The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
Haus, aber Thibault
merkte, dass es sich um ein verzweifeltes letztes Aufbäumen handelte.
Er versuchte, möglichst nicht daran zu denken, was passiert war oder wie er es hätte verhindern können. Solche Überlegungen brachten jetzt sowieso nichts mehr. Er hatte Mist gebaut, so einfach war das, und die Vergangenheit konnte man nicht ungeschehen machen. Schon immer hatte er sich bemüht, nicht irgendwelchen Dingen nachzuhängen, die nicht mehr zu ändern waren. Aber diesmal war es irgendwie anders. Er wusste nicht, ob er damit je fertigwerden würde.
Gleichzeitig hatte er die ganze Zeit das Gefühl, dass es noch nicht vorbei war, dass dies nicht das Ende sein konnte. Fehlte ihm der offizielle Abschied? Nein, es war mehr als das. Durch seine Erfahrungen im Krieg hatte er gelernt, sich auf seine Instinkte zu verlassen, auch wenn er keine Ahnung hatte, woher sie kamen. Ihm war klar, dass er aus Hampton weggehen musste, und sei es auch nur, um möglichst weit weg von Clayton zu sein – er machte sich keine falschen Hoffnungen, dass der Deputy eines Tages alles vergeben und vergessen könnte –, aber er schaffte es einfach nicht, durch die Tür zu treten.
Keith Clayton war das Zentrum des Rads. Clayton war der Grund, weshalb er nach Hampton kommen musste. Clayton – und Ben mit Elizabeth. So viel war sicher. Aber er konnte sich immer noch nicht erklären, was der eigentlich Zweck seines Hierseins war – und er wusste nicht, was er jetzt tun sollte.
Zeus erhob sich und wanderte von seiner Ecke zum Fenster. In dem Augenblick klopfte es an die Tür. Thibault
geriet sofort in Spannung, doch Zeus, der nach draußen sehen konnte, wedelte freudig mit dem Schwanz.
Als Thibault die Tür öffnete, sah er Elizabeth vor sich – und erstarrte. Einen Moment lang standen sie sich stumm gegenüber und schauten einander nur an.
»Hi, Logan«, sagte Elizabeth schließlich.
»Hallo, Elizabeth.«
Ein Lächeln huschte über ihre Züge und verschwand gleich wieder. Hatte er es sich vielleicht doch nur eingebildet?
»Darf ich reinkommen?«
Thibault ging einen Schritt zur Seite und schaute zu, wie sie ihre blonden Haare von der Kapuze befreite und den Regenmantel auszog. Unsicher hielt sie ihm den Mantel hin, bis er ihn ihr endlich abnahm und über den Knauf der Eingangstür hängte.
»Ich freue mich, dass du hier bist«, sagte er.
Sie nickte nur. Zeus stupste ihre Hand mit der Schnauze, und sie kraulte ihn ausführlich hinter den Ohren, ehe sie sich wieder Thibault zuwandte.
»Können wir reden?«, fragte sie.
»Wenn du möchtest, gern.« Er deutete auf das Sofa. Elizabeth setzte sich ans eine Ende, er an das andere.
»Warum hast du Ben das Foto gegeben?«, begann sie ohne Umschweife.
Thibault fixierte die gegenüberliegende Wand, während er überlegte, wie er es ihr erklären konnte, ohne alles noch schlimmer zu machen. Wo sollte er beginnen?
»Sag es mir in zehn Wörtern oder weniger«, schlug sie vor, weil sie seine Bedenken spürte. »Danach können wir ja weitersehen.«
Thibault rieb sich die Stirn. Dann blickte er Beth in die Augen. »Weil ich dachte, es wird ihn beschützen.«
»Ihn beschützen?«
»Im Baumhaus. Der Sturm hat die ganze Konstruktion angegriffen, samt der Brücke. Ich glaube, Ben sollte lieber gar nicht mehr hingehen. Es kann jeden Moment alles zusammenbrechen.«
Sie hielt seinem Blick stand und schaute nicht weg. »Weshalb hast du es nicht behalten?«
»Weil ich dachte, er braucht es dringender als ich.«
»Weil es ihn beschützt.«
»Ja.«
Elizabeth zupfte an dem Schonbezug herum, bevor sie weitersprach. »Heißt das, du glaubst es tatsächlich? Dass das Foto ein Glücksbringer ist?«
Zeus kam angetappt und legte sich vor das Sofa. »Vielleicht«, antwortete Thibault.
»Erzähl mir einfach die ganze Geschichte, damit ich endlich Bescheid weiß.«
Die Ellbogen auf die Knie gestützt, begann Thibault zu reden. Er konnte Elizabeth nicht anschauen, sondern richtete den Blick starr auf den Boden. Stockend erzählte er von dem Foto, von den Pokerrunden in Kuwait, von der raketengesteuerten Granate, durch die er das Bewusstsein verlor, von den Feuergefechten in Falludschah. Er berichtete von den Autobomben und den Sprengfallen, die er in Ramadi überlebt hatte, und ließ natürlich auch nicht unerwähnt, dass Victor nach einer Attacke gesagt hatte, das Foto habe ihnen beiden das Leben gerettet. Er beschrieb die Reaktion seiner Kameraden und dass manche ihm misstrauten.
Dann schwieg er
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