The Hunter - Die komplette erste Staffel
umdrehen . Aber im Spiegel konnte er bereits durch den cremefarbenen Duschvorhang sehen. Mehrmals kniff er sich, damit er endlich aufwachte. Das musste ein Albtraum sein, das gab es nicht, er träumte doch nur!
Doch es war kein Traum, denn als er sich doch zwang, hinzuschauen, sprang eine riesige, pelzige Spinne direkt in sein Gesicht. Schreiend taumelte er durch das kleine Bad, stieß mit dem Zeh gegen die Toilettenschüssel, fuchtelte mit den Händen im Gesicht herum, sein Körper war komplett angespannt und mit Gänsehaut überzogen. Als er glaubte, die Spinne weggeschleudert zu haben, blickte er mit aufgerissenen Augen zur Dusche. Tausend fette und behaarte Körper rannten oder sprangen auf ihn zu. Sie verfingen sich in seinen Haaren, krabbelten seine Beine hinauf, bis sie ihn ganz bedeckt hatten. Kein Schrei kam aus seinem Mund, der von Spinnenleibern gefüllt war. Gurgelnd taumelte er zur Tür, die abgeschlossen war. Roger sah nicht mehr menschlich aus, denn er war über und über mit dicken, großen Spinnen übersät, die nun begannen, ihr Gift in seinen Körper zu pumpen. Das Ploppen hatte aufgehört, auch das Geräusch von fallendem Popcorn auf seine Duschwanne wurde weniger. Roger schaffte es nicht mehr, die Tür aufzuschließen. Sein letzter Gedanke war: Ich habe die Tür nicht abgeschlossen. Wer zum Teufel hat die Tür abgeschlossen? Seine Knie gaben nach, er sackte zusammen, und als sein Herz zum letzten Mal verzweifelt versuchte, gegen das Gift anzukämpfen, aber verlor, starrte er in kleine Spinnenaugen.
1.
Schwitzende Leiber waren ineinander verschlungen. Sex in allen abartigen Variationen wurde hier vollzogen, ganz egal, ob männlich oder weiblich. Das Licht der umstehenden Fackeln gab dem Szenario die passende Surrealität. Der sternenklare Nachthimmel wölbte sich über die nackten Menschen.
Leony saß auf einem Hügel, unweit des Geschehens und beobachtete, den Kopf auf ihren Knien gestützt, angeekelt die Szene. Ich will hier endlich weg! Ich will frei sein! Zischend sog sie die Luft ein, als sie den warmen Atem an ihrem Ohr spürte. „Das hast du fein gemacht, Leony. Möchtest du nicht zu uns runterkommen und feiern?“, schmeichelte die Stimme und da drehte Leony den Kopf. Sie blickte in kalte Augen ihrer Meisterin. Ihrer Hexenmeisterin. „Nein. Mit Sicherheit nicht, liebe Agnetis.“ Sie hasste es. Sie hasste sich und sie hasste Agnetis. Und zwar zutiefst, denn sie war es, die sie nach dem Tod ihrer Eltern aufgenommen hatte. Sie war es, die ihr klar gemacht hatte, dass Leony eine Hexe sei, und sie war es auch gewesen, die sie in die dunklen Hexenkünste eingeweiht und aus ihr das gemacht hatte, was sie jetzt war.
Eine Halbhexe mit der Fähigkeit, Leute durch bloße Berührung zu verfluchen. Dabei sollte alles einem höheren Wesen dienen. Die Seelen waren eine Opfergabe an den Teufel, damit er die Hexen in Ruhe ließe. Einmal im Monat kam er zur Erde, holte sich seine Seelen ab und zur Belohnung durften sich die Hexen an ihm laben. Er nannte diese Zeit den Hexensabbat und er konnte zu jedem Sabbat auf der Erde gleichzeitig sein, egal, wo er stattfand. Er war eben der Teufel.
Agnetis fauchte und dabei flogen ihre roten Haare in die Luft, als sie wütend davon schritt. Ihre Brüste wippten dabei aufreizend und sie stürzte sich in die Menge, packte eine junge Frau und küsste sie innig. Dann drückte sie deren Kopf zwischen ihre Beine und blickte Leony herausfordernd an.
Als ob du mich damit schocken könntest, dachte Leony und beobachtete, wie sich der Frauenkopf zwischen den Schenkeln ihrer Ziehmutter immer heftiger bewegte. Ist mir zu langweilig, überlegte sie und stand auf, um zu gehen.
2.
„Alex! Verfluchter Mistkerl. Komm jetzt endlich her und hilf mir!“, schrie Medina, die mit einer Hand das zur Hälfte abgeschraubte Regal festhielt. Nachdem sie festgestellt hatte, dass die andere Schraube nicht so einfach rausging, hatte sie Alex in den Keller geschickt, um nach einem passenden Aufsatz für den Akkuschrauber zu suchen. Nun hing sie hier schon gefühlte zwanzig Minuten, der Arm wurde langsam taub und sie wütend.
Als sie gestern nach ihrer letzten Jagd auf den Chef eines riesigen Softwarekonzerns nach Hause gekommen waren, war Medina nicht mehr, wie bisher, an ihrem alten Kinderzimmer vorbeigegangen. Minutenlang war sie in der Türschwelle gestanden und hatte befürchtet, wenn sie jetzt eintrat, würde die Erinnerung an ihre Kindheit sie mit grausamen Krallen anspringen und
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