The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
weht dich der nächste Windstoß davon.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung zum Fenster und setzte sich wieder. »Da kommt ein ziemlich heftiges Unwetter. Aber das kann nur gut sein. Wir brauchen den Regen. Hoffentlich haben wir keine Heuler im Zwinger.«
Heuler waren Hunde, die sich vor dem Donner fürchteten und mit ihrem Gejaule den anderen Tieren das Leben schwermachten. Beth wollte die Gelegenheit ergreifen
und das Thema wechseln, aber als sie in ihren Toast biss, fiel ihr ein, dass sie noch etwas anderes mit ihrer Großmutter besprechen wollte.
»Ich glaube, sie sind sich schon mal begegnet«, sagte sie.
»Wer? Thibault und der Blödmann?«
Beth hob die Hände. »Bitte, Nana, nenn ihn nicht so. Ich weiß, du magst ihn nicht, aber er ist immer noch Bens Vater, und ich möchte nicht, dass du dir angewöhnst, so über ihn zu reden, weil Ben es garantiert irgendwann mitkriegt.«
Nana nickte mit einem verständnisvollen Lächeln. »Du hast vollkommen Recht«, murmelte sie. »Tut mir leid. Ich sage es nicht wieder. Aber was wolltest du mir sagen?«
»Erinnerst du dich, dass ich dir von dem Abend erzählt habe, als Keith Ben mit einem blauen Auge nach Hause gebracht hat? Du warst bei deiner Schwester …« Nana nickte abermals, und Beth fuhr fort: »Gestern im Bett habe ich noch mal über die Situation nachgedacht. An dem Abend selbst ist es mir nicht aufgefallen, aber als Keith Logan gesehen hat, wollte er gar nicht wissen, wer er ist. Mir kam es so vor, als würde bei ihm ein Schalter umgelegt – er ist sofort ausgerastet und hat geschrien ›Was machen Sie hier?‹«
»Und?« Nana konnte ihr nicht ganz folgen.
»Die Art, wie er es gesagt hat, fand ich seltsam. Er war gar nicht übermäßig erstaunt, dass bei mir ein Mann auf der Veranda sitzt – nein, ihn hat es nur verblüfft, dass ausgerechnet Logan da sitzt. Als wäre Logan der letzte Mensch, mit dem er gerechnet hätte.«
»Was sagt Thibault?«
»Er hat noch gar nichts dazu gesagt. Aber irgendwie klingt das doch logisch, oder? Dass sie sich schon einmal über den Weg gelaufen sind, meine ich. Weil Logan ja auch denkt, dass Keith bei ihm eingebrochen ist.«
»Kann sein«, sagte Nana. Doch dann schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß nicht recht. Hat Thibault erwähnt, wonach dein Exmann gesucht haben könnte?«
»Nein, er hat nur gesagt, dass es bei ihm nicht viel zu holen gibt.«
»Das ist eine Art, die Frage zu beantworten, ohne wirklich etwas zu sagen.«
»Stimmt.« Beth biss noch einmal von dem Toast ab, aber sie konnte unmöglich beide Scheiben essen.
Nana beugte sich zu ihr. »Und deswegen machst du dir Sorgen?«
»Ein bisschen schon.«
»Weil du das Gefühl hast, es gibt etwas, was er dir nicht sagen will?« Nana ließ nicht locker.
Als Beth schwieg, nahm Nana ihre Hand. »Ich finde, du machst dir wegen der falschen Dinge Gedanken. Vielleicht ist dein Exmann bei Thibault eingebrochen, vielleicht auch nicht. Aber das ist nicht so wichtig wie die Frage, ob Keith hinter den Kulissen gegen dich intrigiert hat. An deiner Stelle würde mich das viel mehr beschäftigen, weil es dich unmittelbar betrifft.« Sie schwieg für einen Moment, um ihre Worte wirken zu lassen. »Ich sage das, weil ich dich und Thibault öfter zusammen erlebe, und es ist nicht zu übersehen, wie gern er dich hat. Und ich glaube, er hat dir von seinen Verdächtigungen erzählt, weil er nicht will, dass ihm das Gleiche passiert
wie den anderen Männern, die sich für dich interessiert haben.«
»Heißt das, du denkst, Logan hat Recht?«
»Ja, allerdings. Du nicht?«
Es dauerte eine Weile, bis Beth antwortete: »Doch, ich denke es auch.«
Aber wie konnte sie sich Gewissheit verschaffen? Das war gar nicht so einfach. Nach dem Gespräch mit ihrer Großmutter zog Beth Jeans und Regenmantel an und fuhr in die Stadt. Seit zwei Stunden goss es in Strömen, außerdem stürmte es – ein fast tropisches Unwetter, das von Georgia über South Carolina hierher gezogen war. Im Wetterbericht wurden bis zu zweihundert Millimeter Niederschlag in den nächsten vierundzwanzig Stunden vorausgesagt. Aber damit nicht genug – zwei weitere Stürme waren bereits im Golf von Mexiko angekommen. Sie würden demnächst ebenfalls North Carolina erreichen und noch mehr Regen mit sich bringen. Der heiße, trockene Sommer ging nun definitiv seinem Ende entgegen.
Beth konnte kaum durch die Windschutzscheibe sehen, obwohl sie die Scheibenwischer auf höchste Geschwindigkeit gestellt hatte.
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