The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
für eine andere.
Mimi holte tief Luft. »Hör zu, wir können nicht so einfach gehen. Du musst noch etwas für mich tun.«
Oliver seufzte. Er hatte es schon geahnt, sich aber an die Hoffnung geklammert, dass Mimi so etwas niemals von ihm verlangen würde.
»Du willst mich hier zurücklassen?«, fragte er wütend.
»Ja.« Sie senkte betreten den Kopf.
»Weiß Kingsley davon?« Oliver betrachtete den einstigen Herzog der Hölle, der mit ein paar Trollen scherzte, die an der Tankstelle herumlungerten.
Für alle anderen ist das ein großer Spaß, dachte Oliver und schluckte heftig.
»Nein, ich habe es ihm nicht gesagt«, erwiderte Mimi. »Wenn er davon wüsste, würde er es bestimmt nicht zulassen.«
»Ja, wahrscheinlich nicht.« Kingsley war ein anständiger Kerl und Oliver wettete, dass sein Stolz es niemals zulassen würde, dass für seine Freilassung ein anderes Leben geopfert wurde. Und dann auch noch das eines Menschen.
»Also … ist das ein Problem für dich?«, fragte Mimi.
Oliver lachte bitter. Mimi war so ein selbstsüchtiges kleines Miststück. Es war ihr egal, wen sie verletzte. Hauptsache sie bekam, was sie wollte. »Ist das dein voller Ernst?«
»Ich habe dich vor der Reise gewarnt«, sagte sie wie ein trotziges Kleinkind. »Es ist allein deine Schuld, dass du dennoch mitgekommen bist.«
Er nahm die Hand von ihrer Schulter. Sein Knöchel tat noch weh. Wenn er eh hierbleiben musste, wozu dann das Rumgehopse?
Oliver sah sich um. Wenn man genau darüber nachdachte, war die Unterwelt gar nicht so schlimm. Vielleicht würde er sich daran gewöhnen, mit all den Unannehmlichkeiten zu leben, sich auf eine der Sirenen einlassen und mit der Zeit auch den Gestank der Trolle ertragen.
»Vielleicht wäre es tatsächlich das Beste für alle«, sagte er nachdenklich. »Es gibt dort oben sowieso nichts, wofür es sich zu leben lohnt.«
War das nicht auch der Grund dafür, dass er Mimi hierher begleitet hatte? Weil er kein Ziel mehr vor Augen sah? Weil er seinen Teil dazu beitragen wollte, die Blue Bloods zu retten? Die Gemeinschaften lösten sich auf, die Vampire zogen sich zurück, Skyler hatte ihn verlassen. Was war ihm noch geblieben?
Doch dann spürte er wieder eine unbändige Wut in sich aufsteigen. Er hatte gedacht, er und Mimi wären Freunde. Und jetzt wollte sie sein Leben wegwerfen, als wäre es ein Stück Dreck.
»Wie kannst du mir das antun?«, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Ich habe keine andere Wahl.«
»Wirklich nicht?«
»Nein.« Mimi fühlte sich schrecklich. Es zerriss ihr fast das Herz, Oliver ins Unglück stürzen zu müssen. Wieso hatte sie ihn bloß mitgenommen und nicht irgendein anderes Red Blood, das ihr nichts bedeutete? »Hilft es dir, wenn ich sage, dass es mir leidtut?«
»Ein bisschen.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
»Es tut mir wirklich leid. Wenn ich eine Wahl hätte, würde ich euch beide zurückbringen. Aber das kann ich nicht.«
Oliver schüttelte den Kopf. »Also gut. Geht und rettet die Vampirgemeinschaften. Aber bitte sorge noch dafür, dass sie mir nicht eins dieser Halsbänder anlegen, okay? Die sehen so kratzig aus.«
48
Soldat des Herrn
D er Heiler brach auf dem Boden zusammen, während das Silver Blood zu einem weiteren Schlag ausholte.
Die riesige Bestie warf einen langen Schatten über die Gruppe. In der einen Hand trug sie ein schwarzes Schwert und in der anderen eine mit Zacken besetzte Keule. Als Malakai die hölzerne Waffe ins Licht erhob, konnten sie die Zacken erst richtig erkennen: Es waren Schädelsplitter seiner Opfer.
Abbadon, der seine schwarzen Flügel ausgebreitet hatte und von dessen Klauen das Blut der Trolle tropfte, stellte sich der Herausforderung. Furchtlos stand er vor dem stierköpfigen Croatan, der ihn anbrüllte und seine Augen rot aufleuchten ließ.
Die Kreatur war fast doppelt so groß wie Abbadon, doch nicht so geschickt. Mit einer blitzschnellen Bewegung stieß der dunkle Engel sein Schwert von der Seite in die Kehle des Stiers und schlitzte den mächtigen Hals auf. Blut quoll zischend aus der Wunde.
Abbadon spürte, wie die Keule gegen seinen Rücken krachte und die Schädelsplitter an seiner Rüstung hängen blieben. Rasend vor Wut holte er zum endgültigen Streich aus und schlug das gehörnte Haupt des Dämons ab. Es hallte dumpf durch den Gang, als es auf den Boden fiel.
Die Gesichtszüge waren zu einer fassungslosen Maske erstarrt. Dann explodierte der Körper und das Schwarze Feuer nahm ein
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