The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
Santa Maria Novella gekauft hatte.
»Nicht!«, presste er mit erstickter Stimme hervor und zerrte an seinem Kragen, denn er konnte kaum noch atmen. »Du bist nicht Sky. Lass mich in Ruhe!«
»Nein, das musst du dir anhören«, sagte sie ganz nah an seinem Ohr. Er spürte ihren sanften Atem, und als sie ihm die Worte zuflüsterte, wünschte er, sie hätte sie damals an dem schönen Dezembertag in Italien zu ihm gesagt. »Ich hätte dich nicht verlassen dürfen. Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als ihn.«
Dann küsste sie ihn. Sie schmeckte genau wie Skyler, hatte dieselben zarten Lippen und ihr Haar war genauso seidig. Und sollte sie ihm den Rücken zudrehen, das wusste er, würde er wie bei Skyler ein Muttermal zwischen ihren Schultern finden. Sie war Skylers Ebenbild – und sie erwiderte seine Liebe.
Warum sollte er so tun, als wollte er sie nicht? Als wollte er nicht genau das, was jetzt gleich passierte?
12
Blutservice
C harles! Du bist schon zurück«, sagte Allegra, als sie das Apartment betrat. Sie hatte nicht erwartet, ihn hier anzutreffen. Während sie Mantel und Schal ablegte, zitterten ihre Hände und sie hoffte, dass er es nicht bemerkte.
»Es ging schneller als erwartet.« Seine Augen leuchteten bei ihrem Anblick vor Freude auf. »Wo bist du gewesen?«
»Ich habe mich nach Gemälden umgeschaut.« Seit sie die Gedanken des jeweils anderen lesen konnten – zumindest bis zu einer gewissen Grenze –, war es klüger, eine Lüge hinter einer Halbwahrheit zu verbergen.
»Hast du noch irgendetwas gekauft?« Er wusste über ihre Anschaffung vom Vortag Bescheid, nur nicht, wer der Künstler war und was das Bild zeigte.
»Heute nicht.«
»Es ist schön, dass du dich wieder für Kunst interessierst.« Charles lächelte sie liebevoll an.
Er hatte seine Persönlichkeit in den letzten Jahren voll entfaltet, die peinliche Förmlichkeit und Steifheit seiner Jugendtage abgelegt und war in die Höhe geschossen. Inzwischen strahlte er Selbstvertrauen und einen ganz besonderen Charme aus. Mit einundzwanzig Jahren war er für das beträchtliche Vermögen der van Alens verantwortlich, und er sprach davon, ein Medienunternehmen aufzubauen, das die Welt verändern würde.
Erst kürzlich war er in einer beliebten Zeitschrift als einer der Top-Junggesellen New Yorks betitelt worden. Er war gut aussehend und hob sich mit seinem schwarzen Haar und den scharfkantigen Gesichtszügen von der Masse ab. Er besaß zwar nicht Bens umgängliche Art, legte dafür aber ein vornehmes Auftreten an den Tag, das ihm in der Vampirgemeinschaft Respekt verschaffte.
Charles klopfte neben sich auf das Sofa. Allegra kuschelte sich zu ihm und er legte den Arm um ihre Schulter. Sie passten zusammen – das hatten sie schon immer –, Allegra hatte in diesem Zyklus nur länger gebraucht, das zu erkennen. Sie entspannte sich und spürte, wie sich die quälenden Gedanken nach den Enthüllungen an diesem Tag in Luft auflösten.
Was mit Ben passiert war, war von Anfang an ein Fehler gewesen, eine Schulmädchenschwärmerei, ihrer Aufmerksamkeit nicht würdig. Natürlich fühlte sie sich schuldig. Die Bürde eines verlassenen Vertrauten zu tragen, war nur schwer zu verkraften, aber Ben würde das wegstecken. Er verfügte über Geld und genügend Annehmlichkeiten, und mit der Zeit würde er sie vergessen. Hätte sie doch nur nicht diese Galerie betreten …
»Ist bei den Ältesten alles in Ordnung?«, fragte sie. »Was haben sie gewollt?«
Ein Schatten huschte über Charles’ Gesicht, doch er antwortete leichthin: »Nur die üblichen Probleme bei der Verwandlung. Ich habe keine Ahnung, warum sie mich überhaupt hierhaben wollen. Sie verschwenden bloß meine Zeit.«
»Mr van Alen? Ihr Wagen ist vorgefahren«, sagte der Butler, der lautlos den Raum betreten hatte.
»Du musst noch mal weg?« Allegra setzte sich auf. Charles wusste, dass sie sich an diesem Abend mit ihren alten Feldhockey-Teamkameradinnen traf, und es war nur verständlich, dass er seine eigenen Pläne hatte. »Zu Dora?«
Charles nickte. Als Vorsitzender des Ältestenrats hatte er gewisse Privilegien und hielt sich eine Vertraute in jeder Stadt. Er war gut zu ihnen, überhäufte sie mit Geschenken von Cartier, Buccellati und anderen Schmuckherstellern. Allegra hatte die Rechnungen gesehen, denn schließlich bezahlte sie sein Vergnügen mit: eine Uhr aus Rotgold mit Diamanteneinfassung, funkelnde Armbänder aus Saphiren und Smaragden, zarte Blütenohrringe von van
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