The Hunter - Die komplette erste Staffel
dieses ganze Zeug.
Und dann war sie in sein Leben geschneit! Shanoa Twains. Eine dunkelhäutige Schönheit aus der Karibik, die in Nachtclubs sang und tagsüber Rechtswissenschaften studierte. Allerdings hatte Roger sie nicht an der Uni kennengelernt, sondern im Nachtclub, als ihre ganze Lebenslust auf der Bühne Funken schlug. Das sprang ihn total an. Selbstverständlich wagte er nicht, sie anzusprechen. Dazu war sie viel zu weit weg für ihn. Also kam er jeden Abend in den Club, bestellte sich seinen Whiskey Sour und setzte sich immer weiter nach vorne in Richtung Bühne, wo sie am Klavier spielte und dazu sang. Jazz-Soul nannte man diese Musikrichtung, das hatte er im Musikshop herausgefunden und sich gleich mit CDs eingedeckt. Eines Abends wurde sie zu seiner Überraschung aufmerksam auf ihn. Nie hätte er für möglich gehalten, dass auch sie ihn sehen würde. Er spielte einfach nicht in ihrer Liga, erfreute sich einfach an ihrem Glanz auf der Bühne.
Nach dem Ende ihres Auftritts kam sie zu ihm und setzte sich an seinen Tisch.
„Was trinkst du da?“, fragte sie so, als würden sie sich schon ewig kennen und tatsächlich, genauso fühlte es sich für Roger an. Kurzerhand bestellte sie auch einen Whiskey Sour und dann unterhielten sie sich die ganze Nacht, bis der Chef der Bar sie höflich an seinen Feierabend erinnerte.
Seit diesem Abend waren sie ein Paar und verbrachten jede freie Minute miteinander. Vor ein paar Wochen jedoch bekam Roger ein Problem. Shanoa und er wollten ein entspanntes Wochenende in den Bergen am Big Bear Lake in einer Hütte verbringen. Schon als seine Liebste mit der Idee an ihn herantrat, wurde ihm schlecht, wusste er doch, dass es in den Bergen nicht nur Schlangen gab, sondern auch vor Spinnen nur so wimmelte. Kaum hatte sie ihm von dem Ausflug erzählt, und davon, dass sie die Hütte schon angemietet habe, konnte er sich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Je näher das Wochenende rückte, desto schlimmer fühlte Roger sich. Dann log er ihr vor, dass er krank geworden war und sagte die Fahrt ab. An dem Wochenende schloss er sich zu Hause ein, zu peinlich war es, zuzugeben, dass seine Angst ihn zurückhielt. Shanoas Anrufe ignorierte er, lauschte nur ihren besorgten Fragen auf dem Anrufbeantworter. Doch als sie dann vor seiner Tür stand und immer wieder ängstlich seinen Namen rief, raffte er sich auf. Bereit, ihr von seiner Phobie zu erzählen.
Sie musterte ihn ausführlich, als er die Tür öffnete und schien schnell festzustellen, dass er nicht krank war Ihr bedrückter Gesichtsausdruck wich einem fragenden. Mit einer Handbewegung bat er sie herein und zog die Haustür zu. Im Wohnzimmer angelangt, bat er sie, sich zu setzen. Verständnislos blickte Shanoa ihn an.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Roger, er wollte das Geständnis so lange wie möglich hinauszögern. Nervös fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar.
„Nein, Roger. Ich möchte gern wissen, was los ist.“
Was für eine starke und selbstbewusste Frau, dachte er in dem Moment, als sie ihn mit festem Blick ansah.
„Okay, ich kann es wohl nicht länger verheimlichen, Shanoa. Ich habe eine Spinnenphobie.“ Mit wackligen Knien hatte er mitten im Wohnzimmer gestanden. Hoffentlich lacht sie nicht, wünschte er sich.
„Dann verstehe ich, Liebster. Wollen wir sie gemeinsam besiegen?“, hatte sie mit weicher Stimme gefragt.
Und nun stand er hier. In einer Gruppentherapie mit anderen Menschen, die auch alle eine Phobie zu bewältigen hatten. Roger fühlte sich schrecklich, denn er hatte bereits im Internet gelesen, dass es Teil der Therapie war, sich seinen Ängsten zu stellen. Bei der Arachnophobie wäre das dann wohl eine lebende Spinne, die möglicherweise an ihm hochkrabbeln würde. Aber noch schlimmer fände er es, wenn eine in sein Gesicht spränge. Bei dem Gedanken schüttelte es ihn und eine Gänsehaut jagte seinen Rücken hinunter. Zitternd sprach er seinen auswendig gelernten Text, denn vor einer größeren Gruppe ohne Vorbereitung zu reden war er nicht gewohnt.
„Denk dran, dass ich draußen sitze und wir danach etwas Schönes unternehmen. Ich bin in Gedanken bei dir“, hatte Shanoa ihm vorher ins Ohr geflüstert und sanft seinen Nacken gestreichelt.
„Seit wann begleitet mich diese Phobie?“ Er machte eine kurze Pause. Sein Blick flatterte nervös über die rund 25 Teilnehmer. An einem Gesicht blieb er etwas länger hängen. Eine wunderschöne, junge Frau sah ihn gebannt an. Ihr Haar
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