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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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er ihr sein Zeichen aufdrücken.
    Auf die eine oder andere Weise.
    Musste sie markieren.
    »Ich hätte dich nicht herbringen sollen«, sagte er.
    »Warum nicht?«
    Sein Blick wanderte über den langen schmalen Strand.
    »Erinnerst du dich an gestern Abend, als du mich gefragt hast, was das Schlimmste wäre, das ich je getan habe? Und ich hab dir von dem verwüsteten Haus erzählt?«
    »Mhm.«
    »Das war gelogen.«
    »Das mit dem verwüsteten Haus?«
    »Nein. Das Haus haben wir schon verwüstet. Aber es war nicht das Schlimmste, was ich je getan habe.«
    Und dann erzählte er es ihr.

    Als er sie später nach Hause fuhr, wusste er eigentlich nicht mehr genau, warum er es ihr erzählt hatte. Es war einfach über ihn gekommen, aus dem Nichts hatte die Idee sich seiner bemächtigt, und dann war es nur so aus ihm herausgesprudelt. Er wusste aber, dass es richtig gewesen war. Dessen war er sich nun absolut sicher. Er hatte gespürt, dass er das Richtige getan hatte. Denn indem er ihr davon erzählt hatte, hob er sich von all jenen Typen ab, denen sie bisher begegnet war. Ob sie ihm nun glaubte oder nicht.
    Er war sich nicht sicher, ob sie das tat.
    Allerdings stand fest, dass es in Katherines Leben noch nie jemanden gegeben hatte, der ihr einen Mord gestanden hatte. Nicht mal einer ihrer Bikerfreunde in Frisco. Bisher hatte sie noch nie jemand in ein so großes, ein so gefährliches Geheimnis eingeweiht. Ja, allein die Tatsache, dass er ihr davon erzählt habe, hatte er gesagt, sei ein Beweis dafür, wie sehr er sie mochte und ihr vertraute.
    Er müsse dieses Geheimnis endlich mit jemandem teilen.
    All die Jahre habe er diese fürchterliche Last, diese Schuld, diese Scham allein mit sich herumgetragen. Allein.
    Wahrscheinlich war dies der Grund dafür, warum er so schnell gekommen war, hatte er erklärt.
    Er sei so angespannt, so voller angestauter Schuldgefühle gewesen. Und hier am Ort des Geschehens sei alles wieder hochgekommen.
    Schließlich hatten sie sich angezogen, und er hatte ihr den Baum und den Standort des Zelts gezeigt und die Stelle hinter den Büschen, von wo er geschossen hatte. Sie hörte ihm ernst und still zu und stellte keine einzige Frage, erst als er fertig war: warum ?, und er hatte geantwortet, dass er es nicht wusste. Er sei fast noch ein Kind gewesen, er hatte herausfinden wollen, ob er den Mut dazu hatte und wie es sich anfühlte, einen Menschen zu töten. Das war kaltherzig, das wusste er. Er sei an jenem Tag wütend auf seine Eltern gewesen. Auf alle. Auf die ganze Welt. Er war verrückt, ein zorniger, verrückter und gestörter Junge. Aber jetzt, als Erwachsener, war das Wissen um sein Verbrechen eine einzige Qual.
    Es sei grauenvoll, was er den beiden Mädchen damals angetan hatte. Entsetzlich, jemandem ohne Grund das Leben zu nehmen.
    So wollte er nicht mehr weiterleben, allein mit diesem grauenvollen Geheimnis.
    Natürlich gab es ein paar Sachen, die er ihr nicht erzählte.
    Zum Beispiel, dass die Mädchen zwei verwöhnte Lesbenschlampen gewesen waren.
    Und dass Tim und Jennifer dabei gewesen waren, behielt er ebenfalls für sich. Das zu erwähnen machte die Sache nur noch komplizierter. Er behauptete, er wäre alleine dort gewesen. Katherine mochte die beiden ohnehin nicht. So war es einfacher.
    Er erzählte ihr auch nicht, wie er die andere kleine Schlampe die halbe Nacht durch den verdammten Wald gejagt hatte und dass sie ihm entkommen war.
    Der Teil war ihm peinlich.
    Aber er fand, dass seine Schilderung der Ereignisse glaubwürdig genug klang. Genug Einzelheiten enthielt.
    Und als er fertig war, hatte er das Gefühl, dass zwischen ihm und Katherine etwas entstanden war, ähnlich dem, was er seit vier Jahren mit Tim und Jennifer teilte. Eine Art Verbundenheit.
    Eine Nähe, die nur durch eine bestimmte Art von Wissen entsteht, das man teilt.
    Ab jetzt war er etwas Besonderes für sie. Sie kannte sein Geheimnis.
    Er hatte getan, was er sich vorgenommen hatte, was er hatte tun müssen.
    Er hatte ihr sein Zeichen aufgedrückt.
    Er machte sich keine Sorgen, dass sie es weitererzählte. Das würde sie nicht. Und falls doch, dann hätte sie eben alles erfunden, und er musste nur alles abstreiten. Außerdem hatte die Polizei nicht den geringsten Beweis.
    Aber er glaubte nicht, dass sie ihn verraten würde. Er hielt das für ziemlich unwahrscheinlich.
    Endlich war es ihm gelungen, ihr Interesse zu wecken.
    Er fuhr schweigend durch die Nacht. Langsam und ernst. Gab sich schuldbewusst und

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