The Immortals 6: Rivalin des Schicksals (German Edition)
verliehen. Es gibt nichts, wovor wir uns fürchten müssen.«
Allegra schüttelte energisch den Kopf. »Du wirst uns zugrunde richten, bis wir nichts weiter sind als Schatten unserer einstigen Pracht. Wir haben schon so viel verloren. Nicht nur das Paradies. Doch du verstehst es immer noch nicht.« Allegra traten Tränen in die Augen. »Du bist nicht mehr der, der du einmal warst. Mit dir ist etwas geschehen … und du lässt nicht zu, dass ich dir helfe.«
Charles Stimme wurde eisig. »Allegra, wieso bist du gestern überhaupt zu mir gekommen?«
»Ich wollte dich noch ein letztes Mal sehen.«
»Du wirst deinen menschlichen Vertrauten heiraten. Habe ich Recht?«
»Ja.«
Charles legte die Hände an den Kopf und rieb sich die Schläfen. Als er zu sprechen begann, klang er zutiefst verbittert. »Tu, was du nicht lassen kannst. Wenn du jetzt gehst, wirst du mich nie mehr wiedersehen. Denn ich werde das nicht überleben, Allegra. Mein Leben liegt in deinen Händen. Du hast ja gesehen, was der Bund anrichten kann …«
»Es ist zu spät, Charlie. Du hast mich zum letzten Mal angelogen. Du hast deine Entscheidung getroffen. Das ist jetzt meine.«
Der Bund würde sein Recht fordern. Vielleicht würde ihre Wahl ihn das Leben kosten. Und vielleicht würde auch sie selbst daran zugrunde gehen. Doch darüber konnte sie sich erst mal keine Gedanken machen.
Jetzt galt es herauszufinden, was er in Gang gesetzt hatte und vor ihr verheimlichte. Sie musste den Grund für das Verschwinden der Vampire finden und den Untergang der Gemeinschaft aufhalten. Schließlich war sie Gabrielle, die Königin der Vampire. Sie hatte eine Pflicht gegenüber ihrem Volk.
Als Allegra das Zimmer verließ, war sie sich einer Sache sicher: Sie würde Charles van Alen – ihren einstigen Geliebten – niemals wiedersehen. Weder in diesem Leben noch in irgendeinem anderen.
Nicht nur Charles’ unsterbliches Herz zerbrach an diesem Tag.
46
Vor der Hochzeit
D emin Chen streifte die mit Edelsteinen besetzten Stöckelschuhe ab. Sie hatte nur noch ihre Flucht im Kopf gehabt und dabei überhaupt nicht gemerkt, dass sie die Biester noch immer an den Füßen trug. Bis eben, als sie über einen Stein im Innenhof gestolpert war.
Während der Woche in der Burg hatte sie einige Dinge gelernt. Das Wichtigste war, sich ruhig zu verhalten. Sie hatte gekämpft, ihre Klauen und ihre Stärke zu früh gezeigt und war als Strafe für die Erntehochzeit auserwählt worden.
Sie hatte gehört, dass Skyler und Dehua ihren Kammerfrauen entkommen waren. Ach, hätte sie doch bloß abgewartet, bis sie mit den Red Bloods allein war, und nicht versucht, diesen hässlichen Kröterich von einem Dämon, der sie zur Braut nehmen wollte, aufzuspießen!
Sie hatte die letzten Tage in der Gesellschaft dieser albernen Kammerfrauen überstehen müssen, die sie auch noch hassten, weil Demins Freundinnen entwischt waren und sie damit in Schwierigkeiten gebracht hatten. Die Frauen zerrten an ihrem Haar, wenn sie es kämmten, und lachten über ihre Gehversuche in den hochhackigen Schuhen.
Bevor ihr Bräutigam, der Dämon Baal, sie aufgesucht hatte, war sie in eine richtige kleine Hure verwandelt worden: Ihr schwarzes Haar glänzte, sie hatte knallrote Schmolllippen und ihre Brüste waren nicht nur geschminkt und gepudert worden, sondern wurden auch noch von einem einschnürenden Büstenhalter hochgepuscht.
Baal war groß und furchterregend, hatte zwei gewaltige Hörner auf der breiten Stirn und einen langen schwarzen Bart. Obwohl er Demin um mehrere Köpfe überragte, empfand sie keine Angst vor ihm. Sie spuckte ihm ins Gesicht, als er ihre Brüste betatschte, doch das hatte ihn nur zum Kichern gebracht.
»Ich werde es genießen«, hatte er gesagt. »Wenn du erst mir gehörst, wirst du schon noch lernen, mich zu lieben, mein süßer gefallener Engel.«
Daraus würde nichts werden. Während sich heute, in der Nacht vor der Hochzeit, die Dämonen und Silver Bloods wie es traditionell üblich war, in den Bordellen vergnügten, nutzte Demin ihre Chance zur Flucht.
Sie hatte den hässlichen Troll, der ihre Tür bewachte, mit seinem Halsband erwürgt und seine Leiche in einem der Zimmer an der Treppe versteckt, die zum Turm führte – die Zimmer, in denen sich die toten Körper von Baals ehemaligen Bräuten befanden. Dann war sie losgerannt und hatte nicht mehr zurückgeschaut.
Nun war sie barfuß und musste nur noch den Pfad zum Tor finden, dann wäre sie endlich frei.
Sie war fast
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