Baum besetzte die andere Ecke und unwillkürlich schaute sie zwischen die Äste, wo sie mit ihrem Bruder seinerzeit ein kleines Baumhaus gebaut hatte. Davon war natürlich nichts mehr da, aber die Schaukel mit dem alten Reifen hing immer noch an einem dicken Ast. Zigarette rauchend und Bier trinkend setzte sich Medina auf die Steinveranda und streckte die Beine aus.
„Mir ist was Verrücktes passiert, Medina“, krächzte Alex plötzlich neben ihr. Mit dem Kopf bedeutete sie ihm, sich neben sie zu setzen. Sie stupste ihn leicht an und zuckte zusammen. Verfluchte Kacke, wieso ist der so eiskalt?
„Na komm. Erzähl mal“, forderte sie ihn auf und eine Vorahnung kroch in ihr hoch.
„Ich will gar nicht lange erzählen, nur so viel: Ich bin von mehreren Vampirinnen gebissen worden und eine hat mich verwandelt. Hört sich total schräg an, oder? Aber so war es. Als ich wieder wach wurde, lag ich in meinem Auto, das in der direkten Sonne stand, und mir ging’s so schlecht wie noch nie in meinem Leben. Weil ich nicht wusste, was ich machen sollte, bin ich hierher gefahren und habe mich unter deine Kellertreppe gelegt. Bin ich jetzt tot, oder was?“ Aus diesen unglaublichen Augen blickte er sie an und sie zog nur die Schultern nach oben.
„Tja, woher soll ich das wissen? Seh‘ ich aus wie eine der Gören, die Twilight und Vampire Diaries aus dem FF kennen?“, schnappte sie kurz und stand auf. „Vielleicht hast du einfach nur Drogen im Drink gehabt, vier Nutten haben mit dir gevögelt und du hast rosarote Elefanten gesehen. Komm, wir gehen rein und du schläfst deinen Rausch auf der Couch aus, okay?“
Hoffnung keimte in seinen Augen auf. Er nahm ihre Hand, ließ sich hochziehen und folgte ihr zurück ins Wohnzimmer, wo er sich auf der Couch zusammenrollte und hoffte, schlafen zu können nach allem.
6.
Irgendwann öffnete Alex die Augen. Es schien mitten in der Nacht zu sein, denn außer dem Schein des Laternenlichts von draußen war es dunkel im Zimmer. Schweiß stand ihm auf der Stirn und irgendetwas war anders. Komplett anders. Das Erste, was ihm auffiel, waren die fehlenden
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