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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Hawaiihemden und Sonnenbrillen trugen und sich ausschließlich von Big Macs, Milchshakes und Pommes frites ernährten. Aber Dean hatte dort seinen Bruder besucht und meinte, es sei ein hübsches Örtchen.
    Er trat aus dem Laden in die strahlende Morgensonne und blickte, während er die Treppe hinabstieg, auf die andere Straßenseite. Dort standen zwei alte Häuser, die noch nicht in Geschäfte umgewandelt worden waren, eingeklemmt zwischen einer Bäckerei und einem Geschäft für Damenbekleidung. Eines der Häuser gehörte Harry Dietz, dem pensionierten Chef der Feuerwehr, das andere einer alten Witwe namens Betty Knott. Sie war in der dritten Klasse Eds Lehrerin gewesen, in einem Schulhaus mit sechs Zimmern drüben an der Bound Brook Avenue, das heute mehrere Arzt- und Zahnarztpraxen sowie eine Anwaltskanzlei beherbergte. Es hieß, man hätte Betty und Dietz viel Geld für ihre Grundstücke geboten, doch beide hatten einen Verkauf abgelehnt. Er wusste von Sally, dass mindestens eines der Angebote von Bill Richmond stammte.
    Betty Knott saß mit ihrer alten Promenadenmischung auf der schattigen Veranda. Beide schliefen fest und friedlich, die Witwe mit offenem Mund im Schaukelstuhl, der betagte Hund zu ihren Füßen. Es war ein komischer Anblick, und er musste lachen. Doch plötzlich erfasste ihn mit verstörender Klarheit ein Gefühl der Traurigkeit. Es war, als hätte er in der Szene auf der Veranda eine schreckliche Vision der Zukunft erblickt. Denn die beiden hatten nur noch einander, und in diesem Moment begriff er, wie sich drüben auf der anderen Straßenseite auf grausame Weise das Unausweichliche bereits ankündigte. Die beiden waren so verdammt alt. Er spürte, dass sie etwas Schicksalhaftes umgab und dass dieses Schicksal sich bald erfüllen würde, dass in Kürze entweder die Frau den Hund oder der Hund die Frau verlieren würde, und das, nachdem sie zusammengelebt hatten, seit der Hund ein Welpe war. Wenn den einen der Tod ereilte, würde der andere alleine zurückbleiben. Dann würde keine vertraute Hand mehr den Hund streicheln oder keine feuchte kühle Schnauze sich an die Hand schmiegen, und weder die Frau noch der Hund könnten sich über den Verlust hinwegtrösten. Etwas sehr Zerbrechliches wäre für immer verloren.
    Er schaute woandershin und fragte sich, warum ihm so trübe Gedanken kamen, ob es an Steiner/Hanlon und Schilling lag oder ob er vielleicht seine verstorbene Frau Evelyn vermisste. Oder vielleicht vermisste er ja bereits Sally. Weil auch dieses Ende unausweichlich war. Aber was immer der Grund dafür war, er konnte die Gedanken nicht verdrängen, konnte nicht einfach in den Wagen steigen, den Motor starten und durch die vertrauten sonnenbeschienenen Straßen fahren. Er fühlte sich selbst zerbrechlich und war den Tränen nahe, und so etwas passierte ihm nur äußerst selten.
    Er hatte gehofft, der Nähe des Todes zu entfliehen, indem er frühzeitig in den Ruhestand ging, aber der Tod hatte ihn genauso mühelos an Evelyns Sterbebett gefunden wie davor bei Steiner/Hanlon, und nun war er ihm auf subtile Weise hier auf der Straße begegnet.
    Der Tod war überall.
    Er versteckte sich nur manchmal.

15
Sally
    Das Mädchen hinter der Theke war ein vertrautes Gesicht, eine Zehnt- oder Elftklässlerin der Sparta Highschool, aber Sally kannte sie nicht. Der Altersunterschied von zwei oder drei Jahren war zu groß. Offensichtlich arbeitete sie erst seit kurzem hier. Sie war leicht übergewichtig, hübsch, rote Haare, nur die Pickel am Kinn störten ein wenig in dem ansonsten makellosen Teint. Das Mädchen stellte ihr das Schinkensandwich und den Eistee hin und erkundigte sich lächelnd, ob sie noch einen Wunsch hätte. Dabei sah sie Sally an, als würde sie sie ebenfalls erkennen. Sally bedankte sich, und das Mädchen lächelte erneut und wandte sich hinter der Theke dem nächsten Gast zu.
    Eigentlich war sie ein bisschen neidisch auf das Mädchen. Ihren Job hätte sie jedenfalls mit Kusshand genommen.
    Man konnte sicher sein, dass das Sugar Bowl mittags rappelvoll war, und auch heute war keine Ausnahme. Die Leute standen in dicht gedrängten Zweierreihen hinter den Gästen an der Theke und aßen im Stehen. Es wurde erwartet, dass man etwas Platz machte, damit die anderen links oder rechts von einem ihren Cola- oder Kaffeebecher abstellen konnten. Das Außer-Haus-Geschäft brummte.
    Das Essen war lecker und billig. Es gab hausgemachte Suppen und Eintöpfe, Torten und Kuchen, frisches Brot und

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