The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf
Dosen, die sich bis zur Decke türmten. Genug, um fünfzig Hunde durchzufüttern.
Oder fünfzig Kinder.
Jared trat mit dem Fuß gegen den Stapel. » Mein Dad hat immer gesagt, das Böse, das wir uns gegenseitig antun, ist schlimmer als alles, was uns Dämonen und Geister antun können. « Er hob eine verbeulte Dose Hundefutter auf und feuerte sie gegen die Wand. Braune Matsche spritzte über die Tapete. » Ich habe ihm das nie abgenommen – bis jetzt. «
Jareds Funkgerät gab ein elektrostatisches Knistern von sich. » Ich bin’s, Priest. Alles im grünen Bereich bei euch? «
» Uns geht’s gut « , antwortete er. » Habt ihr da oben was gefunden? «
» Noch nicht. Wir hören uns in zwanzig Minuten. «
Jared steckte das Funkgerät wieder in seine Gesäßtasche. » Dann schauen wir jetzt mal im Keller nach. «
Ich konnte der Küche gar nicht schnell genug den Rücken zukehren. Der Nachhall der Verzweiflung klebte an meiner Haut wie die Dreckschicht an den Fensterscheiben. Wir mussten das nächste Teil des Wandlers finden und zusehen, dass wir hier rauskamen.
Die Kellertür war unter dem Treppenaufgang versteckt, gesichert mit zwei schweren Riegeln, die ganz oben angebracht waren, weit außerhalb der Reichweite eines Kindes.
Ich mochte mir nicht vorstellen, wie entsetzlich es sein musste, in einem Keller eingesperrt zu sein. Mein Puls raste, als Jared die Tür entriegelte und mein Blick auf die gesplitterten Holzstufen fiel, die in ein Meer der Schwärze hinabtauchten.
Mithilfe seiner Taschenlampe umschiffte Jared die Risse in den Stufen. » Bleib dicht bei mir. «
» Kein Problem. « Ich hatte nicht vor, dort unten irgendwo abhandenzukommen.
Am Fuß der Treppe konnte man gerade mal ein, zwei Meter weit sehen. Ohne nachzudenken, griff ich aus Angst, wir könnten getrennt werden, nach Jareds Hand.
Vor uns erstreckte sich ein Gang, der jedoch eher wie ein Tunnel wirkte. » Der führt bestimmt zu einem weiteren Zimmer. «
Jared ließ die Taschenlampe über die Wände wandern und ich schauderte. Im unteren Bereich war die Wand von Zeichnungen bedeckt – kindliche Darstellungen rechteckiger Häuser mit dreieckigem Dach und Strichmännchenfamilien, die nahtlos in düsterere Bildnisse übergingen. Weinende Kinder, über denen Monster mit spitzen Zähnen und rasiermesserscharfen Krallen aufragten.
Als sich am Ende des Korridors ein riesiges Zimmer auftat, sank die Temperatur plötzlich um einige Grade, und kalte Luft kroch mir über die Haut. Ich drückte Jareds Hand fester. Meinen Stolz hatte ich zusammen mit meinem Mut oben an der Kellertür abgegeben.
An der gegenüberliegenden Seite des Zimmers flackerte eine nackte Glühbirne und enthüllte mit ihrem zuckenden Licht die Wahrheit über diesen Ort. Sie standen in zwei Reihen am Ende der Metallbetten, die mit dünnen Matratzen und ausgefransten Leinengurten ausgestattet waren:
Kinder. Mindestens zwanzig.
Von Vier- oder Fünfjährigen bis hin zu Neun- oder Zehnjährigen. Alle sahen sie kränklich und ausgemergelt aus, alle trugen sie die gleiche schmutzige Unterwäsche. Da man ihnen die Haare raspelkurz geschoren hatte, waren Jungen und Mädchen kaum zu unterscheiden. Ihre Augen reflektierten das Licht, als es auf sie fiel, als wären sie noch immer unter den Lebenden.
Doch etwas stimmte nicht mit ihren Gesichtern.
Die Muskeln waren wie erstarrt, verzerrt zu unnatürlichen Grimassen und übertriebenem Lächeln. Nur ihre Augen bewegten sich und verrieten die Gefühle, die ihre Gesichter nicht zum Ausdruck bringen konnten.
» Dreh dich ganz langsam um. « Jared sprach mit leiser Stimme. » Wir gehen denselben Weg zurück, den wir gekommen sind. «
» Nein, tun wir nicht. «
Ich sah zu zwei Kindern, die hinter mir standen. Sie beobachteten uns neugierig, ihre Gesichter ebenso verstümmelt wie die der anderen. Sie hatten sich an den Händen gefasst und der größere Junge hielt den kleineren beschützend im Arm. Stahlgraue und unschuldig blaue Augen blickten uns unverwandt an.
Jared zog mich näher zu sich.
Der größere Junge hob einen dünnen Arm. Eine Plastikkanüle war mit Pflasterband in der Beuge seines knochigen Ellbogens fixiert. Er deutete zur anderen Seite des Zimmers, wo die übrigen Kinder in Reih und Glied standen.
» Was wollen sie? «
Jared zog meine Hand hinter seinen Rücken und mich enger an sich. » Hier ist irgendetwas geschehen. Ich glaube, sie wollen, dass wir es verstehen, damit sie in Frieden ruhen können. «
Der Junge
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