The Hunter - Die komplette erste Staffel
in ihr Zimmer, wo sie ihn auf ihren Nachttisch stellte. Liebevoll strich sie mit ihren Fingern darüber.
„Fertig?“
Medina wirbelte herum und räusperte sich. In der Tür stand Alex, der sie fragend musterte. Verdammt, muss der so gut aussehen?
„Ehm, ja. Du kannst reingehen und das Zimmer ansehen. Ist Leony schon wieder zurück?“ Eigentlich interessierte es sie nicht, ob die kleine Halbhexe wieder mit ihren Sachen da war. Sie war heute Vormittag in ihr altes Haus gefahren, um ein paar persönliche Sachen einzupacken, damit sie in Ross’ ehemaliges Zimmer ziehen konnte. Bereits zum hundertsten Mal fragte Medina sich, ob das so eine gute Idee sei. Neben Alex noch jemanden im Haus zu haben. War das richtig? Überhaupt, wollte sie Menschen um sich haben? In ihrer Nähe? Sie an ihren möglichen Schwächen teilhaben lassen? Entschlossen straffte sie den Rücken und atmete tief ein. Sie würde beide einfach nicht an sich ranlassen. Und wenn Alex noch so cool im Türrahmen stand und sie mit diesem unergründlichen Blick anschaute, der ihr Herz berührte.
„Nein, sie ist noch nicht wieder da. Okay, na dann gehe ich mal wieder rüber." Lässig stieß er sich vom Rahmen und drehte sich zum Flur. Medina hatte die Hände zu Fäusten geballt und hielt sie hinter ihrem Rücken. Verflucht! Warum bringt er mich so aus der Fassung? Als sie auf seine Hände geschaut hatte, dachte sie die ganze Zeit an ihren Traum.
„Med! Hilfe!“
Ross? Nur schwach vernahm sie seine panische Stimme und riss die Augen auf. Ihr Herz fing wie wild an zu klopfen. „Ross? Was ist los?“ Irgendwie schien hier etwas gar nicht in Ordnung zu sein. Sie spürte es, weil … es nicht kalt war. Es war, als wäre Ross nicht mehr in ihrer Nähe. Angst umklammerte sie, griff nach ihrem Kehlkopf und drückte ihn fast zu, so dass es ihr schwer fiel, Luft zu holen. Nein! Er durfte sie einfach nicht verlassen. „Ross, bitte, rede mit mir.“ Mit einem flehenden Unterton stand sie in ihrem Zimmer.
„Med, hier ist was, hier bei mir. Bitte … du … helfen.“
Abgehackt kam seine Stimme bei ihr an. Was hatte das zu bedeuteten? Sie konnte es nicht begreifen. Was meinte er damit, es wäre etwas bei ihm? Es war viel zu still, beängstigend still. Medina spürte den Verlust noch stärker als damals, und endlich, als sie aus ihrer Starre erwacht war, bewegte sie sich zum Bett, griff unter die Matratze und zog das Buch von Gran hervor. Sie setzte sich im Schneidersitz auf das Bett und blätterte ungeduldig die ersten Seiten durch, auf denen ihre Gran fein säuberlich ein Inhaltsverzeichnis angelegt hatte. Schließlich fand sie es: Geister!
Kennst Du das? Man liegt da, wird gleich einschlafen, die Müdigkeit zieht Dich bereits in ihren Bann und plötzlich schreckst Du auf. Ein Zucken geht durch Deinen Körper und Du bist wach, obwohl Du noch nicht mal eingeschlafen warst.
Würdest Du nicht wach werden, wäre dies Deine erste Astralwanderung. Nur sehr wenige Menschen beherrschen diese Reise aus ihrem Körper, doch Du musst aufpassen, denn Du kannst ihn an Seelenwanderer verlieren.
Ich habe diese Reise selbst einmal unternommen, und ich muss sie hoffentlich nie wieder tun. Die Reise in die Geisterwelt. Denn nur wenige Auserwählte haben die Gabe, diese zu besuchen.
Ist ja geil, ich kann Ross besuchen!
Mit der Astralwanderung trennt sich der Körper vom Geist. Logischerweise klappt es nicht immer, dass es kurz vor dem Einschlafen passiert. Aber man kann nachhelfen. Mit dem Gift des Kugelfisches. Auf Haiti wird das Tetrodotoxin als sogenanntes ‚Zombiepulver‘ verwendet. Man ist nach der Einnahme scheintot und im perfekten Zustand, um den Geist vom eigenen Körper zu trennen. Doch es gibt noch drei weitere Stufen, um dann tatsächlich in die Geisterwelt eintreten zu können:
Exteriorisation bewirkt die Trennung des materiellen Körpers, und die Exkursion die Bewegung davon weg. Erst mit der Paravision tritt man in die Geisterwelt ein. Diese drei Stufen erreicht man nur, wenn man seinen Körper in eine Gefrierschocktherapie versetzt. Dieses sollte lediglich fünf Minuten dauern, und immer muss jemand dabei sein, um die Seele wieder zurückzuholen. Je länger der Körper seelenlos ist, desto mehr kann sich ein Seelenwanderer in ihm breit machen, und man wird nie wieder zurückkommen. Wenn es nicht unbedingt notwendig ist, sollte dies auf keinen Fall von jemand Ungeübtem gemacht werden. Die eigene Seele kann sich verlieren.
Mist. Das kann ja wohl nicht
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