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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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wenn man nur ein U-Bahn-Ticket auf dem Fahrersitz liegen lässt.«
    Er verstaute Chips und Bretzeln, klappte den Kofferraumdeckel zu und befestigte die Klammern am Stoffverdeck. Dann zog er die Lederjacke aus, legte sie lässig über die Schulter und drehte sich zu Katherine um.
    »Okay. Wo lang?«
    »Gib mir deinen Arm.«
    »Häh?«
    »Gib mir deinen Arm.«
    Er tat wie geheißen. Sie schlenderten an efeuüberwucherten Backsteinhäusern vorbei. Die Straße war auffällig sauber. Er hatte sich New York immer als verdreckten Moloch vorgestellt. Im Abstand von ungefähr zwanzig Metern standen kleine mickrige Bäume auf dem Bürgersteig, zum Schutz vor Hundepisse mit einem Zaun umgeben. Die Luft hier war dicker als oben in Sparta, irgendwie stickiger und schwüler, doch die leichte Brise machte sie einigermaßen erträglich. Es war ein richtig schöner Sommerabend. Er fühlte sich sauwohl, während er mit diesem Mädchen am Arm durch die große Stadt schlenderte. Er konnte es kaum erwarten, Tim und den anderen Jungs davon zu erzählen.
    Hoffentlich hatte er genug Geld dabei. New York war ein teures Pflaster, je nachdem, was Katherine vorhatte.
    Am Morgen hatte er fünfzig Dollar von seinem Konto abgehoben. Davon waren nach dem Tanken noch fünfunddreißig übrig. Das würde wohl reichen. Ihm war klar, dass sie wahrscheinlich ihr eigenes Geld dabeihatte, aber es wäre ihm peinlich, wenn er sie anpumpen musste, weil seine Kohle nicht reichte. Erst recht, weil hier alle Geld wie Heu hatten. Allein in diesen Backsteinhäusern zu wohnen kostete ein Vermögen. Sie waren weit, weit weg vom Times Square. Und das war mehr oder weniger der einzige Ort in New York City, den er von früheren Besuchen kannte.
    Ein Horrorfilm-Doppelprogramm in der Zweiundvierzigsten Straße.
    Ein paar Bierchen im Jack Dempsey’s. Die Getränke waren schweineteuer, aber es lohnte sich wegen der herrlich altmodischen Atmosphäre und den Starfotografien an den Wänden. Wenn man am Tresen stand, fühlte man sich fast selbst wie ein Star.
    Im Metropol die blassen Junkie-Tänzerinnen mit Quasten auf den Nippeln.
    Die Läden, die Furzkissen, nachgemachte Kotze, Messer und Handschellen verkauften.
    Das war alles, was er kannte. Nicht mal den Central Park, auf den sie jetzt zuliefen, hatte er bisher gesehen. Er hatte gehört, dass es dort abends lebensgefährlich war. Man konnte überfallen und ausgeraubt werden. Auf der anderen Straßenseite sah er eine niedrige Steinmauer und dahinter jede Menge hoher Bäume. Es hatte den Anschein, als würden die Bäume dort gefangen gehalten. Sie überquerten die Straße und gingen zwei Blocks nach Süden, dann führte Katherine ihn ein paar Stufen zu einem gut beleuchteten Kopfsteinpflasterweg hinauf, der in den Park führte. Auf dem Schild neben den Stufen stand »Tavern on the Green«. Es gab hier schattenspendende Bäume, Hecken und über ihnen ein von Pflanzen überwuchertes Spalier, außerdem elektrische Straßenlampen, die aussahen wie Gaslaternen von anno dazumal.
    Auf dem Parkplatz konnte er mehrere Limousinen und Taxis erkennen sowie Leute in Geschäftsanzügen und langen schicken Sommerkleidern und ein halbes Dutzend Pferdekutschen für Touristen. Am Eingang stand ein livrierter Portier mit Zylinder. Die mit kunstvollen Schnitzereien und verzierten Glaspaneelen versehenen Holztüren wirkten, als stammten sie aus einem englischen Herrenhaus.
    Er fühlte sich allmählich etwas unwohl, aber Katherine ging mit ihm hinein, als gehörte ihr der Laden. In der holzgetäfelten, mit Teppichen ausgelegten Eingangshalle führte sie ihn an einen Empfangstisch, hinter dem zwei groß gewachsene schlanke Männer standen; beide trugen einen Smoking und hatten das Haar mit Pomade so Valentinomäßig zuückgekämmt. Katherine erklärte, sie würden gerne im Garten einen Drink zu sich nehmen.
    Einer der Männer lächelte und sagte, gewiss, bitte, da entlang, während er ihnen die Tür aufhielt. Sie betraten einen weitläufigen Garten mit Bäumen und akkurat gestutzten Hecken, zwischen denen Topfpflanzen und weiße schmiedeeiserne Stühle und Tische standen; auf den Tischen lagen weiße Decken und gefaltete Stoffservietten. An jedem der Bäume hing ein Lampion. Zu seiner Rechten, hinter breiten Panoramafenstern, entdeckte Ray die Gäste, die in bernsteinfarbenem Licht ihr Diner zu sich nahmen. Von irgendwo kam seichte Hintergrundmusik, eine Art Weichspüler-Rock’n’Roll. Normalerweise hätte ihn das Gedudel genervt – im Auto

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