The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
bitten?«, fragte sie.
»Ja, gern – um welchen?«
»Könntest du den Rektor anrufen und ihn fragen, ob er Ben nach der Schule heimbringt? Ich möchte nicht, dass du bei diesem Wetter Auto fährst, und ich selbst fühle mich einfach nicht in der Lage, noch mal rauszugehen.«
KAPITEL 31
Clayton
Clayton versuchte, den See zu umgehen, der sich vor Beths Haus gebildet hatte, schaffte es aber nicht. Seine Stiefel versanken im Schlamm. Am liebsten hätte er laut geflucht, aber das Fenster neben der Eingangstür stand offen, und er wusste, dass Nana ihn hören konnte. Trotz ihres Alters hatte diese Frau Ohren wie eine Eule, und er wollte auf keinen Fall einen schlechten Eindruck erwecken. Beths Großmutter hatte schon genug Vorurteile gegen ihn.
Er ging die Stufen hinauf und klopfte. Im Haus waren Schritte zu hören, dann erschien Beths Gesicht im Fenster, und endlich öffnete sich die Tür. Beth trat auf die Veranda.
»Keith! Was willst du hier?«
»Ich habe mir Sorgen gemacht«, sagte er. »Eigentlich wollte ich mich nur vergewissern, dass alles okay ist.«
»Ja, alles ist okay.«
»Ist er noch da? Möchtest du, dass ich mit ihm rede?«
»Nein. Er ist weg. Ich weiß nicht, wo er ist.«
Clayton trat von einem Fuß auf den anderen und bemühte sich, möglichst zerknirscht auszusehen. »Mir tut das alles furchtbar leid, und es ist mir auch sehr unangenehm,
dass ausgerechnet ich es dir mitteilen musste. Ich weiß ja, wie sehr du ihn mochtest.«
Beth nickte und spitzte die Lippen, ohne etwas zu sagen.
»Aber du solltest dir deswegen keine Vorwürfe machen«, fuhr Keith fort. »Wie gesagt – solche Leute wissen ganz genau, wie sie ihre wahren Motive verschleiern müssen, damit man nichts merkt. Das sind Psychopathen, die kann man unmöglich durchschauen.«
»Ich möchte nicht mehr darüber reden«, entgegnete Beth und verschränkte wie schon in der Schule die Arme vor der Brust.
Besänftigend hob Keith die Hände. Er merkte, dass er zu weit vorgeprescht war. Wenn er sich nicht ein bisschen zurücknahm, vermasselte er alles. »Das verstehe ich. Und du hast ja auch vollkommen Recht. Ich bin in diesem Fall sicher nicht der richtige Gesprächspartner, vor allem, wenn man bedenkt, wie ich dich in der Vergangenheit manchmal behandelt habe.« Er steckte die Daumen in den Gürtel und zwang sich zu einem Lächeln. »Wie gesagt – ich wollte einfach nur fragen, ob alles in Ordnung ist.«
»Ja, alles ist in Ordnung, es geht mir gut. Vielen Dank.«
Clayton war schon fast bei den Stufen, drehte sich dann aber noch einmal um. »Übrigens – nach allem, was Ben so erzählt hat, ist Thibault wirklich sehr sympathisch.«
Beth wirkte verblüfft.
»Ich wollte dir das nur sagen. Denn sonst … wenn Ben etwas zugestoßen wäre – das hätte Thibault bis ans Ende
seiner Tage bereut. Ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass unserem Sohn nichts passiert. Und bei dir ist es genauso, das weiß ich. Deshalb bist du ja so eine großartige Mutter. Ich habe viele Fehler gemacht, aber in einem Punkt habe ich goldrichtig entschieden – nämlich dass du Ben erziehst.«
Beth nickte und wandte sich dann schnell ab, weil sie mit den Tränen kämpfen musste. Als Keith sah, dass sie sich die Augen wischte, ging er zu ihr.
»Hey, Beth«, murmelte er leise. »Ich weiß, du willst das jetzt nicht hören, aber glaub mir – du hast das Richtige getan. Und du findest bestimmt bald jemanden, der wirklich zu dir passt, einen wunderbaren Menschen, davon bin ich überzeugt. Das hast du nämlich verdient.«
Als sie kurz aufschluchzte, nahm er sie in den Arm. Instinktiv lehnte sie sich an ihn. »Es wird alles gut«, flüsterte er nur. Eine ganze Weile lang standen sie so auf der Veranda, dicht beieinander, und er hielt sie fest.
Clayton beschloss, nicht noch länger zu bleiben. Er hatte erreicht, was er sich vorgenommen hatte. Beth sah in ihm jetzt den verständnisvollen Freund und jemanden, der seine Sünden bereute. Die Umarmung war nur der Zuckerguss auf dem Kuchen – nicht unbedingt eingeplant, aber ein hübscher Abschluss seines Besuchs.
Er durfte sie nicht bedrängen. Das wäre ein großer Fehler. Sie brauchte Zeit, um über Thai-bolt wegzukommen. Auch wenn er ein Psychopath war, auch wenn er die Stadt verließ – Gefühle konnte man nicht einfach an-und abschalten wie einen Motor. Aber die Gefühle würden schwächer werden, darauf konnte man sich verlassen.
Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Der nächste
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